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Psychische Belastungen von Schülerinnen und Schülern: Lehrpersonen wünschen sich Unterstützung

Lehr- und Betreuungspersonen an Schulen sind häufig mit psychischen Belastungen bei Kindern und Jugendlichen konfrontiert. Um entsprechend handeln zu können, wünscht sich das Schulpersonal Tools, Lehrmittel und Infomaterial. Das zeigt eine gemeinsame Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) des Kantonsspitals Winterthur (KSW).

(Bild: Taylor Wilcox on Unsplash)

Psychische Belastungen, Erkrankungen und Störungen (kurz: Belastungen) im Kindes- und Jugendalter sind in den letzten Jahrzehnten zu einem der herausforderndsten Probleme der öffentlichen Gesundheit geworden. «Bis zum Erreichen der Volljährigkeit ist fast die Hälfte der Kinder und Jugendlichen irgendwann mehr oder weniger direkt davon betroffen», sagt Co-Studienleiter Kurt Albermann, Chefarzt am SPZ. Im Zuge der Corona-Pandemie hat die Dringlichkeit für einen adäquaten Umgang mit den psychischen Belastungen noch zugenommen.

Nur ein Drittel fühlt sich erfahren

Die Lehr- und Betreuungspersonen an Schulen erkennen solche Belastungen häufig als Erstes – noch vor den Eltern. Doch sie fühlen sich nicht immer in der Lage, diese richtig einzuschätzen und im Schulalltag adäquat damit umzugehen, so das Fazit der Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und des Sozialpädiatrischen Zentrums des Kantonsspitals Winterthur (KSW), welche diese in Zusammenarbeit mit der Winterthurer Zentralschulpflege durchgeführt haben. Befragt wurden rund 570 Lehr- und Betreuungspersonen von Winterthurer Kindergärten, Primar- und Oberstufenschulen befragt wurden. Fast alle Teilnehmenden hatten in den zwölf Monaten vor der Befragung mindestens eine Schülerin oder einen Schüler mit einer psychischen Belastung betreut oder unterrichtet; durchschnittlich waren es 4.7.

Bloss ein gutes Drittel (34%) der Teilnehmenden stufte sich im Umgang mit belasteten Schülerinnen und Schülern als erfahren bzw. sehr erfahren ein. Ein knappes Viertel (23%) gab an, im Umgang mit dem Thema wenig oder gar nicht erfahren zu sein und 42 Prozent fühlten sich nur teilweise sicher. «Eine Mehrheit der Teilnehmenden fühlt sich bei ausgewählten Fragen zur psychischen Gesundheit der Schulstufe entsprechend zwar handlungskompetent. Es zeigen sich aber punktuelle Unsicherheiten, beispielsweise bei störungsspezifischen Thematiken wie Suizidalität, Spiel- oder Online-Sucht, aber auch dabei, eine Fachperson zum richtigen Zeitpunkt einzuschalten», sagt Co-Studienleiterin Julia Dratva vom ZHAW-Institut für Gesundheitswissenschaften.

Schulpersonal wünscht sich mehr Unterstützung

Die Teilnehmenden nutzen vor allem persönliche Kontakte (98%), Internetseiten (91%) und Printmedien (90%), um sich über psychische Belastungen, Störungen und Erkrankungen ihrer Schülerinnen und Schüler zu informieren. Neben dem Ausbau schulischer Angebote wünschten sich die befragten Lehr- und Betreuungspersonen mehr Weiterbildungen sowie Unterstützung oder Empfehlungen von externen Fachpersonen.

Das Studienteam empfiehlt deshalb verschiedene Massnahmen, um die psychische Gesundheitskompetenz des Schulpersonals zu stärken. «Die Zentralschulpflege sieht klaren Handlungsbedarf», sagt deren Präsident, Winterthurer Stadtrat Jürg Altwegg. Eine Projektgruppe aus Fachleuten und Schulleitungen arbeitet daher am weiteren Vorgehen. An den Schulen soll ein offener Umgang mit dem Thema psychische Gesundheit gepflegt und dieses analog zum «Sozialen Lernen» in den Unterricht integriert werden. Ausserdem soll das Angebot an Tools, Lehrmitteln und Infomaterialen ausgebaut sowie Unterstützung, Supervision und Qualitätssicherung für eigenmotivierte Aktivitäten bereitgestellt werden. «Voraussetzung dafür ist eine Schulkultur, die das Erwerben und Erhalten dieser Kompetenzen möglich macht», sagt Albermann.

Mit der Studie, an der eine breit aufgestellte Begleitgruppe der Schule Winterthur beteiligt war, wurden erstmals in der Schweiz die psychische Gesundheitskompetenz von Lehr- und Betreuungspersonen sowie deren Wissen zu psychischer Gesundheit in Bezug auf Schülerinnen und Schüler erhoben. «Winterthur ist kein Sonderfall. Schweizweit dürfte das Schulpersonal mit denselben Herausforderungen konfrontiert sein», so Julia Dratva.

Die Studie wird am 25. November 2021 im Rahmen des 18. Symposiums des Sozialpädiatrischen Zentrums des KSW zum Thema «Psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern» vorgestellt.

Über die Projektwebsite kann der Schlussbericht der Studie abgerufen werden.

Kontakt

  • Prof. Dr. med. Julia Dratva, Institut für Gesundheitswissenschaften, ZHAW-Departement Gesundheit, Tel. 058 934 63 72, E-Mail julia.dratva@zhaw.ch
  • Dr. med. Kurt Albermann, Sozialpädiatrisches Zentrum SPZ, Departement Kinder- und Jugendmedizin, Kantonsspital Winterthur, Tel. 052 266 29 16, E-Mail kurt.albermann@ksw.ch
  • Jürg Altwegg, Stadtrat, Tel. 052 267 55 11, E-Mail juerg.altwegg@win.ch, erreichbar für Anfragen: Donnerstag, 25. November 2021, 14.00 – 14.30 Uhr
  • José Santos, Leiter Kommunikation, ZHAW-Departement Gesundheit, Tel. 058 934 63 84, E-Mail jose.santos@zhaw.ch