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Vorgestellt: Pierre-Alain Hug, Dozent im CAS Kulturpolitik und Kulturförderung

Im Rahmen unserer «Vorgestellt-Reihe» haben wir mit unserem Dozenten des CAS Kulturpolitik & Kulturförderung, Pierre-Alain Hug, gesprochen. Dabei haben wir interessante Einblicke erhalten in die Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Sport- und Kulturbereich, in private und institutionelle Fördergefässe und in die Bedeutung der Kulturbotschaft und der «kulturellen Teilhabe» im Kultursektor.

Nach seinem Masterabschluss in Politikwissenschaften an der Université de Lausanne hat Pierre-Alain Hug gleichzeitig mehrere Karrierewege, in der Bildung (Universität, Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne, ZHAW), als Selbständiger, oder als Institutionsmitglied, in den Bereichen Sport, Stadt- und Kulturpolitik eingeschlagen.

In diesem Zusammenhang hat er zahlreiche Mandate übernommen. Von besonderer Bedeutung für das Internationale Olympische Komitee war die Schaffung eines Rahmens für die Analyse der Wirkungen der Olympischen Spiele durch das Konzept der nachhaltigen Entwicklung. Im Bereich der Kulturpolitik nimmt er Mandate für Pro Helvetia, das Bundesamt für Kultur, das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation, den Kanton Wallis, die Städte Sion und Neuchâtel sowie für Kulturorganisationen wahr.

Auf institutioneller Ebene war er Direktor des Internationalen Comics Festivals in Sierre und Lausanne. Danach war er bei Pro Helvetia für die Leitung der internationalen Austauschprogramme und die Koordination der Schweizer Kulturzentren im Ausland zuständig. Er wurde auch mit der Leitung des kantonalen Amtes für Kultur und Sport der Republik und des Kantons Genf betraut.

Herr Hug, Sie engagieren sich seit ca. 20 Jahren im Rahmen unterschiedlicher Funktionen in der Kulturpolitik. Studiert haben Sie Politikwissenschaften und Mathematik. Woher stammt Ihre Leidenschaft für den Kultursektor?

Auf persönlicher Ebene erlebte ich den Einstieg in die Kultur durch das Lesen. Meiner Meinung nach bieten uns Bücher eine unendliche Welt der Erforschung und Entdeckung. Anschliessend habe ich mich in meiner Freizeit vermehrt mit Zeichnen, Fotografie und Musik beschäftigt.

Auf beruflicher Ebene habe ich durch «public policies», die der Kultur und dem kulturellen Erbe gewidmet sind, die Möglichkeit gesehen, in einem wichtigen Bereich, der mich persönlich interessiert, nützlich zu sein.

Im Kanton Genf haben Sie das Amt für Kultur und Sport geleitet. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede haben beide Bereiche in der Politik und Förderung?

Die zwei Bereiche haben einige Gemeinsamkeiten: den Fokus auf die Entwicklung des Menschen, die Integration im Bildungssystem, die Durchführung von Veranstaltungen mit Publikum und den Einfluss auf die urbane Entwicklung einer Region. Zudem werden beide Disziplinen von der öffentlichen Hand unterstützt, jedoch auf unterschiedlicher Weise.

Der Sport kann sich auf eine umfangreiche Amateurstruktur stützen, welche die Ausbildung neuer Generationen von Sportlerinnen und Sportlern ermöglicht. Die öffentliche Hand unterstützt vor allem die Vereine und somit auch diverse Strukturen, die es dem Amateursport ermöglichen, sich unter den bestmöglichen Bedingungen zu entwickeln. Die Privatwirtschaft engagiert sich stark auf der beruflichen Ebene. Die Behörden halten sich grundsätzlich aus den profitablen Sportarten heraus, wobei einzelne Politikerinnen und Politiker sich gerne bei privat finanzierten Sportveranstaltungen zeigen (anders als bei privat finanzierten Kulturveranstaltungen). Im Gegenzug wird der Kultursektor auf verschiedenen Stufen hauptsächlich durch die öffentliche Hand finanziert. Der von der Privatwirtschaft unterstützte Kultursektor wird manchmal sogar als kulturfremd betrachtet und mit der Unterhaltung in einen Topf geworfen.

Förderung ist in der Kulturszene ein zentrales Thema – nebst öffentlichen Geldern existieren unzählige weitere kleine Kulturförderungsgefässe, die aber oftmals den Kulturschaffenden unbekannt sind. Wie erklären Sie dieses Phänomen? Wo können sich Kulturschaffende über Finanzierungsmöglichkeiten informieren?

Die privaten Finanzierungsmöglichkeiten in der Schweiz sind sehr umfangreich. Den Kulturakteuren und Institutionen stehen verschiedene Gefässe bereit, welche von Unternehmen, Stiftungen und/oder Privatpersonen verfügbar gemacht werden. Sporadische Unterstützung ist oft das Ergebnis von persönlichen Networking-Bemühungen zwischen Kulturschaffenden und Financiers mit dem Ziel entweder dem anderen zu helfen oder vom anderen zu profitieren

Formelle finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten sind hingegen einem grösseren Netzwerk von Kulturschaffenden bekannt. Als gute Informationsquelle dienen die kulturellen Dachverbände, die sich zunehmend um die Sammlung und Bereitstellung solcher Informationen bemühen.

Seit der Migrationswelle im Jahr 2015 prägen Themen wie «Partizipation» und «Kulturelle Teilhabe» vermehrt die Kulturpolitik und die Kulturszene – in der Kulturbotschaft definiert der Bundesrat «Kulturelle Teilhabe» als eines der drei zentralen Handlungsachsen für die Jahre 2016 bis 2020. Was bedeutet die Kulturbotschaft für die Kulturszene? Wie prägt sie die Beziehung zwischen Kulturpolitik und Kulturschaffenden?

Der Begriff «Partizipation» umfasst das Thema Migration sowie die Vermischung der Menschen und das Bewusstsein für unsere Mitmenschen. «Partizipation» ist der Nachfolger des Begriffs «Vermittlung» und ist in den grundlegenden Zielen der Kulturbotschaft 2012-2015 aufgeführt. «Partizipation» führt die Idee vom Kulturzugang noch weiter als die «Vermittlung».

Die Kulturbotschaft des Bundesrats ist eine treibende Kraft für die gesamte Kulturszene, insbesondere für öffentliche Akteure. In anderen Worten: Die Kulturbotschaft bietet eine Grundlage, welche den Ton in den kantonalen und kommunalen Kulturverwaltungen angibt und für Kulturakteure als Bezugspunkt nützlich sein kann. Durch ihre Fähigkeit, einen einheitlichen Diskurs zu schaffen, übernimmt die Kulturbotschaft des Bundes eine Vorreiterrolle gegenüber den Kantonen. Letztere sind laut Artikel 69 der Bundesverfassung jedoch für das Ausführen von konkreten Massnahmen verantwortlich.

Die Kulturbotschaft kann stark polarisierend wirken: Aufgrund von unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten der Kulturbotschaft, kommt es zu Spannungen zwischen verschiedenen Akteuren im Kulturbereich.

Aufgrund Ihrer langjährigen Erfahrung kennen Sie sowohl die Kulturpolitik der Deutschschweiz wie auch diejenige der Romandie. Welche Unterschiede lassen sich zwischen den zwei Sprachregionen der Schweiz erkennen? Was können die zwei Regionen voneinander lernen?

Es ist schwierig, in diesem Bereich allgemeine Aussagen zu machen, da jede Kulturpolitik unabhängig von der Sprachregion sich auf einen sehr spezifischen Kontext bezieht. Einige Unterschiede sind jedoch spürbar und lassen sich anhand der folgenden Beispiele veranschaulichen.

Die von den französischsprachigen Kantonen eingeführte Form der Zusammenarbeit ist äusserst flexibel und effizient und kann als Vorbild für die gemeinsame Arbeit anderer Kantone dienen. In der Deutschschweiz ist die Stadtentwicklung in Zürich oder Basel aufgrund der besonderen Rolle, die kulturelle Einrichtungen im Kontext einer progressiven Urbanisierung oder Neuordnung gespielt haben, beispielhaft.

Seit März 2020 gehören Sie zum Dozierendenteam des CAS Kulturpolitik und Kulturförderung am Zentrum für Kulturmanagement. Welche Inhalte vermitteln Sie den Kursteilnehmenden?

Anhand einiger Begriffe aus der Politikwissenschaft (Systemismus, Komplexität, Netzwerke, Föderalismus, Subsidiarität, Ideologie usw.) untersuchen wir verschiedene Kräfte und Themen, die sich auf der politischen Bühne gegenüberstehen. Einen besonderen Fokus legen wir auf die Untersuchung der öffentlichen Kulturpolitik.

In Bezug auf Kulturförderung dienen die persönlichen Projekte der Studierenden nach einer Beschreibung des aktuellen Systems innerhalb des Schweizer Föderalismus als Grundlage für einen kritischen Blick auf dieses System.

Das ZKM-Team bedankt sich herzlich für das Interview!

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