Vorgestellt: Diana Martello
Im Rahmen der «Vorgestellt-Reihe» haben wir uns mit Diana Martello unterhalten. Sie ist zurzeit Visiting PhD Student am ZHAW Zentrum für Kulturmanagement.

Diana Martello ist Doktorandin im dritten Jahr des PhD-Programms Analysis and Management of Cultural Heritage an der IMT School for Advanced Studies Lucca. In ihrem interdisziplinären Forschungsumfeld verbindet sie ökonomische, managementbezogene und historische Perspektiven auf den Kulturbereich. Nach ihrem Bachelorstudium in Kunstgeschichte an der Universität Perugia absolvierte sie den Master in Economics and Management of Arts and Cultural Activities an der Universität Ca’ Foscari in Venedig.
Sie ist Teil des LYNX – Center for the Interdisciplinary Analysis of Images, Contexts, Cultural Heritage an der IMT sowie assoziiertes Mitglied der Forschungsgruppe ASK (Art, Science and Knowledge) am GREEN Center der Bocconi Universität in Mailand.
Für ein halbes Jahr ist Diana Martello Visiting PhD Student an der ZHAW – School of Management and Law, wo sie im Rahmen des vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten Projekts «Culture goes sustainable» in Kooperation mit der Universtität Lausanne zum Thema Nachhaltigkeit in Kulturorganisationen forscht.
Diana Martello, wie hat Ihr Studium an der IMT School for Advanced Studies Lucca mit ihrem interdisziplinären Ansatz Ihre Forschung und Ihr Verständnis von Nachhaltigkeit im Kulturbereich beeinflusst?
Das Studium an der IMT School for Advanced Studies Lucca hat sowohl die inhaltliche Ausrichtung meiner Forschung als auch meine Herangehensweise an Nachhaltigkeit und Rechenschaftspflicht im Kulturbereich massgeblich geprägt. Der interdisziplinäre Aufbau des Programms – mit Perspektiven aus den Bereichen Wirtschaft, Management, Geschichte, Kunst und Datenanalyse – hat mich dazu angeregt, Kulturorganisationen aus unterschiedlichen, sich ergänzenden Blickwinkeln zu betrachten. Dadurch habe ich ein tieferes Verständnis dafür entwickelt, wie diese Institutionen im Zusammenspiel mit sozialen, institutionellen und ökologischen Rahmenbedingungen agieren – und wie Nachhaltigkeit aus den alltäglichen Entscheidungen und Abwägungen innerhalb dieser Organisationen hervorgeht.
Ihr Weg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung begann mit Ihrer Masterarbeit zum nachhaltigen Theatermanagement. Wie hat sich Ihr Blick auf Non-Financial Reporting und Rechenschaftssysteme seither verändert – und welche neuen Themen vertiefen Sie aktuell während Ihres Forschungsaufenthalts in der Schweiz?
Meine Masterarbeit ermöglichte mir damals einen ersten praxisnahen Blick auf nachhaltige Managementansätze in Theaterbetrieben. Zu diesem Zeitpunkt stand für mich vor allem im Fokus, wie Kulturorganisationen Nachhaltigkeitsstrategien umsetzen und deren Wirksamkeit im operativen Alltag messen können. Im Laufe meiner Promotionszeit hat sich mein Blick jedoch deutlich erweitert: Heute interessiere ich mich dafür, wie Kulturorganisationen den Begriff der Rechenschaftspflicht im Rahmen von Non-Financial Reporting-Prozessen überhaupt verhandeln und mit Inhalt füllen. Für mich ist die Berichterstattung inzwischen weniger ein reines Steuerungs- oder Kontrollinstrument, sondern vielmehr ein Verhandlungsraum, in dem unterschiedliche institutionelle Logiken sichtbar werden und manchmal auch miteinander in Konflikt geraten.
Während meines aktuellen Forschungsaufenthalts an der ZHAW vertiefe ich diese Perspektive im Rahmen des Projekts «Culture goes sustainable», das Kunst- und Kulturorganisationen dabei unterstützt, wirksame Schritte in Richtung Nachhaltigkeit zu gehen. Das Projekt stellt Wissen, Instrumente und Netzwerke zur Verfügung, die es den beteiligten Organisationen ermöglichen, aktiv zur sozial-ökologischen Transformation beizutragen. Für mich ist diese Arbeit eine logische und spannende Weiterentwicklung meines bisherigen Forschungsweges.
Was treibt Sie persönlich an, sich so intensiv mit der Verbindung von Nachhaltigkeit und Kultur auseinanderzusetzen? Gab es dabei einen Schlüsselmoment?
Es gab keinen einzelnen Schlüsselmoment – es war vielmehr ein kontinuierlicher Weg. Mich treibt die Überzeugung an, dass Kultur eine zentrale Rolle dabei spielt, Nachhaltigkeit für die Gesellschaft erlebbar, greifbar und relevant zu machen. Gleichzeitig habe ich in meiner praktischen Arbeit oft erlebt, dass von Kulturorganisationen erwartet wird, «nachhaltig zu sein», ohne dass dabei ihre spezifischen kulturellen Eigenheiten, Werte und Arbeitsweisen ausreichend berücksichtigt werden. Diese kulturelle Besonderheit wird häufig übersehen – dabei beeinflusst sie ganz wesentlich, wie Nachhaltigkeit verstanden und tatsächlich gelebt werden kann. Genau hier möchte ich mit meiner Arbeit einen Beitrag leisten: Die Besonderheiten von Kulturorganisationen sichtbar machen und in den Nachhaltigkeitsdiskurs integrieren.
Wir freuen uns, Diana als Visiting PhD Student am ZKM willkommen zu heissen und wünschen eine inspirierende und erfolgreiche Zeit bei uns.