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Zoom In: Jan Malte Lemke

Jan Lemke hat an der ZHAW School of Management and Law den BSc in International Management absolviert und ist ein passionierter und erfolgreicher Unihockeyspieler.

Februar 2023

Jan Malte Lemke wurde in Deutschland in der Nähe von Düsseldorf geboren, hat aber nur kurz dort gelebt. Die internationale Tätigkeit seines Vaters bedingte, dass die ganze Familie weiterzog nach Kanada, London und Belgien, bevor sie ab 2005 in der Schweiz in Zollikon sesshaft wurde. Mit Jans internationalem Hintergrund lag die Wahl des Studiengangs BSc in International Management auf der Hand. Neben dem Studium ist der 23-Jährige ein passionierter und erfolgreicher Unihockeyspieler.

Wann hast du die Leidenschaft fürs Unihockeyspielen entdeckt?

Als Kind habe ich verschiedene Sportarten wie Fussball, Judo und Unihockey ausprobiert. Auch Musik spielen war ein Thema. Schliesslich habe ich mich mit sechs Jahren aber fürs Unihockey entschieden. Zu Beginn war ich als Feldspieler im Einsatz. Beim Training wollte jeweils niemand ins Tor und so hiess es «Der Jüngste geht ins Goal» - der jüngste Spieler, das war ich. So begann meine Goalie-Karriere.

Welche Stationen gehören zu deiner Unihockeykarriere?

Gestartet habe ich bei Zürisee Unihockey, merkte dann aber bald, dass ich mehr trainieren und mehr erreichen möchte. Nach einem Abstecher zum Nationalliga A Club UHC Uster habe ich ein Angebot von der Spitzenmannschaft GC Zürich erhalten. Bei GC war ich die ganze Juniorenzeit im Einsatz und durfte ab 2018 in der ersten Mannschaft trainieren.

Dann kam Corona und es war nicht sicher, wie es für mich nach der Juniorenstufe weitergehen sollte. Für mich hat sich aber eine Chance aufgetan: neben dem Legendengoalie Pascal Meier war ein Platz frei geworden als Backup Torhüter. Ich durfte diese Position übernehmen und war stolz, mit dem Nationalmannschaftstorhüter zu trainieren.

Wir hatten bei GC während den Saisons 2020-2023 ein sehr gutes Kader und haben mit dem Cupsieg und dem Schweizermeistertitel sensationell das Double geholt. Für mich persönlich war diese Zeit sehr wertvoll, bekam ich doch viel Einsatzzeit auf höchstem Niveau und habe zudem den letzten Schritt zur grösstmöglichen Professionalisierung gemacht. Mein Vertrag wurde bei GC Anfangs 2022 nicht mehr erneuert und ich wechselte deshalb zum Ligakonkurrenten UHC Uster.

Die Unihockey WM fand 2022 in der Schweiz statt. Du warst auch im Einsatz. Was bedeutet das für dich?

 

Mit der Teilnahme an der WM 2022 ist für mich ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. Die Weltmeisterschaft war das Highlight meiner Karriere, war ich beim deutschen Team doch bei allen sieben Spielen im Goal.

Du spieltest für das deutsche Team - wieso nicht für die Schweiz?

Ich fühle mich absolut zuhause in der Schweiz und in Zürich. Meine Vergangenheit ist aber stark geprägt durch mein deutsches Elternhaus. Da ich einen deutschen Pass besitze, wollte ich unbedingt im deutschen Team spielen. Mir ist es wichtig, für das Land meiner Eltern mein Bestes zu geben und mitzuhelfen, das deutsche Unihockey international weiterzubringen.

Das internationale Gefälle im Unihockey ist sehr gross. Die dominierenden Teams sind Schweden, Finnland, Tschechien und die Schweiz. Deutschland ist weiter hinten platziert. Das deutsche Unihockey steht am Anfang im Vergleich zur Schweiz, die auf eine längere Unihockey Geschichte zurückblicken kann. Die positive Entwicklung des Schweizer Unihockeys, sowohl national als auch international, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ein wichtiger Aspekt ist der qualitativ hochstehende Schulsport, der es den Kindern ermöglicht, schon in jungen Jahren eine gute Ausbildung zu bekommen.

An der ZHAW School of Management and Law hast du den BSc International Management absolviert. Wieso hast du dieses Studium gewählt?

Nach dem Gymnasium mit Schwerpunkt Wirtschaft und Recht, wusste ich nicht recht, für welche Studienrichtung ich mich entscheiden sollte, da ich an vielen Themen interessiert war. Die erste Idee war, Sportmanagement zu studieren. Doch das Leben hat mehr zu bieten als Sport.

Beim Entscheid für den BSc International Management an der ZHAW hat die internationale Komponente mitgespielt. Die englische Sprache ist mir vertraut und hat meine Entscheidung verstärkt. Ich stand zudem bei GC unter Vertrag und so war Winterthur als Studienort optimal gelegen.

Das Studium International Management ist sehr vielseitig. Besonders angetan war ich von den Leadership Themen und den Soft Skills, also von Kompetenzen, die über die fachlichen Fähigkeiten hinaus gehen und auf die Persönlichkeit zurückzuführen sind. Die Kunst besteht schliesslich darin, die Hard Facts (die "sichtbaren" Aspekte einer Organisation, wie z.B. Ziele, Technologie, Strukturen, Zahlen, Daten, Fakten) und Soft Skills zu kombinieren.

Bist du von deiner international orientierten Familie beeinflusst worden in der Studienwahl?

Die Familie hat sicher einen Einfluss. Mein Vater ist internationaler Manager bei einer Logistikfirma. Mein älterer Bruder Tim und ich haben in Bezug auf den Sport und das Studium beide dieselbe Richtung gewählt. Tim hat Internationale BWL in Berlin studiert und studiert nun Wirtschaftsrecht an der HSG. Er spielt ebenfalls Unihockey in der Nationalliga B bei den Kloten-Dietlikon Jets.

Deine Rückennummer ist die 77. Hat sie eine spezielle Bedeutung für dich?

Ich spiele seit Beginn meiner Unihockeykarriere mit dieser Nummer. Für mich ist die «7» eine magische Zahl, sie ist aber eine klassische Feldspielernummer. So wählte ich für meine Rückennummer als Goalie zweimal die sieben: 77.

Wie steht dein Arbeitgeber zu deiner Sportkarriere? Wirst du unterstützt oder kannst du Teilzeit arbeiten?

Meine Stelle habe ich im Juni 2022 angetreten. Es ist für mich ein Glücksfall, dass ich Teilzeit arbeiten kann (40%) und einen flexiblen Chef habe. Für mich ist es eine optimale Lösung, Sport und Beruf zu vereinbaren. Ich bin überzeugt, dass ich ein besserer Mitarbeiter bin, wenn ich sportlich aktiv bin und zudem ein besserer Spieler, wenn ich parallel zum Sport berufstätig bin. Ein Angebot als Profispieler wäre zwar eine schöne Anerkennung, aber ich bevorzuge die Mehrgleisigkeit. Neben dem Sport habe ich so einen Einblick ins Berufsleben und ins Studierendenleben.

«Im Sport lernst du, ein Commitment zu geben für alles. Um das Ziel zu erreichen, gehören Extraaufwände dazu. Das gehört zum Sport.»

Jan Lemke, Student BSc International Management, Unihockeyspieler

Kannst du von deinen Erfahrungen als Sportler im Berufsleben profitieren? Was nimmst du aus dem Sport mit in die Arbeitswelt?

Im Sport lernst du, ein Commitment zu geben für alles. Um das Ziel zu erreichen, gehören Extraaufwände dazu. Die Unihockey-Jungs sind fleissig, arbeiten hart und es gibt keine Ausreden. Dieser Drive wird oft unterschätzt, aber diese Leistungsbereitschaft nehme ich mit ins Berufsleben.

Im Sport ist das Team sehr wichtig. Du verbringst viel Zeit mit anderen Spielern, bringst Verständnis auf für andere und zwischenmenschlich wird viel erwartet. Du musst offen sein und einen Weg finden, dich immer wieder anzupassen bei einem Teamwechsel, neuen Coaches oder neuen Mitspielern. Flexibilität und Teamfähigkeit ist auch im Arbeitsleben gefragt.

D'Unihockey-WM 2022 bi eus i de Schwiiz - das Kampagnenvideo zur Unihockey-WM 2022 in Zürich und Winterthur.

Ist es nicht schwierig, bei so vielen Aktivitäten den Fokus richtig zu setzen?

Ich priorisiere, was im Moment wichtig ist. Es gibt Wochen, in denen ich mich nach dem Job richte. Dann gibt es Zeiten mit Fokus auf Sport und wieder andere Zeiten, in denen das Studium im Mittelpunkt steht.

Während der Saison sind meine Gedanken fast ausschliesslich beim Unihockey. Ich investiere ca. 25 Stunden pro Woche in den Sport, sei das für Taktik, Reisen, Training oder Matches. Dieses Engagement kostet Energie, gibt mir aber auch sehr viel Kraft und Freude. Der Sport ist aber unberechenbar. Das Studium gibt mir Halt und schafft Distanz, wenn es schwierig wird im Sport.

Wie sehen deine weiteren Pläne aus in Bezug auf den Unihockeysport und auf deine berufliche Karriere?

Im Januar haben die letzten Prüfungen stattgefunden, auf welche ich mich lange vorbereitet habe. In dieser Zeit fokussiere ich aufs Lernen und die Prüfungen. Nach den Prüfungen setze ich den Fokus wieder aufs Unihockey.

Für die Zukunft habe ich keine konkreten Pläne. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Träume und Pläne über den Haufen geworfen werden können, sei es wegen Corona, einer fehlenden Vertragsverlängerung oder Verletzungen. Bei Goalies sind Verletzungen zwar eher selten, aber wenn es aufgrund von Schmerzen nicht mehr geht, ist es besser aufzuhören. Eine gute Plattform ist das Schweizer Netzwerk «Athletes Network», welches Athlet:innen eine Community anbietet für das Leben nach dem Spitzensport.

Vom Unihockey habe ich aber noch lange nicht genug und werde spielen, solange ich Freude daran habe. Im Beruf möchte ich ins Gebiet Finance und Consulting hineinwachsen und ein Masterstudium in Angriff nehmen. Die Richtung ist aber noch offen – Vielseitigkeit ist wichtig für mich.

Wie weiter nach dem Spitzensport?

Allen Athlet:innen geht es gleich: unerwartet oder im besten Fall geplant, ist die professionelle Sportkarriere vorbei. Spätestens dann muss Erfolg neu definiert werden.

Das Schweizer Netzwerk «Athletes Network» ist ein Schweizer Netzwerk für aktive und ehemalige Athlet:innen und vermittelt Jobs und Weiterbildungen. Eine Community, wo sich Sportlerinnen und Sportler treffen und austauschen können für die erfolgreiche Karriere nach oder neben der Sportkarriere.

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