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Gesundheit

Das IP-World Café – ein interprofessioneller Reflexionsraum mit Weitblick

Das IP-World Café im Modul «Zusammenarbeit in Theorie und Praxis» hat sich zu einem Erfolgsmodell entwickelt. Studierende aus fünf Gesundheitsberufen tauschen sich nach mindestens einem absolvierten Praktikum strukturiert und praxisnah aus. Seit auch Medizinstudierende der Universität Zürich daran teilnehmen, hat sich der Blick auf Interprofessionalität um eine wichtige Perspektive erweitert.

«Spannende Einblicke in den IP-Alltag», «effizienter, gewinnbringender Austausch», «für die Praxis anwendbare Take-Home-Messages» – so beschreiben Studierende das IP-World Café, das im Rahmen des Moduls BA.XX.621 «Interprofessionelle Zusammenarbeit in Theorie und Praxis» stattfindet.

Das zweistündige Online-Format bildet den Abschluss der interprofessionellen Aufgabenstellung im Praktikum (IP-PA) in den Bachelor-Studiengängen und wird von den Teilnehmenden durchwegs als wertvoller Raum zur Reflexion erlebt. In Gruppen von fünf bis sieben Personen tauschen sich Studierende aus verschiedenen Gesundheitsberufen – Pflege, Hebammen, Ergotherapie, Physiotherapie sowie Gesundheitsförderung und Prävention – über Erfahrungen, Herausforderungen und Erkenntnisse aus ihren Praktika aus. Seit Herbst 2023 diskutieren auch Medizinstudierende der Universität Zürich (UZH) im Rahmen ihrer Wahlpflichtmodule im IP-World Café engagiert mit – was den Diskurs und die Selbstreflexion der beruflichen Rollen massgeblich um neue Perspektiven erweitert. 

Von der Aufgabenstellung zum Erfahrungsaustausch

Während des Praktikums wählen die Studierenden eine individuell umsetzbare Aufgabenstellung mit interprofessionellem Bezug – etwa die Teilnahme an einem interdisziplinären Rapport, die Analyse eines Dokumentationssystems oder die Organisation einer Teamfortbildung. Das offene Format der Aufgabenstellung ermöglicht vielfältige, kreative Zugänge und fördert die eigenständige Auseinandersetzung mit der professionellen sowie interprofessionellen Praxis und deren Abgleich.

Die Reflexion erfolgt zuerst schriftlich, danach treffen sich die Studierenden in Gruppen für ein IP-World Café – online, ortsunabhängig und zeitlich gut integrierbar. In drei von Dozierenden moderierten Runden reflektieren sie ihre eigenen Erfahrungen und die der anderen Teilnehmenden, tauschen sich professionsübergreifend aus und entwickeln gemeinsame Perspektiven auf gelingende Zusammenarbeit. Dabei entstehen positiv besetzte Momente als Ausgangsbasis für interprofessionelles Denken, Handeln und Praktizieren. 

Vielfältige Eindrücke und unerwartete Einsichten

In Runde eins des IP-World Cafés stellen die Studierenden ihre persönliche IP-Situation gemäss Aufgabenstellung vor: Da geht es zum Beispiel um den wöchentlichen interdisziplinären Rapport auf der Onkologie eines Akutspitals, bei welchem unterschiedliche Berufsgruppen trotz divergierender Prioritäten ein gemeinsames Ziel verfolgen. Oder um eine Neurorehabilitation, bei der Dokumentationssysteme zu Doppelspurigkeit und Ineffizienz führen – hier gibt es in der IP-Zusammenarbeit noch viel Verbesserungspotenzial.

Immer wieder tauchen in den Schilderungen der Studierenden Begriffe wie «ganzheitliche Betrachtungsweise», «essenzielle Rolle des Teams» oder «Ressourcenorientierung» auf. Gleichzeitig werden auch Barrieren wie Zeitmangel oder hierarchisches Denken genannt, die eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen den Professionen erschweren.

In Runde zwei sprudeln dann die Ideen zur Optimierung: klarere Rollenzuordnung, fixe Zeitfenster, weniger Dokumentation – dafür mehr Dialog, Zuhören, Mitgestaltung. Besonders deutlich wird: Wer sich im Team kennt, arbeitet besser zusammen. Informelle Begegnungen über Professionsgrenzen hinweg – etwa in gemeinsamen Pausen – werden als Schlüsselmomente des interprofessionellen Austausches und des gegenseitigen Verstehens hervorgehoben.

In der dritten Runde formulieren die Studierenden ihren persönlichen Beitrag zur interprofessionellen Zusammenarbeit für ihre zukünftige Praxistätigkeit. Und sie ziehen gemeinsam ein Fazit zu den verschiedenen, individuellen Eindrücken und was diese für ihre künftige Praxistätigkeit bedeuten. Dabei wird deutlich, wie entscheidend die bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle im (IP)-Team ist. Oder wie es eine Studierende treffend ausdrückt: «Nimm dir Zeit für den interprofessionellen Austausch – so sparst du schlussendlich Zeit.»

Lernformat mit Entwicklungspotenzial

Die zwei Stunden verfliegen im Nu. In der abschliessenden Feedbackrunde zeigen sich viele Studierende sehr zufrieden mit dem Format – insbesondere die örtliche und zeitliche Flexibilität wird geschätzt. Gleichzeitig wird angemerkt, dass die schriftliche Reflexion anspruchsvoll sei. Manche wünschen sich zudem einen intensiveren Austausch mit Medizinstudierenden oder eine stärkere Durchmischung der Professionen in den Gruppen. Und immer wieder wird der Wunsch laut, einen solchen interprofessionellen Austausch bereits früher im Studium zu erleben. Auch Monika Bolliger (Fachstelle Interprofessionelle Lehre und Praxis FS IPLP) und Annette Haas (Institut Physiotherapie), die das IP-World Café gemeinsam verantworten, unterstreichen:

«Je früher die Studierenden den IP-Austausch in der Praxis erleben, desto besser für alle.»

Interprofessionelle Zusammenarbeit auch hinter den Kulissen

Die Koordination und Organisation der IP-World Cafés ist anspruchsvoll: Jährlich nehmen rund 500 Studierende an über 70 IP-World Cafés teil – Tendenz steigend, auch aufgrund der positiven Kooperation mit der UZH. Die interprofessionelle Zusammenarbeit wird dabei nicht nur thematisiert, sondern auch organisatorisch gelebt: Für die Moderation der Cafés werden Dozierende aus allen Instituten des ZHAW-Departementes Gesundheit sowie der UZH rekrutiert.

Dank der zuverlässigen Administration durch Claudia Zopfi, Assistentin am Institut für Public Health, der grossen Einsatzbereitschaft der Moderator:innen und der motivierenden Rückmeldungen der Studierenden ziehen Monika Bolliger und Annette Haas ein erfreuliches Fazit: 

«Das IP-World Café steht für inspirierenden Austausch und partizipatives Lernen.»