Bericht ZKM-Praxistag Frühlingsstemester 2025
Praxistag Theater Basel 2025 zu den Themen Kulturfundraising, kulturelle Teilhabe und Stakeholder Management - Waldina Nötzli
Im Theatercafé Basel wurden wir am Freitag, 23. Mai 2025, von Prof. Dr. Leticia Labaronne und Dr. Laura Johanna Noll herzlich empfangen. Bei Kaffee und köstlichen Gipfelis hatten wir Studierende im MAS Arts Management Gelegenheit, bekannte Gesichter wiederzusehen, Alumni zu treffen und neue Kontakte mit Studierenden aus dem MAS Fundraising Management zu knüpfen.
Um 10.00 Uhr begann der offizielle Teil unseres Praxistags, Simone Staehelin, Leiterin Fundraising & VIP Relations bei Theater Basel, führte uns durch das Theater und gab spannende Einblicke hinter die Kulissen. Rund 450 Mitarbeitende arbeiten in diesem beeindruckenden Gebäude, das sich über zwölf Stockwerke erstreckt.
Neben dem Foyer, der Hauptbühne mit 900 Sitzplätzen und zwei Probebühnen befinden sich unter einem Dach auch zahlreiche Werkstätten, darunter Schreinerei, Malerei und Hutmacherei.
Besonders eindrucksvoll war unser Besuch im Backstage-Bereich, wo wir mit dem grössten Lift, den ich je gesehen habe (H: 8,8 m, L: 6,7 m), fahren durften. Selbst grosse Bühnenelemente lassen sich damit mühelos transportieren.
Im zweiten Untergeschoss erfuhren wir, dass das Theater einen direkten Zugang zur Gruft der bedeutenden Basler Familie Merian und zum Tinguely-Brunnen hat, beides Teil eines verzweigten, für mich geheimnisvoll wirkenden Tunnelsystems unter der Stadt.
Anschliessend erzählte uns Simone Staehelin in einer inspirierenden Präsentation mehr über das Konzept des Gönnerkreises am Theater Basel. Ziel war es, uns einen Einblick in die Förderstrukturen zu geben. Der Gönnerkreis wurde vor fünf Jahren ins Leben gerufen, um private Unterstützung ausserhalb traditioneller Vereinsstrukturen zu ermöglichen. Das Theater Basel zählt zusätzlich zahlreiche Mitglieder in unterschiedlichen Vereinen und viele weitere Förderer. Für den jährlichen Betrieb werden etwa 60 Millionen Franken benötigt, davon stammen 45 Millionen vom Kanton, der Rest wird unter anderem durch Fundraising beschafft.
Die Motivation der Fördernden ist oft emotional geprägt. Diskretion und individuelle Betreuung sind deshalb besonders wichtig. Neue Kontakte entstehen meist durch persönliche Netzwerke und Empfehlungen. Herausforderungen sind die starke Konkurrenz um Fördergelder, die Kurzlebigkeit von Theaterproduktionen und die Balance zwischen Exklusivität und Offenheit. Das kleine Fundraising-Team kümmert sich um Events, Beziehungspflege und Sponsoring. Simone nahm sich am Schluss viel Zeit, unsere vielen Fragen zu beantworten, bevor die nächste Präsentation anfing.
Vitra Design Museum
Mit grosser Begeisterung berichtete Jasmin Zikry, Head of Partnerships, über das Vitra Design Museum. Auf dem Vitra Campus in Weil am Rhein zählt das Museum zu den weltweit führenden Institutionen für Design und Alltagskultur, seit 1993 organisiert das Museum internationale Wanderausstellungen, Workshops und kooperiert mit einem breiten Netzwerk von Partnern. Die grossen Ausstellungen werden über bis zu zwei Jahre vorbereitet und oft als Wanderausstellungen international gezeigt. Bis zu sieben davon sind gleichzeitig weltweit unterwegs, ein enormer organisatorischer Aufwand.
Das Museum ist eine gemeinnützige Stiftung und finanziert sich ausschliesslich projektbezogen, insbesondere durch Partnerschaften mit Unternehmen, Stiftungen und anderen Museen. Die Sammlung umfasst mehr als 20.000 Objekte und ist teilweise im Vitra Schaudepot öffentlich zugänglich. Ein Schwerpunkt liegt auf Nachlässen und der Dokumentation von Herstellungsprozessen, die auch in einer eigenen Materialbibliothek gezeigt werden.
Ein umfangreiches Vermittlungsprogramm richtet sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Die internationale Ausrichtung und Kooperationen mit Hochschulen machen das Museum zu einem wichtigen Treffpunkt der Designszene.
Herausforderungen bestehen vor allem in der Akquise und dem Management von Partnerschaften sowie in der nachhaltigen Finanzierung der Ausstellungen. Die Attraktivität des Vitra Campus und die innovative Programmarbeit stärken die Position des Museums als Magnet für Besucher, Sponsoren und Partner weltweit.
Foyer Public Theater Basel
Nach einem ausgezeichneten Mittagessen in der Theaterkantine stellte uns Benedikt von Peter, Intendant des Theater Basel, das Konzept des Foyer Public vor.
Inspiriert vom Pariser Centquatre versteht sich das Foyer Public als offener Raum für künstlerische Produktion und Begegnung. Ein Ort, der von ihm im Jahr 2021 initiiert und für alle zugänglich gemacht wurde. Die Tanzflächen dürfen genutzt werden, Essen darf mitgenommen werden und die Räume stehen nach dem Prinzip „first come, first serve“ kostenlos zur Verfügung.
Die Nachfrage zu diesem Konzept ist inzwischen gross, auch international. Besonders bemerkenswert, die anfangs befürchteten Probleme durch Missbrauch des Raums sind ausgeblieben. Vielmehr hat das Foyer das Publikum des Theaters erweitert und neue Partnerschaften ermöglicht. Im Jahr 2024 haben bereits 60’000 Menschen das Foyer Public genutzt. Seine Bekanntheit verdankt es fast ausschliesslich der Mund-zu-Mund-Propaganda.
Zum Abschluss unseres Besuchs nahm Thea, die Praktikantin am Theater, uns mit auf einen Rundgang durch das Foyer Public, zeigte uns die verschiedenen Aufenthaltsmöglichkeiten und berichtete mit Humor von ihren abwechslungsreichen Tätigkeiten als Betreuungs- und Ansprechperson im Foyer Public.
Ein rundum spannender und lehrreicher Tag liegt hinter uns. Herzlichen Dank für die tolle Organisation auch an das sympathische Team des Theater Basel. Ein Besuch ist absolut empfehlenswert!
Das ZKM-Team bedankt sich herzlich bei Waldina Nötzli, Absolventin im MAS Arts Management, für den anschaulichen Praxisbericht!
Was ist der ZKM Praxistag?
Der ZKM Praxistag findet zweimal im Jahr, jeweils im Frühlings- und Herbstsemester, statt. Er erweitert das Weiterbildungscurriculum für alle Studierende im MAS Arts Management und bietet Impulse sowie Austausch mit Praktiker:innen, ZKM-Alumni und anderen CAS/MAS Studierenden.