Wege an die Fachhochschule
Immer mehr Studienanfänger kommen mit gymnasialer Maturität an die ZHAW School of Engineering. Einige von ihnen haben bereits eines oder mehrere Semester an der ETH studiert. Andere haben eine kaufmännische Berufsmatura erworben, bevor sie sich für ein technisches FH-Studium entscheiden. Eines haben sie alle gemeinsam: Ohne mindestens zwölfmonatige berufliche Praxis im technischen Bereich werden sie nicht zum Studium zugelassen. Das neue Programm Youth2Engineers bietet hierfür einen geeigneten Einstieg.

«Knapp 21 Prozent unserer Studierenden haben heute eine gymnasiale Matura, vor wenigen Jahren waren es noch 17 Prozent und der Anteil nimmt weiter zu», so Markus Kunz, der das Programm Youth2Engineers an der ZHAW School of Engineering leitet. Für ihn ist deshalb klar, dass Fachhochschulen auf diese Entwicklung reagieren müssen, unter anderem mit passenden Übergangs- oder Einstiegsangeboten. Gymnasiasten benötigen für die Zulassung zum FH-Studium eine einjährige Arbeitswelterfahrung. Auf diese Weise sollen sie in einem technischen Arbeitsumfeld die praktische Erfahrung gewinnen, die ihre zukünftigen Kommilitonen im Rahmen einer Lehre erworben haben. Die Suche nach einer geeigneten Praktikumsstelle erweist sich jedoch oft als schwierig. «Nicht alle Firmen haben Interesse an Maturanden, die weder eine Berufsausbildung noch Praxiserfahrung mitbringen», erklärt der Projektleiter. «Mit dem neuen Programm Youth2Engineers wollen wir ihnen den Einstieg in ein Praktikum erleichtern.» Auch wer mit einer kaufmännischen Berufsmatura in ein Ingenieurstudium einsteigen möchte, muss in einigen Studiengängen praktische Erfahrung in einem technischen Umfeld nachweisen.
Erleichterter Einstieg ins Firmenpraktikum
Im Rahmen von Youth2Engineers absolvieren die Studieninteressierten ein zweimonatiges Vorpraktikum an der ZHAW School of Engineering. Sie erhalten eine Einführung in die Werkstattarbeit sowie ins Programmieren und bearbeiten selbständig ein Projekt an einem Institut. Zur Auswahl stehen Themen aus den Bereichen Informatik, Erneuerbare Energien, Smart City, Mobilität und Maschinenbau. Parallel bewerben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für ein anschliessendes zehnmonatiges Praktikum bei einer Firma. Die ZHAW School of Engineering unterstützt sie dabei mit ihrem breiten Netzwerk. Nach Abschluss des Praktikums können sie direkt mit dem FH-Studium beginnen. «Sie sind dabei nicht an die ZHAW gebunden», betont Markus Kunz. «Auch das Studium an anderen Fachhochschulen steht ihnen offen.» Ein Pilotprojekt im Studiengang Informatik existiert bereits seit einigen Jahren. Die Erfolgsquote ist hoch: Acht von zehn Teilnehmenden beginnen im Anschluss ein Studium an der ZHAW School of Engineering, nur wenige brechen ab oder entscheiden sich für eine andere Hochschule.
Praxisintegriertes Bachelorstudium als Erfolgsmodell
Youth2Engineers ist nur eines von mehreren Programmen, mit dem man primär gymnasialen Maturanden den Einstieg ins FH-Studium erleichtern will. Ein anderes ist das vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation initiierte Praxisintegrierte Bachelorstudium, das seit Herbst 2015 existiert. Hier ist das Firmenpraktikum in das Studium integriert, das deshalb vier statt der üblichen drei Jahre dauert. 53 Studierende absolvieren aktuell das Programm. Die Nachfrage hat seit der Einführung deutlich zugenommen. «Wir erhalten immer häufiger Anfragen und über 40 Anmeldungen pro Jahr. Einen Praktikumsvertrag kann dann allerdings nur etwa die Hälfte vorweisen», erklärt Markus Kunz. Die Studieninteressierten bewerben sich direkt bei Firmen, mit denen die ZHAW School of Engineering Kooperationsverträge unterhält, darunter Swisscom, SBB, VBZ, EKZ oder Angst + Pfister. Diese haben konkrete Anforderungsprofile und wählen die Kandidaten selbst aus.
Unterschiedlicher Bildungshintergrund als Herausforderung
Die Wege zum Fachhochschulstudium sind vielfältig, der Bildungshintergrund der Studierenden sehr unterschiedlich. So viel Diversität ist eine Bereicherung, aber auch eine grosse Herausforderungen für den Lehrbetrieb. «Vor allem im Projektunterricht profitieren die Studierenden gegenseitig von ihren Erfahrungen und Kenntnissen. Gymnasiale Maturandinnen sind ihren Kommilitonen in Mathematik und Physik meist überlegen. Wer eine Lehre absolviert hat, bringt dafür mehr Praxiserfahrung mit», weiss Markus Kunz. «Das Eintrittsniveau der Studierenden ist in vielen Bereichen sehr heterogen. Diese Unterschiede im Unterricht auszugleichen, ist eine grosse Herausforderung für Dozierende. Am Ende sollen schliesslich alle dieselben Austrittskompetenzen vorweisen können.»
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