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SML-Forschung zu Umweltzielen Schweizer Unternehmen

Ein interdisziplinäres Forschungsteam mit Beteiligung des Center for Corporate Responsibility nahm im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) eine Bestandsaufnahme der Umweltziele Schweizer Unternehmen vor.

Bei der Umsetzung der 2015 festgelegten, globalen Sustainable Development Goals (SDG) spielen Unternehmen eine entscheidende Rolle. Sie verfügen über Ressourcen und Einflussmöglichkeiten, um wesentliche Beiträge zu einer nachhaltigen Entwicklung zu leisten. Inwieweit sie sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung (Corporate Responsibility) bewusst sind, kann u.a. daran abgelesen werden, ob sie Umweltthemen als strategischen Erfolgsfaktor erkannt und systematisch im Management verankert haben. Ein aussagekräftiger Indikator hierfür ist das Vorhandensein konkreter Zielsetzungen.

Wie steht es um die Umweltziele von Schweizer Unternehmen?
An diesem Punkt setzte das Projekt «Umweltziele von Unternehmen in der Schweiz» an, das im Auftrag des BAFU im Laufe des Sommers 2016 vom Center for Corporate Responsibility der SML (unter Leitung von Herbert Winistörfer) gemeinsam mit dem Institut für Unternehmensführung der FHNW (unter Leitung von Prof. Dr. Claus-Heinrich Daub) erarbeitet wurde. Ziel war es herauszufinden, welche Umweltziele Schweizer Unternehmen publizieren, welche Themen dabei adressiert werden und wie die Ziele formuliert sind. Auch hinderliche und förderliche Faktoren sollten identifiziert werden.

Das Forschungsteam nahm sich zu diesem Zweck die 500 grössten Schweizer Unternehmen vor (CH-Top-500). Detailliert untersucht wurden jene, die über eine öffentliche Nachhaltigkeits-Berichterstattung verfügen und mindestens ein Umweltziel veröffentlichen. Dieses Basis-Sample bestand aus 88 Unternehmen. Ergänzend analysiert wurden als Vergleichssample acht kleine und mittlere Unternehmen (KMU), welche über eine Berichterstattung mit Nachhaltigkeitszielen verfügen und als Pioniere gelten sowie acht multinationale Unternehmen (MNU), die hinsichtlich Umweltzielsetzung als «Best Practice» angesehen werden. Um Motivationen und Hintergründen zu erfahren, wurden Interviews mit 18 Geschäftsleitungsmitgliedern oder Umweltverantwortlichen ausgewählter Unternehmen geführt.

Energie, Treibhausgase, Abfall und Abwasser stehen im Vordergrund
Die Unternehmen aller drei untersuchten Gruppen setzen sich mehrheitlich Ziele bezüglich Energieeinsatz, Treibhausgas-Emissionen sowie Abfall und Abwasser. Andere Emissionen, Biodiversität und Compliance sind nur gering repräsentiert. Die Verteilung der Ziele auf die Umweltthemen widerspiegelt u.a. die unterschiedliche Bedeutung der Themen in der aktuellen öffentlichen Diskussion. Zudem fällt auf, dass die häufiger anzutreffenden Ziele aus Bereichen stammen, in denen konkrete, messbare und terminierte Ziele einfacher zu formulieren sind.

Unterschiedlich SMARTe Umweltziele
Für wirksame Ziele gilt, dass sie spezifisch, messbar, erreichbar, realistisch und terminiert sein sollen (SMART). Drei der fünf Kriterien werden von allen drei Samples ungefähr gleich gut erfüllt: Zirka 90% der Ziele sind terminiert, zirka 70% sind erreichbar und zirka 50 % sind realistisch. Dagegen zeigen sich bei zwei Kriterien deutliche Unterschiede zwischen den untersuchten Unternehmensgruppen: Das Kriterium «relevant und spezifisch» wird zu mehr als 50% von den CH-Top-500 sowie den MNU erfüllt, bei den KMU sind es hingegen nur durchschnittlich 11%. Auch beim wichtigen Kriterium der Messbarkeit, das die Unternehmen aus den CH-Top-500 zu 61% erfüllen, bleiben die KMU zurück, während die MNU ihrem Ruf als «Best Practices» mit 81% gerecht werden.

Anreize für nachhaltiges Unternehmensverhalten
Mehrdeutig sind die Resultate bei der Frage, welche Anreize Gesetzgeber und Öffentliche Hand setzen können. Einige befragte Personen sprachen sich dezidiert für eine ökologische Steuerreform, Lenkungsabgaben und strengere gesetzliche Vorschriften aus. Demgegenüber lehnen die Vertreterinnen und Vertreter der KMU gesetzliche Vorgaben mehrheitlich ab und votierten klar für freiwillige Anreize. Beispiele dafür wären ein branchenbezogener Benchmark zum Vergleich der Nachhaltigkeitsleistung oder Preise für besondere Leistungen zur unternehmerischen Nachhaltigkeit.

Schlussbericht und Zusammenfassung des Projekts sind auf der Website des BAFU abrufbar.

Auskunft: Herbert Winistörfer, Center for Corporate Responsibility