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Kulturelle Teilhabe und Partizipation in der Praxis

Am diesjährigen Praxistag für den CAS Kulturpolitik und Kulturförderung wurden drei Inputs zu Kulturelle Teilhabe und Partizipation aus der Praxis vorgestellt: aus dem Bundesamt für Kultur (BAK), aus der Integrationsförderung der Stadt Zürich und aus der privaten Kulturförderung in der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG). Kursteilnehmerin Christine Müller Stalder berichtet.

Kulturelle Teilhabe? Gleich zu Beginn hat Myriam Schleiss, Leiterin der Dienststelle «Kulturelle Teilhabe» am Bundesamt für Kultur (BAK) mit ihrem Referat über «Teilhaben, Teil geben, Teil sein: Die Förderung der kulturellen Teilhabe aus Sicht des Nationalen Kulturdialogs.» eine Antwort gegeben. Kulturelle Teilhabe meine die aktive und passive Teilnahme möglichst Vieler am Kulturleben und am kulturellen Erbe. Sie hat uns gezeigt, wie die verschiedenen Dimensionen der Beteiligung der Bevölkerung am Gemeinwesen aussehen kann und wie sich die unterschiedlichen Bereiche Politik, Kultur, Wirtschaft und Soziales auch gegenseitig befruchten und ergänzen. So trägt die Förderung von kultureller Teilhabe zu Chancengleichheit bei, sowie den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und die kulturelle Vielfalt wertzuschätzen. Die Herkunft, die Bildung und das Einkommen prägen dabei die Teilnahme am kulturellen Leben. Wie kulturelle Teilhabe in der Praxis funktionieren kann, hat sie uns mit drei Projekten aufgezeigt. Es gibt ein ganzes Spektrum an kultureller Teilhabe, dabei beginnt die geringste Form bei der Betrachtung und weitet sich über die Mitbestimmung an kulturellen Angeboten und Projekten aus. Die höchste Form ist schliesslich das Handeln, also welche Personen selber kulturelle Angebote und Projekte initiieren und sie selbstbestimmt gestalten.

Kulturelle Teilhabe ist auch in der Integrationsförderung der Stadt Zürich essentiell. Die zweite Referentin, Natalia Huser, Projektleiterin Integrationsförderung der Stadt Zürich hat darüber gesprochen wie kulturelle Teilhabe bei ihnen funktioniert und verstanden wird. In der Stadt Zürich leben 170 verschiedene Nationalitäten, 50 Hauptsprachen werden von mindestens je 100 Personen gesprochen und ein Drittel der Bevölkerung der Stadt Zürich sind Ausländer:innen. Es werden besonders jene Projekte unterstützt, welche kulturelle Teilhabe, den sozialen Zusammenhalt und ein vielstimmiges Wir-Gefühl in der Migrationsgesellschaft stärken. Es sollen Zugänge ermöglicht, Teilhabe gestärkt und eine Willkommenskultur gepflegt werden. Migrant:innenorganisationen, oder Initiativen von Einzelpersonen, NGOs und Vereine können Projekte eingeben. Drei solcher Projekte hat sie uns vorgestellt: Der Verein Expo Transkultur, fördert seit 2013 die Interkulturalität und den Austausch zwischen den Kulturen und initiiert mittlerweile selbst Projekte wie «Found in Translation» und «Interact!». Was einst aus einem einzelnen Projekt entstanden ist, ist zu einem unverzichtbaren Verein herangewachsen, der auf die Unterstützung zahlreicher Mitgliedschaften und Institutionen zählen kann.

Die Mittagspause war gleichzeitig auch die Überleitung des Praxisbereichs - von der öffentlichen zur privaten Förderung. Im höchsten Gebäude Winterthurs, dem Wintower und noch-Hauptsitz der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG), haben uns Severin Rüegg, Leiter Sammlung SKKG und Andreas Geis, Leiter Förderung SKKG begrüsst. Im ersten Teil hat uns Severin Rüegg einen spannenden Einblick in die Sammlungstätigkeit der Stiftung und damit in das gewaltige Sammeluniversum des Stiftungsgründers Bruno Stefanini (1924-2018) gegeben. Noch vor zwei Jahren waren die Sammlungsobjekte nicht inventarisiert. In den vergangenen 18 Monaten haben sie mit 69’059 geleisteten Arbeitsstunden und 124 kg Kaffeebohnen die rund 80'000 Objekte systematisch erfasst, gereinigt, neu verpackt und gelagert. Heruntergerechnet musste Stefanini im Durchschnitt etwa sechs Objekte pro Tag gesammelt haben. Es bleibt spannend wie es mit der diversen Sammlung, die Kunstwerke und historische Objekte von der Hoch- und Populärkultur umfasst, weitergeht. Voraussichtlich 2026/2027 entsteht in Neu-Hegi ein Campo, eine neue Heimat für all die gesammelten Objekte der Stiftung und ein Ort zum Arbeiten, zum Leben und für die Kultur, so der Ausblick von Andreas Geis, Leiter Förderung SKKG. Die zweite Kernaufgabe der Stiftung ist jene der Förderung. Durch mehr Partizipation im materiellen Kulturerbe möchten sie die Gesellschaft mehr mitbestimmen und mitentscheiden lassen. Dafür stehen drei Förderungsprogramme bereit: Wagnis, Skalierung und Struktur. Ein bekanntes Projekt im Programm Wagnis ist das «Kultur Komitee Winterthur». Hier wird Partizipation in der Kulturförderung auf die Spitze getrieben: Laien entscheiden über CHF 400'000 für Kulturprojekte in der Stadt Winterthur. Die Mitglieder des Kultur Komitees wurden zufällig aus der Winterthurer Stadtbevölkerung ausgelost. Es ist ein Versuch, so Andreas Geis, Personen eine Stimme zu geben und sie mitentscheiden zu lassen, deren Stimmen und Perspektiven sonst nicht in Jurys oder Fördergremien vertreten sind.

Drei spannende und sehr unterschiedliche Inputs über die verschiedensten Formen der Förderung und kultureller Teilhabe und Partizipation. Über die einzelnen Projekte haben wir uns beim anschliessenden Apéro auf der Terrasse des Restaurants Lux in der Tonhalle Zürich noch angeregt unterhalten. Vielen Dank für den inspirierenden Praxistag!

Das ZKM-Team bedankt sich herzlich für den Bericht!

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Im CAS Kulturpolitik und Kulturförderung  wird der neueste Stand des Wissens über kulturpolitische Planungsprozesse, Förderinstrumente und -strategien sowie fundierte Kenntnisse über nationale und internationale Institutionen und Programme der Kulturförderung vermittelt. 

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