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Studie «Entscheidungsverhalten in der privaten Altersvorsorge»

Warum wir nicht gerne für das Alter sparen

Aus Trägheit, Altersaversion, Gegenwartspräferenz oder Angst vor Komplexität – über 40 Prozent der Deutschschweizer Bevölkerung kümmern sich zu wenig oder gar nicht um die private Altersvorsorge (3. Säule). Dies zeigt eine repräsentative Studie der ZHAW School of Management and Law mit über 1000 Personen.

Zins- und Spareffekte über einen langen Zeitraum zu beurteilen, fällt den meisten Menschen schwer. Langfristige Ziele wie die private Altersvorsorge werden zugunsten von kurzfristigen Bedürfnissen zurückgestellt. Solche verhaltenspsychologischen Hürden sind für viele der Grund dafür, sich nicht mit der privaten Altersvorsorge (3. Säule) auseinanderzusetzen. Parallel dazu zeichnet sich aber eine Senkung der Renten aus der beruflichen Vorsorge ab. Mehrere grosse Pensionskassen haben den Umwandlungssatz auf unter fünf Prozent gesenkt. In Verbindung mit den geplanten Veränderungen im Rahmen der Reform Altersvorsorge 2020 erhält das Sparen in der 3. Säule eine höhere Bedeutung.

Desinteresse und Orientierungslosigkeit
Im Auftrag des Zürcher Bankenverbands hat die ZHAW School of Management and Law das Entscheidungsverhalten in der privaten Altersvorsorge in einer repräsentativen Umfrage bei 1'004 Personen in der Deutschschweiz untersucht. Obschon ein Grossteil der Befragten motiviert ist, sich mit der Altersvorsorge zu beschäftigen, führen 41,5 Prozent den Entscheidungsprozess nicht erfolgreich zu Ende und werden somit als Desinteressierte (5,6%), Orientierungslose (22,7%) oder Zuwartende (13,2%) klassifiziert. Lediglich 58,5 Prozent der Befragten (Handelnde) erreichen ihr individuelles Vorsorgeziel.

Wer sich mit der privaten Altersvorsorge befasst, gibt als häufigsten Grund die Steuerersparnis an (33%), gefolgt von der Befürchtung, dass die 1. und 2. Säule nicht zur Aufrechterhaltung des Lebensstandards im Alter ausreichen werden (29%). Gegen eine 3. Säule sprechen zu geringe finanzielle Mittel (55%), die Bewahrung der finanziellen Flexibilität (13%), der weite Planungshorizont (12%) sowie fehlendes Vertrauen in Banken und Versicherungen (5%). Das Vertrauen in die 1. und 2. Säule ist bei 38,5 Prozent kaum oder gar nicht vorhanden – je jünger die Befragten sind, desto kritischer urteilen sie.

Wissenslücken im Bereich 2. Säule
Für die wichtigste Informationsquelle halten die meisten Befragten die eigene Pensionskasse (71%) sowie die eigenen Bank- und Versicherungsberater (64%). Ob sie sich aber tatsächlich informieren, bleibt fraglich, da 23 Prozent angeben, weder von einer Bank noch von einer Versicherung auf die Altersvorsorge angesprochen worden zu sein. Fragen zum Finanz- und Vorsorgewissen wurden mit durchschnittlich 68 Prozent richtig beantwortet. «Es fällt auf, dass das Wissen mit dem Alter nicht ansteigt», sagt Co-Autor Pirmin Mussak. «Die grösste Wissenslücke besteht im Bereich der zweiten Säule.» Weiter zeigt die Studie, dass sich Frauen tendenziell weniger mit der privaten Altersvorsorge beschäftigen.

Handlungsempfehlungen für Banken und Versicherungen
«Trotz tiefer Zinsen besteht nur eine geringe Bereitschaft zur Umschichtung der Vorsorgegelder in Wertschriften», sagt Pirmin Mussak. «Die Sicherheit ihrer Vorsorgegelder ist den Befragten wichtiger als Rendite oder Flexibilität.» Insgesamt führt die Studie zur Erkenntnis, dass sich der Entscheidungsprozess in der privaten Altersvorsorge noch weiter optimieren lässt. Aus der Studie werden deshalb konkrete Handlungsempfehlungen für die Vorsorgeberatung von Banken und Versicherungen abgeleitet. Dabei geht es in erster Linie um Information, Emotionalisierung sowie den Einsatz von Hilfsmitteln wie Apps, Onlineportalen und Planungsinstrumenten.