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School of Engineering

Vom Automatiker zum Forschungsgruppenleiter – Dr. Martin Hofmann im Porträt

Wie bringt man medizinischen Ultraschall zum Schwingen – und gleichzeitig Studierende zum Staunen? Dr. Martin Hofmann weiss es. Der Absolvent der ZHAW School of Engineering hat sich nach dem Bachelor in Systemtechnik ganz der Medizintechnik verschrieben. Heute leitet er an der Universität Bern eine eigene Forschungsgruppe – und denkt schon weiter an ein Spin-off, das die Technologie in die Praxis bringen könnte

Martin, du hast dich nach deiner Lehre als Automatiker für ein Studium in Systemtechnik entschieden. Was hat dich daran besonders gereizt?

Ich hatte schon früh eine grosse Begeisterung für Technik und Entwicklung. Die Lehre an der Mechatronik Schule Winterthur hat mir die Welt der Elektrotechnik, Informatik und Mechanik eröffnet – diese Kombination wollte ich dann weiter vertiefen. Der Studiengang Systemtechnik an der ZHAW bot mir genau das an. Besonders überzeugt hat mich dabei die Nähe zur Medizintechnik: Mit technologischer Innovation einen Beitrag zur Gesundheitsversorgung zu leisten – das hat mich sofort gepackt.

Was hast du am Studium dann besonders geschätzt?
Neben der fundierten Wissensvermittlung in den ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen waren es vor allem die Projektmodule. Dort konnten wir das Gelernte direkt anwenden, im Team arbeiten und gemeinsam Lösungen entwickeln. Das war nicht nur fachlich wertvoll, sondern hat auch wertvolle Soft Skills wie Zusammenarbeit und Dokumentation gestärkt – Fähigkeiten, die ich bis heute brauche.

Und was ist dir darüber hinaus sonst noch eindrücklich in Erinnerung geblieben?
Der Klassenzusammenhalt war aussergewöhnlich. In vergleichsweise kleinen Gruppen mit 20 bis 30 Studierenden bildet sich schnell ein starkes Wir-Gefühl heraus – daraus entstand schliesslich auch der Ingenieurverein Systemtechnik 2013, den wir bis heute pflegen. Ausflüge, Exkursionen und natürlich die Frackwoche haben diesen Teamgeist gebildet. Besonders erinnere ich mich an den Besuch im Kantonsspital Aarau beim Da Vinci-Operationsroboter und der Magnetresonanztomografie im Universitätsspital Zürich – diese Einblicke haben meine Begeisterung für Medizintechnik nur noch weiter befeuert.

Gab es dabei auch Momente zum Schmunzeln?
Absolut. Unser Mathematikdozent Dr. Karl Lermer versuchte, sich mit Gummibärchen die Aufmerksamkeit in den eher trockenen Vorlesungen zu sichern – das war charmant, hat für eine lockere Stimmung gesorgt und das gewünschte Ziel schliesslich auch erreicht.

Welchen Herausforderungen bist du rückblickend gesehen begegnet?
Insgesamt war ich mit dem Curriculum sehr zufrieden. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass die Grundlagenfächer – besonders auf Assessmentstufe – noch stärker mit Praxisbezug vermittelt werden. Konkrete Problemstellungen aus dem Berufsalltag von Ingenieur:innen helfen sehr dabei, den Sinn der Theorie deutlich zu erkennen.

Wie ist dein beruflicher Weg dann weiter verlaufen, nachdem du den Bachelor abgeschlossen hattest?
Ich wollte unbedingt in der Medizintechnik bleiben und habe deshalb ein Masterstudium in Biomedical Engineering begonnen – an der Universität Bern und der Berner Fachhochschule. Gleichzeitig arbeitete ich als wissenschaftlicher Assistent an der Haute Ecole Arc in La Chaux-de-Fonds. Dort konnte ich meine Technikkenntnisse vertiefen – und mein Französisch verbessern. Besonders spannend wurde es, als ich erstmals mit therapeutischem Ultraschall arbeitete. Diese elektromechanischen Systeme haben mich so fasziniert, dass ich dann noch ein Doktorat an der Uni Bern an- und vier Jahre später erfolgreich abschloss.

Heute leitest du eine eigene Forschungsgruppe . Wie kam es dazu?
Ich hatte das grosse Glück, direkt nach der Promotion eine eigene Gruppe an der School of Biomedical and Precision Engineering aufbauen zu können: «Ultrasonics in Medicine and Engineering». Wir forschen an nationalen und internationalen Projekten – und ich darf Studierende für die Welt des Ultraschalls begeistern.

Was aus deinem ZHAW-Studium hilft dir heute besonders weiter?
Ganz klar die breite technische Grundlage, vor allem in Elektrotechnik und Mechanik. Aber auch die Erfahrung aus praxisnahen Projekten, das Verständnis für interdisziplinäre Zusammenhänge – und der direkte Umgang mit realen Problemstellungen, so wie wir ihn im Studium geübt haben.

Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?
Derzeit arbeite ich an meiner Habilitation an der Universität Bern, um langfristig im akademischen Umfeld tätig zu bleiben. Parallel dazu möchte ich meine Kenntnisse im Projektmanagement und in der Hochschuldidaktik vertiefen. Und wer weiss – mit der richtigen Idee und dem passenden Team kann ich mir auch gut vorstellen, ein Spin-off im Bereich Ultraschalltechnologie zu gründen.

Wie schätzt du den Arbeitsmarkt für Systemtechnik-Absolvent:innen ein?
Sehr positiv. Die Schweiz ist ein starker Medizintechnikstandort – und interdisziplinär ausgebildete Ingenieur:innen sind hier sehr gefragt. Besonders, wenn sie sich durch ein Masterstudium oder eine Promotion weiterqualifizieren. Diese Tür öffnet nicht nur den Zugang zur Forschung, sondern auch zu internationalen Karrieren und Führungspositionen.

Wem würdest du den Studiengang Systemtechnik weiterempfehlen?
Allen, die eine breite technische Ausbildung suchen und sich nicht auf ein Fachgebiet festlegen möchten. Der Studiengang eröffnet viele Wege – sei es in der Industrie, in der Forschung oder auch in der Lehre. Wer Lust auf interdisziplinäres Arbeiten hat und bereit ist, sich weiterzuentwickeln, findet hier eine hervorragende Grundlage.