Badminton und Bachelor: ZHAW-Studentin will nach Olympia
Milena Schnider studiert Maschinentechnik an der ZHAW und ist im Schweizer Badminton-Nationalkader. Die frischgebackene WM-Teilnehmerin schafft es, Studium und Spitzensport zu vereinbaren und erklärt, was es dafür braucht und wieso sie sich für die School of Engineering entschieden hat.

Milena Schnider ist die Schweizer Nummer 1 im Badminton Frauen-Einzel, Schweizermeisterin und Teil des Nationalteams. Begonnen hat ihre erfolgreiche Badminton-Karriere aber eher zufällig. Ihre Familie sammelte Coop-Superpunkte und erhielt dafür ein Badminton-Set als Geschenk. «Beim Spielen im Garten merkten wir, dass ich besser traf als die anderen Kinder und wir hatten zum Glück einen Badminton-Club in der Nähe», sagt Milena Schnider zu ihrem Karrierestart. Von da ging’s aufwärts bis in die Elite-Nationalmannschaft. Am Badminton gefällt Milena Schnider die Komplexität: «Man braucht Augen-Hand-Koordination mit dem Racket und eine gute Technik. Ausserdem ist der Sport sehr physisch. Badminton ist auf allen Ebenen herausfordernd und man kann sich immer verbessern.»

«Ich wollte in den Bereich Maschinenbau.» - Milena Schnider
Wegen Studium nicht beim nationalen Stützpunkt in Bern
Ende August nahm Milena Schnider erstmals an der Badminton-Weltmeisterschaft teil. Das Turnier in Paris war für sie eine besondere Erfahrung. «Ich spielte in der Arena, wo 2024 die Olympischen Spiele stattfanden. Gleichzeitig mit mir spielte ein guter Spieler aus Frankreich. Die Halle war voll, die Stimmung unglaublich.» An solche Turniere reist Milena Schnider mit dem Schweizer Nationalteam. Ihr Trainings-Setup hat sie aber in Zürich. «In der Schweiz bin ich die Einzige, die international so viele Turniere spielt und nicht täglich am nationalen Stützpunkt in Bern trainiert.»
Grund dafür ist das Studium. «Die Trainings im Nationalkader finden den ganzen Tag hindurch statt. Daneben zu studieren oder zu arbeiten ist nur in sehr reduzierter Form möglich. Und weil Badminton eine Randsportart ist, ist es schwierig, davon zu leben.» Einige Spieler:innen im Nationalkader absolvieren ein Fernstudium online. Das wollte Milena Schnider nicht: «Das Angebot ist sehr limitiert und ich wollte in den Bereich Maschinenbau.»
Sport und Studium gleichzeitig
Für den Studiengang Maschinentechnik an der ZHAW School of Engineering entschied sich Milena Schnider aus verschiedenen Gründen: «Mit dem Studiengang kann ich meine Interessen Mathematik und Nachhaltigkeit kombinieren und ich muss nicht beim Sport reduzieren. Unsere Dozent:innen bringen Praxiserfahrung mit und dank der Einteilung in Klassen, habe ich guten Kontakt zu meinen Mitstudierenden. Fehle ich aufgrund des Sports, erhalte ich die verpassten Inhalte von den Kolleg:innen nachgereicht.»
Die Planung ist entscheidend, um beim Sport und im Studium die wichtigsten Termine wahrnehmen zu können. «Ich spiele während den Prüfungen keine Turniere, aber sonst fehle ich die eine oder andere Semesterwoche.» Milena Schnider spielt jährlich etwa 15 Turniere in Europa und weltweit. So war sie letzten Herbst in Malaysia und Indonesien und dieses Jahr bereits in Bulgarien, Dänemark, Malta, Luxemburg, Italien, in Deutschland an der Universiade und nun in Frankreich.

«Es braucht Freude und Durchhaltevermögen»
Auch ausserhalb der Turniere benötigt der Spitzensport viel Zeit. «Ich trainiere pro Woche sechsmal in der Halle Badminton, zweimal Kraft und einmal Ausdauer», sagt Milena Schnider. In Kombination mit dem Studium gibt das sehr lange Tage. «Es braucht viel Selbstdisziplin. Ich stehe früh auf, gehe ins Studium, trainiere während der Mittagspause, dann nochmals Studium und abends gehe ich noch in den Kraftraum.» Damit das funktioniert, braucht es gemäss Milena Schnider zwei Dinge: «Man muss Freude daran haben, Sport und Studium auf hohem Niveau zu betreiben. Auch wenn es belastend ist, muss man versuchen, es zu geniessen. Die Stunden in der Halle und im Vorlesungssaal hält man nicht aus, wenn man es nicht gerne macht. Und man muss Durchhaltevermögen besitzen, denn Studium und Sportkarriere dauern beide viele Jahre.» Finanzieren und organisieren muss Milena Schnider Turniere und Trainingsinfrastruktur selbst.
Grosses Ziel Olympia
Für Milena Schnider stehen im letzten Studienjahr Projektarbeit und Bachelorarbeit an. Ihr grosses Ziel nebst dem abgeschlossenen Studium für die nächsten Jahre ist Olympia 2028 in Los Angeles. Der Weg dorthin beginnt bald. «Ich brauche für die Qualifikation eine gute Platzierung in der Weltrangliste. Ich muss schon früh an Turnieren viele Punkte sammeln, um mich für die guten Turniere zu qualifizieren und so nach vorne zu kommen.» Trotz Fokus auf Olympia wünscht sie sich, nach dem Studium den Berufseinstieg zu schaffen, wenn auch mit reduziertem Pensum. Und spätestens nach den Olympischen Spielen möchte Milena Schnider auch beruflich durchstarten.