Mit Leidenschaft für den öffentlichen Verkehr – Céline Wüst im Porträt
Die Faszination für Planung begleitet Céline Wüst schon lange. Nach ihrer Ausbildung zur Zeichnerin Ingenieurbau entschied sie sich für ein Studium an der ZHAW School of Engineering – und fand dort die ideale Kombination aus Technik und Mobilität. Heute plant sie als Fachspezialistin bei PostAuto AG den Fahrplan von Postautolinien in einer Teilregion des Kanton Zürich und sorgt dafür, dass den Fahrgästen ein möglichst attraktiver öffentlicher Verkehr zur Verfügung steht.
Céline, was hat dich damals motiviert, Verkehrssysteme (heute Mobility Science) zu studieren?
Ich wollte Technik mit meiner Begeisterung für den öffentlichen Verkehr verbinden. Die Studienrichtung bot mir genau diese Schnittstelle – zwischen ingenieurtechnischen Grundlagen und der strategischen Planung im Mobilitätsbereich. Ich fand die Idee spannend, die Zukunft des öffentlichen Verkehrs aktiv mitgestalten zu können und gleichzeitig die Herausforderungen einer technischen Ausbildung anzunehmen.
Gab es inhaltlich Themen, die dich dabei besonders angesprochen haben?
Die praxisnahen Projektarbeiten haben mir besonders gut gefallen. Wir konnten reale Fragestellungen bearbeiten, etwa die Auswirkungen von Tempo 30 auf Busachsen, Mikromobilität in europäischen Städten oder die Gestaltung eines konkreten Betriebs- und Gestaltungskonzepts für einen Strassenraum in Winterthur. Diese Projekte ermöglichten es, Theorie und Praxis sinnvoll zu verbinden.
Was nimmst du aus deiner Zeit an der ZHAW School of Engineering mit?
Der offene Austausch mit Dozierenden und Fachpersonen aus der Branche war für mich sehr bereichernd. Aber auch innerhalb des Jahrgangs war die Hilfsbereitschaft gross – gerade bei Projektarbeiten konnte man sehen, wie viele unterschiedliche Stärken dabei zusammenkamen. Es war eine intensive und zugleich sehr inspirierende Studienzeit.
Gab es rückblickend auch Punkte, die du kritisch siehst?
Ich persönlich hätte mir etwas weniger Fokus auf die Bahnwelt gewünscht. Der Studiengang bot zwar eine grosse thematische Breite – was grundsätzlich sehr wertvoll ist – aber ich hätte mir an einigen Stellen tiefere Einblicke in andere Bereiche des öffentlichen Verkehrs gewünscht. Das ist aber natürlich sehr individuell und hängt stark von den eigenen Interessen ab.
Und wem würdest du den Studiengang heute empfehlen?
Allen, die ein technisches Flair mitbringen und sich für die Zukunft der Mobilität interessieren. Wer Freude an der Planung, an technischen Herausforderungen und an übergreifendem Denken hat, findet in diesem Studiengang genau das Richtige. Für mich war es der perfekte Einstieg in die Welt des öffentlichen Verkehrs.
Hast du eine Anekdote aus dem Studium, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Ja – unser ursprüngliches Frackmobil war ein alter VBZ-Bus, der leider kurz vor der Frackwoche den Geist aufgegeben hat. Wir waren dann kurzerhand mit einem kleinen, selbstgebauten Elektromobil und einem Leiterwagen unterwegs. Damit haben wir dann trotzdem noch den zweiten Platz bei der internen Preisverleihung geholt!
Wie sah dein Einstieg ins Berufsleben nach dem Abschluss aus?
Kurz nach dem Abschluss im Sommer 2022 bin ich ins Planungsteam von PostAuto in Zürich eingestiegen. In meiner Rolle als Angebotsplanerin decke ich ein breites Aufgabenfeld ab – von der Weiterentwicklung des Fahrplans von Postautolinien mit dem ZVV und die Abstimmung und Beratung der Gemeinden bis zur Analyse von Pünktlichkeit und der Nachfrage. Ich bin zudem auch in die Planung von Ersatzverkehrsleistungen eingebunden und versorge die Fahrzeugumläufe vom Regel- und Ersatzverkehrsfahrplänen im System – dies bildet die Grundlage für den Onlinefahrplan und das Kundeninformationssystem im/am Fahrzeug.
Welche Fähigkeiten aus dem Studium helfen dir dabei besonders?
Vor allem das vernetzte Denken – also die Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen und daraus sinnvolle Lösungen abzuleiten. Auch die zahlreichen Präsentationen im Studium waren eine gute Vorbereitung: Heute präsentiere ich neue Fahrplankonzepte an regionalen Verkehrskonferenzen vor Gemeindevertretungen, da kann ich diese Fähigkeiten gut nutzen.
Wie sehen deine nächsten Schritte aus – planst du noch eine Weiterbildung?
Im Moment möchte ich mich weiter in meine Aufgaben vertiefen und Konzepte erfolgreich zur Umsetzung bringen. Ich freue mich, mit meiner Arbeit zur Weiterentwicklung des Busangebots in der Region beizutragen und auch hier regelmässig neues zu lernen. Eine Weiterbildung ist aktuell nicht geplant, aber wer weiss – ich bleibe offen.
Und wie schätzt du die Berufsaussichten mit deinem Abschluss ein?
In meinem Jahrgang haben alle schnell eine passende Stelle gefunden. Ich denke, insgesamt stehen die Chancen gut – gerade für jene, die sich aktiv einbringen und engagieren.