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School of Engineering

Sonnenstrom mit System – Raphael Knecht über seine Leidenschaft für Solartechnik und Verantwortung im Megawattbereich

Bereits als Kind wollte Raphael Knecht wissen, warum ein kleiner Motor mit einer Solarzelle bei Sonnenlicht schneller dreht. Heute leitet der Absolvent der ZHAW School of Engineering bei den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich (EKZ) die Solarproduktion Schweiz – und realisiert Grossprojekte im Megawattbereich. Der Weg dahin führte ihn über einen Studiengang, der Technik mit Nachhaltigkeit verbindet und beinhaltete auch einen geplatzten Kondensator im Labor.

Raphael, wann begann dein Interesse für erneuerbare Energien – und wie kam es zur Studienwahl?
Schon als Kind hat mich die Solarenergie fasziniert. Ein KOSMOS-Bausatz mit einem einfachen Solarmodul war mein Einstieg – ich wollte wissen, warum der angeschlossene Motor bei direkter Sonneneinstrahlung schneller dreht (weil durch mehr Sonnenlicht mehr elektrische Energie erzeugt wird, die den Motor schneller antreibt). Nach der Matura habe ich einige Monate in der Planung und Montage von Photovoltaikanlagen gearbeitet, bevor ich zur Rekrutenschule musste. Als ich vom neuen Studiengang Energie- und Umwelttechnik an der ZHAW hörte, wusste ich: Der liefert mir die Antworten, die ich suche.

Was hat dir am Studium besonders gefallen?
Die Kombination aus Theorie und Praxis war für mich entscheidend. Die Dozierenden brachten viel Berufserfahrung mit, was dem Unterricht eine starke Praxisausrichtung gab. Genau das hat mich überzeugt.

Gibt es Erinnerungen aus dem Studium, die dir besonders geblieben sind?
Definitiv. Neben der traditionellen Frackwoche war es vor allem das Campusleben in Winterthur, das für eine gute Balance zwischen Lernstress und Geselligkeit sorgte. Weniger gesellig war allerdings ein Zwischenfall im Labor: Mein Studienkollege hatte einen Elektrolytkondensator (ein elektronisches Bauteil zur Zwischenspeicherung elektrischer Energie) falsch gepolt. Der Kondensator ist spektakulär geplatzt – zum Glück ohne Brandalarm, aber mit viel Rauch.

Was hättest du dir im Studium anders gewünscht?
Die Infrastruktur des alten Technikums war damals nicht mehr ganz zeitgemäss – es fehlten Aufenthaltsräume und Grünflächen. Mit dem Neubau des Campus gehört das glücklicherweise der Vergangenheit an.

Für wen würdest du den Studiengang empfehlen?
Für alle, die sich für Energiefragen interessieren und keine reine Schreibtischtätigkeit anstreben. Die Mischung aus technischen Grundlagen und praktischer Anwendbarkeit bietet eine solide Basis – besonders dann, wenn man sie mit Berufserfahrung kombiniert.

Wie verlief dein beruflicher Einstieg nach dem Studium?
Mein heutiger Arbeitgeber, EKZ, pflegt enge Beziehungen zu Hochschulen, auch im Rahmen von Forschungsprojekten. Während meines Masterstudiums an der ZHAW wurde eine Stelle als Projektleiter für Photovoltaikanlagen frei. Ich konnte mein Wissen aus dem Bachelor einbringen und bekam die Chance. Nach vier Jahren Projektarbeit wollte ich mehr Verantwortung übernehmen – fachlich wie personell – und konnte intern zum Leiter der Solarproduktion Schweiz aufsteigen.

Was gehört heute zu deinen Aufgaben?
Mein Team betreut eines der grössten Solarportfolios in der Schweiz. Wir entwickeln und betreiben Photovoltaikanlagen im Megawattbereich (also Solaranlagen, die genug Strom für ganze Wohnquartiere liefern können). Das erfordert nicht nur technisches Know-how, sondern auch ein Verständnis für regulatorische Rahmenbedingungen, Wirtschaftlichkeit, Netzmanagement und manchmal auch politische Prozesse. Es geht oft darum, Risiken und Chancen ganzheitlich zu beurteilen – zum Beispiel ob ein Standort technisch geeignet ist, wie hoch die Einspeisevergütung ausfällt oder ob sich die Anlage langfristig wirtschaftlich betreiben lässt.

Und wie bleibst du auf dem neuesten Stand?
Die Solarbranche ist extrem dynamisch – neue Technologien, sich ändernde Marktbedingungen, neue gesetzliche Anforderungen. Um am Ball zu bleiben, ist der Austausch mit Expert:innen zentral. Ich lese Fachpublikationen, nehme an Branchentreffen teil und bilde mich laufend weiter. Eine konkrete Weiterbildung ist gerade nicht geplant, aber das Lernen hört in dieser Branche ohnehin nie auf.

Wie beurteilst du die Jobaussichten in deinem Bereich?
Sehr gut. Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist politisch gewollt, und mit der Energiewende wächst der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften. Dabei geht es längst nicht mehr nur um die Solartechnik selbst – gefragt sind ganzheitliche Lösungen: intelligente Netze, Speicherlösungen, smarte Steuerungen. Das Studium in Energie- und Umwelttechnik an der ZHAW liefert dafür ein solides Fundament. Dass EKZ heute mehrere Absolvent:innen dieses Studiengangs beschäftigt, spricht für sich.