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Projektbeispiel: Windenergie in Bergregionen

Windenergie in Bergregionen?

Windkraftanlagen werden künftig auch in den Bergen Einzug halten. Im Wallis hat die ZHAW School of Engineering deshalb beispielhaft die Akzeptanz von Windenergie untersucht und dabei sozioökonomische wie technische Aspekte berücksichtigt.

An der Nordsee gehören sie längst zum Landschaftsbild. Hierzulande verbreiten sich Windkraftanlagen bisher nur zaghaft. Das wird sich vermutlich in naher Zukunft ändern, setzt doch die Energiestrategie des Bundes unter anderem auf einen Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Konkret soll deren Nutzung bis ins Jahr 2050 um 22.6 TWh gesteigert werden – davon 4 TWh laut Planung aus Windenergie. Um dieses Ziel zu erreichen, sind rund 800 Grosswindanlagen mit einer Produktion von je 5 GWh notwendig. Stand heute sind aber erst gut 30 grosse Windkraftwerke in Betrieb.

In einem Forschungsprojekt unter Leitung des Instituts für Nachhaltige Entwicklung (INE) hat die ZHAW School of Engineering die Akzeptanz von Windenergie am Beispiel der Region Goms unter die Lupe genommen. Gleichzeitig wurden auch technische und ökonomische Aspekte untersucht. Denn neben der notwendigen sozialen Akzeptanz sind Wirtschaftlichkeits- und Energieertragsberechnungen ausschlaggebend für den Erfolg.

«Wenn Arbeitsplätze oder Einnahmen für die Gemeinden locken, wird Windenergie mehrheitlich positiv aufgenommen.»

Harry Spiess, Projektleiter, Institut für Nachhaltige Entwicklung (INE)

Akzeptanz vor Ort

In Fokusgruppengesprächen mit einheimischen Stakeholdern hat sich das INE ein Bild von deren Bedürfnissen und der Grundstimmung vor Ort gemacht. «Wenn Arbeitsplätze oder Einnahmen für die Gemeinden locken, wird Windenergie mehrheitlich positiv aufgenommen», so Projektleiter Harry Spiess. Die Anlagen bilden aber auch ein finanzielles Risiko für die Gemeinden, sollte die Produktion am Ende nicht so wirtschaftlich verlaufen wie erhofft. Umso mehr Gewicht erhalten die Berechnungen der ZHAW School of Engineering in Bezug auf Standort und Grösse der Anlagen. Die Gespräche mit den lokalen Stakeholdern haben ausserdem gezeigt, wie stark technische und gesellschaftliche Fragen miteinander verknüpft sind. So sind zum Beispiel der zu erwartende Energieertrag und die Wirtschaftlichkeit der Anlage wichtige Akzeptanzfaktoren für die Bevölkerung. Dazu müssen auch die realen Windverhältnisse vor Ort und die Anbindung ans Stromnetz in die Wirtschaftlichkeitsberechnungen miteinbezogen werden.

Akzeptanz bei Touristen

Um einen Eindruck von der Aussensicht zu erhalten, hat das INE rund 850 potenzielle Touristen online zur Windenergie befragt. Diejenigen Personen, die gerne in die Berge verreisen, sind laut Umfrage mehrheitlich positiv eingestellt. Nur 17 Prozent sprachen sich grundsätzlich gegen den Ausbau von Windenergie in den Bergregionen aus. Knapp 90 Prozent gaben an, dass kleine Windkraftanlagen keinen oder sogar positiven Einfluss auf ihre Wahl der Feriendestination hätten. «Ökonomisch sinnvoll sind Kleinanlagen aber nur in Einzelfällen, wie zum Beispiel auf abgelegenen Skihütten in Kombination mit Solarkraft», so Spiess über die wirtschaftlichen Berechnungen. «Die bereits bestehende Grosswindanlage auf dem Griesspass ist für die Stromproduktion derzeit das erfolgversprechendere Modell als die Kleinwindanlagen.»

«Die ZHAW konnte uns neue Erkenntnisse zur Windenergie für die Region Goms liefern und daraus eine Checkliste zusammenstellen, die uns bei der Vorbereitung von weiteren Windkraftprojekten hilfreich sein wird.»

Dionys Hallenbarter, Präsident von unternehmenGoms

Beratung für Bergregionen

Im Rahmen dieses Forschungsprojekts hat die ZHAW School of Engineering mit dem Verein unternehmenGoms zusammengearbeitet. «Die ZHAW konnte uns neue Erkenntnisse zur Windenergie für die Region Goms liefern und daraus eine Checkliste zusammenstellen, die uns bei der Vorbereitung von weiteren Windkraftprojekten hilfreich sein wird», erklärt Dionys Hallenbarter, Präsident von unternehmenGoms. Profitiert hat aber auch die Hochschule, indem sie Forschungsmethoden anwenden und weiterentwickeln konnte und auf diese Weise Pionierarbeit geleistet hat. «Wir bekamen die Gelegenheit, zu beweisen, dass wir über die umfassenden Kompetenzen verfügen, um eine solche Untersuchung durchzuführen», so Harry Spiess. «Wir würden gerne weiteren Regionen beratend zur Seite stehen, denn bei der ZHAW School of Engineering gibt es das Gesamtpaket aus Untersuchungen zu Standort, Technik, Wirtschaftlichkeit und Akzeptanz.»

Gut möglich also, dass bald weitere Regionen auf die Dienstleistungen der ZHAW School of Engineering zurückgreifen werden, um die Chancen und Risiken für Windkraftanlagen zu evaluieren und einen Planungsprozess aufzugleisen. Das Goms hat sich inzwischen dazu entschlossen, die Windkraft weiter voranzutreiben und plant drei neue Grosswindanlagen auf dem Griesspass.

Auf einen Blick

Beteiligte Institute und Zentren:

Projektpartner:

Finanzierung: Sonderprojekt der ZHAW School of Engineering

Projektstatus: beendet

---- FOLGT: Kontakt: Harry Spiess -----