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«Ich habe mit meinen Kolleg:innen gerne gelacht»

Von der Dozentin in kleinem Pensum zur Leiterin Weiterbildung am Institut für Public Health: In ihrer langjährigen Tätigkeit am ZHAW Departement Gesundheit hat Anita Manser Bonnard in diversen Modulen unterrichtet und verschiedene Weiterbildungen mitaufgebaut, darunter zwei CAS und einen MAS. Jetzt freut sie sich auf mehr Zeit für handwerkliche Projekte, Kultur und Wanderungen in den Bergen.

Anita Manser Bonnard, Sie haben die letzten neun Jahre die Weiterbildung am Institut für Public Health geleitet. Was war für Sie die wichtigste Aufgabe in dieser Funktion?

Meine wichtigste Aufgabe war der Aufbau und die laufende Weiterentwicklung der verschiedenen Weiterbildungen. Diese Aufgabe habe ich aber nicht allein gestemmt, sondern in enger Zusammenarbeit mit Kolleg:innen am Institut für Public Health und der anderen Institute am ZHAW Departement Gesundheit. Durch diese institutsübergreifende Teamarbeit sind verschiedene interprofessionelle Weiterbildungen im Bereich Public Health entstanden – darunter auch einige, die es zuvor in der Schweizer Bildungslandschaft nicht gegeben hat. Dazu gehört beispielsweise das «CAS in Suizidprävention», das wir dieses Jahr das erste Mal anbieten. Besonders stolz bin ich auf das «CAS Klinische Fachspezialist:innen», das wir ab 2016 in Zusammenarbeit mit dem Kantonsspital Winterthur aufgebaut haben, und das ab 2020 zum «MAS in Physician Associate Skills» erweitert wurde. Dieser Studiengang ist sehr erfolgreich – im laufenden Jahr führen wir ihn mit insgesamt 68 Teilnehmenden durch.

An was erinnern Sie sich besonders gerne, wenn Sie an Ihre Zeit als Weiterbildungsleiterin denken?

Besonders positiv in Erinnerung bleibt mir der kreative Prozess, neue Formate aufzubauen. Wir haben dabei immer eng mit der Praxis zusammengearbeitet, was garantierte, dass die neuen Produkte bei den Praxisfachleuten auch auf Akzeptanz stiessen. Als Fachstellenleiterin habe ich zudem viele tolle Kolleg:innen aus allen Instituten am ZHAW Departement Gesundheit kennengelernt und vertrat den Bereich Weiterbildung in der Institutsleitung – ein Team, in dem ich sehr gerne mitgearbeitet habe.  Als besonders bereichernde Erfahrungen bleiben mir auch die Reisen in die USA in Erinnerung: Für den Aufbau des «MAS Physician Associate Skills» konnte ich in Boston mit Unterstützung von Swissnex zwei Mal verschiedene Physician Associate Programme besuchen. Das war nicht nur für die Entwicklung des MAS ein Gewinn – ich konnte dadurch auch ein internationales Netzwerk aufbauen und private Freundschaften schliessen. Ich bin deshalb sehr dankbar, dass mir die ZHAW und Swissnex diese Möglichkeit geboten haben.

Sie haben in Ihrer Funktion eng mit Kolleg:innen am Departement aber auch mit externen Partner:innen zusammengearbeitet. Wie sieht für Sie gelingende Teamarbeit aus?

Dafür braucht es eine laufende Klärung und Evaluation der Rollen und gegebenenfalls Anpassungen. Das rollenbasierte Arbeiten am Institut für Public Health hilft dabei, sich darüber auszutauschen. Weiter ist die offene Begegnung auf Augenhöhe sehr wichtig, es braucht Gelegenheit für persönlichen Austausch, zum Beispiel beim Kaffeeklatsch oder dem Feierabendbier – so lernt man auch den Menschen hinter einer Aufgabe kennen. Als fröhlicher Mensch habe ich mit meinen Kolleg:innen ausserdem gerne gelacht. Das sorgte für Entspannung, vor allem in stressigen Zeiten. 

Was waren rückblickend die grössten Herausforderungen bei Ihrer Arbeit als Weiterbildungsleiterin?

In dem Bereich gibt es immer wieder Phasen mit vielen parallelen Weiterbildungsterminen und einer entsprechend hohen Belastung. Denn je mehr Weiterbildungen stattfinden, desto mehr organisatorische und persönliche Probleme der Teilnehmenden gilt es abzuklären und zu lösen. Meine Mailbox war in solchen Phasen entsprechend gefüllt. Hier den Überblick zu behalten und die richtigen Prioritäten zu setzen, war häufig herausfordernd. Kommt hinzu, dass der Kostendruck in der Weiterbildung hoch ist, was meine  Ressourcen eingeschränkt hat. Oft wollte ich aus pädagogischer Sicht mehr umsetzen, was dann aus Ressourcengründen leider nicht möglich war.

Wie haben Sie es geschafft, auch in Zeiten mit einer sehr hohen Arbeitsbelastung die Work-Life-Balance aufrechtzuerhalten?

Meine Familie hat eine Ferienwohnung in Graubünden, wo ich in der Natur, beim Wandern oder Skifahren abschalten und mich erholen konnte. Dabei habe ich bewusst den Laptop auch mal zu Hause gelassen und keine E-Mails gelesen. Weitere kleinere Auszeiten während der Semester waren unter anderem die regelmässigen Konzertbesuche am Musikkollegium Winterthur zusammen mit meinem Sohn sowie weitere kulturelle Anlässe. Und dann gab es immer wieder Zeiten mit wenig Unterricht und Anlässen, zum Beispiel während der Sommerferien. Diese Zeitfenster habe ich genutzt, um auf Reisen zu gehen, unter anderem in Kanada, Schweden, Finnland und Schottland. Nicht zuletzt lese ich auch sehr gerne und diskutiere gerne über Bücher in meinem Lesezirkel.

Nun naht der wohl verdiente Ruhestand. Auf was freuen Sie sich besonders in der neuen Lebensphase?

Auf mehr Zeit für mich, für Kultur und für die Vertiefung in Themen, die mich interessieren – ohne dass es für einen Unterricht ist. Ich bin ein neugieriger und vielseitig interessierter Mensch und es gibt viele Themen, mit denen ich mich in Zukunft vermehrt befassen möchte – Stichwort lebenslanges Lernen. Ich freue mich deshalb auf mehr Bibliotheksbesuche sowie auf Vorträge und Recherchen zu unterschiedlichsten Themen. Mehr Zeit möchte ich auch in den Sport investieren – dieser ist in den letzten Jahren immer wieder zu kurz gekommen. So plane ich unter anderem, mein Schwimmtraining zu intensivieren. Daneben möchte ich zusammen mit meinem Mann längere Wanderungen in den Bergen und Reisen unternehmen sowie verschiedene handwerkliche Projekte verwirklichen. Und ich plane, weiterhin ein wenig zu arbeiten: So werde ich ich im Auftragsverhältnis an der ZHAW kleine Lehraufträgeübernehmen und für Beratungen bezüglich Weiterbildungen, Coachings und Supervisionen zur Verfügung stehen. Nach einer Erholungsphase werde ich zudem sicher ehrenamtlich tätig sein, genauso, wie es mein Mann auch tut.

Möchten Sie noch auf ein Thema zu sprechen kommen, das Ihnen am Herzen liegt?

Als ich vor 33 Jahren meinen ersten Sohn geboren habe, war es nicht selbstverständlich, als Mutter hochprozentig zu arbeiten. Mein Mann und ich waren bei der Organisation unseres Alltags auf uns allein gestellt. Es freut mich sehr, dass heute das Arbeiten auch mit Kindern für die jungen Kolleg:innen selbstverständlich ist und dass es mehr Betreuungsangebote gibt. Trotzdem: Es ist nach wie vor sehr anspruchsvoll, eine gute Balance zu finden. Ich kenne verschiedene junge Familien, die mit den vielschichtigen Anforderungen von Beruf und Familienleben sehr belastet sind. In der Arbeitswelt sind leider noch nicht überall die Bedingungen vorhanden, wie wir sie beispielsweise hier am Institut für Public Health (IPH) haben: unterschiedliche und flexible Arbeitsformen und andere gute Möglichkeiten für Arbeitnehmende mit kleinen Kindern. Mit vermehrter Forschung zur Gesundheitsförderung und Prävention in dieser Lebensphase könnte das Institut einen Beitrag zur Verbesserung der Situation leisten und Inputs zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf geben.

Zur Person: Anita Manser Bonnard

Anita Manser Bonnard begann ihre Tätigkeit am Departement Gesundheit im September 2007 mit einem kleinen Pensum als Dozentin für Kommunikation in den studiengangsübergreifenden Modulen (sgüM). Davor arbeitete sie freiberuflich als Dozentin für Psychologie und als Supervisorin im Gesundheits- und Sozialwesen – eine Arbeit, der sie auch nach ihrer Anstellung am Departement Gesundheit und insgesamt über 20 Jahre nachging. Als Mutter von zwei Söhnen war die diplomierte Pflegefachfrau und Psychologin immer herausgefordert, eine gute Balance zwischen Familie und Beruf zu finden – die Freiberuflichkeit und Teilzeitanstellungen halfen ihr dabei. Da bei ihrer Anstellung am ZHAW-Departement Gesundheit alles im Aufbau war, kamen schnell zusätzliche Unterrichtsaufträge dazu, etwa Module zur Entwicklungspsychologie in der Ergotherapie und Pflege und der Aufbau der interprofessionellen Themenwoche Krise und Coping im 5. Semester. Zwischenzeitlich war Anita Manser Bonnard auch noch als Präsidentin einer Schulpflege in Winterthur tätig. 

Ab 2014 übernahm sie vermehrt Aufträge und die Verantwortung für Module in der interprofessionellen Weiterbildung. So war sie viele Jahre für das «CAS Ausbilden in Gesundheitsberufen» zuständig und hat mit externen Partner:innen unter anderen das «CAS für «Schulärzt:innen und Schulgesundheitsfachpersonen», das «CAS für Klinische Fachspezialist:innen» sowie den Studiengang «MAS in Physician Associate Skills» aufgebaut.