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«Wir brauchen eine Sicherheitskultur wie in der kommerziellen Luftfahrt»

Michel Guillaume leitet das Zentrum für Aviatik an der ZHAW School of Engineering. Als Mitglied eines unabhängigen Expertenrats unterstützt er die Schweizerische Post hinsichtlich ihrer Drohnenaktivitäten. Im Interview verrät er, worauf es ankommt, um die Drohnen der Post erfolgreich zu etablieren.

Prof. Dr. Michel Guillaume leitet das Zentrum für Aviatik der ZHAW School of Engineering.

Was motiviert Sie, als Experte den Drohnenbetrieb der Post zu begleiten?
Michel Guillaume: Ich möchte im Umfeld der Drohnensicherheit einen Beitrag leisten, damit die Post-Drohnen wieder fliegen und wir weitere Erfahrungen mit dem Einsatz von Drohnen gewinnen. Die Drohnen der Post blieben seit Mai 2019 am Boden, um die Sicherheitsprozesse zu stärken.

Welches sind Ihre wichtigsten Erkenntnisse zum Drohnenbetrieb der Post?
Mein wichtigstes Fazit lautet, dass der Betrieb von Drohnen eine Sicherheitskultur mit Prozessen erfordert, wie sie in der kommerziellen Luftfahrt zum Tagesgeschäft gehören. Damit sich das bereits hohe Sicherheitsniveau der Post weiter an diese Standards annähert, haben wir als Expertenrat Empfehlungen formuliert. Eine davon lautet, eine unabhängige Aufsichtsfunktion über die sicherheitsrelevanten Prozesse zu etablieren. Ein Schritt in diese Richtung ist getan: Der Expertenrat wird die Post im Drohnenbetrieb weiterhin beraten.

Bedeuten die Empfehlungen, dass der Drohnenbetrieb derzeit nicht sicher ist?
Nein, unsere Überprüfung hat gezeigt, dass der Betrieb hohe Sicherheitsanforderungen erfüllt. Die Etablierung von Standards und einer systematischen und organisationsübergreifenden Sicherheitskultur erfordert aber Erfahrung und Zeit: Die heute sehr hohe Sicherheitskultur in der Luftfahrt wurde über mehr als hundert Jahre entwickelt. Die Drohnenlogistik ist erst rund zehn Jahre alt.

Eine Drohne der Post hat 2019 zwei Mal eine Fallschirmlandung ausgelöst. Wie sind Fallschirmlandungen zu beurteilen?
Bei Drohnen unter 25 Kilogramm muss der Betreiber mögliche Risiken sowohl in der Luft wie auch am Boden in Betracht ziehen und vermeiden. Dafür sind Fallschirmlandungen das wirksamste Mittel, denn sie halten eine Drohne bei Störungen kontrollierbar. Dies minimiert das Risiko, dass Dritte Schaden nehmen. Fallschirmlandungen sind ein zentraler Sicherheitsmechanismus und gehören zum Betrieb.

Abgesehen von der Logistik: Welches Potenzial weisen Drohnen in der Schweiz auf?
Die Schweiz ist bei der Entwicklung von Drohnentechnologie, vor allem von autonomen Systemen, weltweit an der Spitze. Aber bei den Anwendungen – zum Beispiel in der Logistik oder für Inspektionen – müssen wir uns beeilen, um den internationalen Anschluss nicht zu verlieren.