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«Ingenieurinnen und Ingenieure sind die Treiber der Digitalisierung»

Dirk Wilhelm hat im Mai dieses Jahres als Direktor die Leitung der ZHAW School of Engineering übernommen. Im Interview spricht er über das Thema Fachkräftemangel sowie die Zusammenarbeit mit Unternehmen und erklärt, welche Rolle die School of Engineering bei der digitalen Transformation übernimmt.

Dirk Wilhelm ist Direktor der ZHAW School of Engineering.

Herr Wilhelm, bei keinem anderen Berufszweig ist der Fachkräftebedarf in der Schweiz so stark ausgeprägt wie bei den Ingenieurinnen und Ingenieuren. Wie nehmen Sie das wahr und wie reagiert die ZHAW School of Engineering darauf?
Dirk Wilhelm: Wir merken das in zweierlei Hinsicht. Zum einen sind unsere Absolventinnen und Absolventen sehr gefragt. Sie werden vom Arbeitsmarkt richtiggehend aufgesogen und finden alle guten Stellen nach dem Abschluss. Wir hätten die Kapazität und die Strukturen, um noch mehr Studierende aufzunehmen. Ab dem Herbstsemester 2020 bieten wir alle unsere Bachelorstudiengänge auch im Teilzeitstudium an. Damit erhalten auch Interessenten, die bereits im Berufsleben verankert sind oder Familie haben, die Möglichkeit zu studieren. Auf der anderen Seite spüren wir den Fachkräftemangel selbst bei der Rekrutierung von neuen Dozierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitenden. Je nach Fachgebiet suchen wir bis zu einem Jahr, um eine Stelle besetzen zu können.

Die Digitalisierung bringt massive Veränderungen in allen Lebensbereichen mit sich. Welchen Beitrag leistet die ZHAW School of Engineering als technisches Departement zur digitalen Transformation?
Tech-Firmen wie IBM oder Google sind die Treiber der Digitalisierung und geben das Tempo vor. Es gibt aber auch eine beträchtliche Anzahl an mittleren und grossen Unternehmen, bei denen die Digitalisierung erst langsam Einzug hält und die mit einer anderen Geschwindigkeit unterwegs sind. Diese Firmen kommen zu uns, um sich zu informieren und zu lernen, wie die digitale Transformation für sie aussehen kann – bei Konferenzen oder im Rahmen von Weiterbildungen oder auch in gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsprojekten.

Und was tun Sie, um ihre Studierenden auf die digitale Transformation vorzubereiten?
Ingenieurinnen und Ingenieure sind die Treiber der Digitalisierung. Sie schwimmen nicht mit, sondern sie treiben die Digitalisierung an. Und wir bilden sie dazu aus, dass sie das können. Dafür vermitteln wir ihnen Digitalisierungskompetenzen, in den Bereichen Informatik, Data Science usw. Und wir setzen selbst digitale Lehrformen ein und nutzen damit die Digitalisierung in der Lehre. Ein Beispiel hierfür ist unsere Lernfabrik SmartPro 4.0, die simuliert, wie eine Produktionsanlage im Zeitalter von Industrie 4.0 funktioniert.

Welche Kompetenzen bringen Ihre Absolventinnen und Absolventen darüber hinaus mit und wie reagieren Sie auf Bedürfnisse seitens Arbeitgebern?
Wir legen in Winterthur seit jeher grossen Wert auf die Grundlagenausbildung, das heisst auf mathematische und naturwissenschaftliche Grundlagen sowie Informatik. Sie haben Bestand und sind ein wichtiges Fundament für die Studierenden. Darüber hinaus hat unsere Ausbildung den Anspruch berufsbefähigend zu sein. Unsere Absolventinnen und Absolventen können nach ihrem Bachelorabschluss direkt eingesetzt werden im Unternehmen. Neue Themen, wie Industrie 4.0 oder Internet of Things, nehmen wir in den Vertiefungen der höheren Semester auf. Wichtig sind mir auch internationale Kompetenzen. Die Schweiz ist ein sehr exportorientiertes Land. Unsere Absolventinnen und Absolventen arbeiten in der Industrie zum Grossteil in interkulturellen Teams und international tätigen Unternehmen. Wir bieten deshalb ein internationales Profil an und haben ein umfangreiches Netzwerk an Partnerhochschulen, an denen unsere Studierenden ein Auslandssemester absolvieren können.

Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit mit Unternehmen und wie sollte sie Ihrer Meinung nach in Zukunft aussehen?
Einen Grossteil unserer Forschungs- und Entwicklungsprojekte führen wir zusammen mit Firmen durch – als Innosuisse- oder EU-Projekt, aber auch direkt von Firmen finanziert. Wir verstehen uns als Forschungs- und Umsetzungspartner für die Industrie. Unsere Aufgabe ist es innovative Ideen in die Praxis umzusetzen. Das wird auch in Zukunft so bleiben.

Welches Fazit ziehen Sie nach dem ersten halben Jahr als Direktor der ZHAW School of Engineering? Und wo sehen Sie die grössten Herausforderungen im neuen Jahr?
Die Leitung der School of Engineering ist eine interessante Aufgabe, die ich sehr gerne übernommen habe. Sie ist strategisch und bietet viele Gestaltungsmöglichkeiten. Aktuell sind wir in einer Umbruchphase, da wir alle acht Bachelorstudiengänge überarbeiten und ab Herbstsemester 2020 im Teilzeitmodell anbieten. Parallel dazu erhält auch unser Masterstudiengang ein Face-Lifting und wird im Herbstsemester 2020 mit elf neuen Profilen starten. Dies erfordert ein grosses Engagement von unseren Mitarbeitenden, was ich sehr schätze.