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Bachelorarbeit Verkehrssysteme: Regelmässigkeit statt Pünktlichkeit als Steuerungsprinzip im städtischen Personennahverkehr

Regelmässig statt pünktlich

Die Zuverlässigkeit im ÖV wird oft mit Pünktlichkeit gleichgesetzt. Bei sehr kurzen Taktzeiten gewinnt jedoch die Regelmässigkeit der Kurse immer mehr an Bedeutung. Wie man die Regelmässigkeit für die Buslinie 46 in Zürich verbessern könnte, haben Nicolà Gabriel und Rolf Stehrenberger aus dem Studiengang Verkehrssysteme untersucht.

Auf dem Land fährt das Postauto, welches das eine mit dem anderen Dorf verbindet, zum Beispiel «immer um viertelnach und viertelvor der vollen Stunde». In der Stadt hingegen verkehrt der Bus oder das Tram schlicht «alle fünf Minuten» von einer Haltestelle zur nächsten. Beim ersten Beispiel steht die Pünktlichkeit im Vordergrund, beim zweiten die Regelmässigkeit. Sind alle Busse pünktlich, ist die Regelmässigkeit automatisch gegeben. Bei Unpünktlichkeit hingegen kann es im Stadtverkehr zu sogenannter Paketbildung kommen – mehrere Busse kommen fast gleichzeitig an einer Haltestelle an. Dazwischen müssen die Passagiere lange Wartezeiten in Kauf nehmen; die Belegung der Busse schwankt zudem erheblich. Das ist weder für den Betreiber der Buslinie noch für die Fahrgäste angenehm.

Input aus anderen Städten

Das versuchen die beiden Verkehrssysteme-Absolventen Nicolà Gabriel und Rolf Stehrenberger mit einem Konzept für die Regelmässigkeit im städtischen Personenverkehr zu vermeiden. Hierfür haben sie die VBZ-Linie 46 vom Zürcher Hauptbahnhof nach Rütihof untersucht. Rolf Stehrenberger erklärt den Hintergedanken: «Bei einem Fünfminutentakt spielt es eigentlich  keine so grosse Rolle, wann genau der Bus ab- fährt; auf den Fahrplan achten die Passagiere ohnehin kaum – solange in fünf Minuten der nächste Bus anrollt.» In einem ersten Schritt haben Nicolà Gabriel und Rolf Stehrenberger untersucht, warum es auf der Linie 46 zu Unregel- mässigkeiten kommt. Anschliessend habensie analysiert, wie andere Städte, darunter London, Singapur und Stoc  holm, die Regelmässigkeit im ÖV garantieren.

«Bei einem Fünfminutentakt spielt es eigentlich keine so grosse Rolle, wann genau der Bus abfährt – solange in fünf Minuten der nächste Bus anrollt.»

Rolf Stehrenberger

Suche nach dynamischem System

Die Analyse der beiden Absolventen zeigte, dass insbesondere die Zusatzkurse während der Stosszeiten zu Unregelmässigkeiten führen, weil sich dadurch der Takt nochmals verkürzt. «Aber auch Störhalte und grosse Unterschiede in der Fahrtgeschwindigkeit tragen zur Paketbildung bei. Hinzu kommt, dass die Reservezeit und Wendezeit zu kurz bemessen sind. So kann das Fahrpersonal Verspätungen und Unregelmässigkeiten nur schwer wieder ausgleichen», ergänzt Nicolà Gabriel. Die beiden Absolventen schlagen den VBZ daher vor, die Zusatzkurse entweder ganz zu streichen oder regelmässig einzusetzen und die Reservezeiten anzupassen. Da mit diesen Massnahmen aber verkehrsbedingte Unregelmässigkeiten nicht kompensiert werden können, suchten sie zusätzlich noch nach einem dynamischen System.

Feldtest vorgeschlagen

Gefunden haben sie es in Stockholm, wo die Regelmässigkeit in Echtzeit reguliert werden kann. Rolf Stehrenberger dazu: «Heute weiss das Fahrpersonal lediglich, ob der Bus mit Verspätung unterwegs ist. Wir schlagen vor, dass es künftig wie in Stockholm auch in den Zürcher Bussen eine Anzeige gibt, die über den Abstand zum vorausfahrenden und zum nachfolgenden Fahrzeug Auskunft gibt.» So könnten Chauffeurinnen und Chauffeure zum Beispiel die Geschwindigkeit drosseln oder etwas längere Haltezeiten einplanen,um sich wieder ‚einzumitten‘. Um zu überprüfen, wie sich die Regelmässigkeit auf der Linie 46 dadurch verbessern würde, schlagen die beiden Absolventen einen Feldtest vor. Die VBZ seien daran sehr interessiert.