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EU-Projekt INTEND: Die Zukunft der Mobilität vorhersagen

Unter Beteiligung der ZHAW School of Engineering haben Forscherinnen und Forscher die wichtigsten Zukunftsthemen im europäischen Transportwesen ausfindig gemacht. Dank der Analyse können finanzielle Mittel für Forschungsvorhaben zielgerichteter und effizienter verteilt werden.

Die Anpassung der Verkehrs- und Gütersysteme gehört zu den grossen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft. Neue Technologien und Verkehrskonzepte bieten Potenziale, um die Mobilität von Menschen nachhaltig zu gewährleisten und die Güterlogistik integral zu gestalten. Entscheidend ist dabei, zukünftige Entwicklungen einschätzen zu können und daraus Strategien für Technologieentwicklung, Verkehrspolitik und -planung ableiten zu können. Welches sind europaweit die Zukunftsthemen im Transportsektor, in die künftig mehr Forschungsarbeit fliessen sollte? Um Antworten auf diese Frage zu finden, hat die ZHAW School of Engineering gemeinsam mit vier weiteren Hochschulen eine umfassende Analyse erarbeitet. In diesem EU-finanzierten Forschungsprojekt wurden Trends und Forschungslücken im europäischen Transportsektor ausfindig gemacht, um finanzielle Mittel für zukünftige Forschungsvorhaben zielgerichteter und effizienter verteilen zu können. Seitens ZHAW war das Institut für Nachhaltige Entwicklung (INE) daran beteiligt, die Zukunftsfelder der Mobilitätsforschung ausfindig zu machen. «Dabei geht es nicht nur um universitäre Forschung, sondern auch um industrielle Entwicklung», spezifiziert Merja Hoppe, die das Projekt am INE geleitet hat. «Durch gezielte Förderung soll der europäische Transportsektor langfristig wettbewerbsfähig bleiben und dabei vor allem nachhaltiger werden.» 

Technologie als Chance und Risiko

Globalisierung, Urbanisierung und die Alterung der Gesellschaft sind die grossen Veränderungen, die nicht aufzuhalten sind. Heute und in Zukunft nehmen diese Megatrends grossen Einfluss auf die Nachfrage und das Angebot im Verkehr. Am INE hat sich insbesondere Thomas Trachsel mit der Trendanalyse beschäftigt. «Neben einer umfassenden Literaturanalyse auf Grundlage wissenschaftlicher aber bewusst auch nicht-wissenschaftlicher Quellen haben wir gezielt qualitative Interviews mit Experten aus Bereichen geführt, die das Transportwesen tangieren», erklärt Trachsel. Daraus haben die Forschenden am INE eine Reihe von Hypothesen über die zukünftige Entwicklung des Transportsektors abgeleitet und in einer quantitativen Umfrage geprüft. «Schauen wir allein die Transporttechnologie an, drängen sich Themen wie autonome Fahrzeuge und Drohnen geradezu auf, dazu kommt die Vernetzung über die Smartphones», so Trachsel weiter. Wichtiger als die rein technische Entwicklung ist für Trachsel aber die Frage, wie sich solche Trends auf den Raum und das Verhalten der Menschen auswirken. Denn die technischen Möglichkeiten können laut Trachsel unter Umständen zu negativen Effekten führen: «Beispielsweise erscheint Carsharing per App zunächst sinnvoll, solche Services können aber auch zu mehr Verkehr führen anstatt eine Entlastung zu bringen – dann nämlich, wenn die User vorher mit dem ÖV oder Velo unterwegs waren.»

«Durch gezielte Förderung soll der europäische Transportsektor langfristig wettbewerbsfähig bleiben und dabei vor allem nachhaltiger werden.»

Merja Hoppe, Projektleiterin am Institut für Nachhaltige Entwicklung (INE)

Lücken suchen und finden

Neben der Untersuchung der Trends war es ein weiteres Ziel, grundlegende Lücken in der Mobilitätsforschung aufzutun. «Wir haben heute eine bestimmte Vorstellung, wie unser Verkehrssystem aussehen soll. In der Zukunft wird es aber ein anderes sein», sagt Merja Hoppe. «Muss ich das Auto nicht mehr selber lenken, wird das Fahren nicht mehr als verlorene Lebenszeit wahrgenommen. Die Mobilitätsaktivität, wie wir sie heute kennen, wird passiver werden.» Mobilität wird also in Zukunft anders wahrgenommen werden. Was heisst das für die Anbieter? «Dass man sich nicht mehr nur für ein Verkehrsmittel entscheidet, sondern vielmehr Mobilitätsketten betrachten muss. Die Vernetzung von verschiedenen Verkehrsmitteln wird immer wichtiger», so Hoppe weiter. Der Mobilitätsdienstleister von morgen braucht somit gar kein eigenes Verkehrsmittel zu betreiben, sondern nur eine Plattform für deren Vernetzung anzubieten. Laut Hoppe bilden solche Angebote auch die Basis für Verhaltensänderungen bei den Menschen. «In neuen Verhaltensmustern liegt vielleicht das grösste Potenzial», so Hoppe. «Ausschöpfen kann man es aber nur, wenn man entsprechende Angebote macht und Anreize schafft.»

Ergebnisse in Brüssel vorgestellt

Wohin die Fördergelder der EU fliessen, hat grosse Auswirkungen auf die weitere Entwicklung der Verkehrs- und Gütersysteme in ganz Europa. Ob die erarbeitete Analyse wirklich eine Wirkung nach sich zieht, wissen die Forschenden aber nicht mit Gewissheit. Die Resultate von INTEND liegen nun der europäischen Kommission vor, die für die Forschungsprogramme zuständig ist. «Wir wurden sogar persönlich nach Brüssel eingeladen, um die Ergebnisse vorzustellen», so Thomas Trachsel. «Umso mehr hoffen wir natürlich, dass unsere Untersuchung in künftige Entscheidungen miteinfliesst.» Auf jeden Fall konnte das INE seine Expertise im Bereich der nachhaltigen Mobilität und der Trendanalyse einmal mehr auf internationaler Bühne unter Beweis stellen. 

Auf einen Blick

Beteiligte Institute und Zentren: Institut für Nachhaltige Entwicklung (INE)

Internationale Projektpartner: 

Finanzierung: Forschungsprogramm Horizon 2020 der Europäischen Union 

Projektdauer: 2017-2018