Interprofessionelle Ausbildung
Zur Beibehaltung der hohen Qualität des schweizerischen Gesundheitswesens und dessen bevölkerungs- und bedarfsorientierten Ausrichtung ist die sektorenübergreifende und interprofessionelle Zusammenarbeit der verschiedenen Leistungserbringer unerlässlich.
Die Vielfalt und das Nebeneinander vieler Leistungserbringer im Schweizer Gesundheitswesen sowie die vielen Schnittstellen in den Betreuungs- und Behandlungsprozessen erfordern Aufmerksamkeit und Umsicht besonders mit Blick auf das Gestalten der Zusammenarbeit.
Interprofessionalität darf durchaus als Schlüsselfaktor zur Erzielung von Qualität im Gesundheitswesen angesehen werden. Damit eine Zusammenarbeit der unterschiedlichen Professionen gelingt, werden in unseren Ausbildungsprogrammen interprofessionelle Lern- und Lehrsettings gestaltet, die das über- von und miteinander fördern, wie das die WHO bereits 2010 gewünscht hat (World Health Organization. Framework for Action on Interprofessional Education & Collaborative Practice. Geneva: World Health Organization. 2010, p.13).
Interprofessionelle Ausbildung am Departement Gesundheit
Das Departement Gesundheit vereinigt verschiedene Gesundheitsberufe unter einem Dach. Das ermöglicht uns, einen intensiven professionsübergreifenden Austausch unter Studierenden bereits während der Ausbildung zu fördern. Im Unterricht mit Studierenden unterschiedlicher Gesundheitsberufe erwerben die zukünftigen Fachkräfte Wissen, das für alle von Bedeutung ist und sie erwerben Kompetenzen, die für die berufsübergreifende Zusammenarbeit und Teamarbeit unerlässlich sind.
«Interprofessionalität bedeutet für mich, dass sich Personen aus unterschiedlichen Berufen austauschen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Es bedeutet auch, dass ich Rücksprache nehmen kann, wenn ich an meine fachlichen Grenzen komme.»
Jasmin Brenn, Bachelorstudentin Ergotherapie, ZHAW Gesundheit
Modulübersicht Interprofessionelle Lehre
Das Angebot der interprofessionellen Lehre BSc (IPL) umfasst einerseits Module, in welchen Kompetenzen gefördert werden, die für die Berufsausübung aller am Departement Gesundheit angesiedelten Gesundheitsberufe notwendig sind. Andererseits unterstützen wir in Modulen, in welchen die Studierenden interprofessionell zusammengesetzt sind, ein Denken über die eigenen Berufsgrenzen hinweg. Hier stellen wir das ziel- und ergebnisorientierte Zusammenarbeiten verschiedener Professionen und Disziplinen in den Mittelpunkt.
Themenschwerpunkt Wissenschaftliches Arbeiten
- Wissenschaftliches Arbeiten und qualitative Forschungsmethoden
Im ersten Modul des Themenschwerpunktes erwerben Studierende Grundlagenwissen zum wissenschaftlichen Arbeiten und zu qualitativen Forschungsmethoden. In Vorlesungen, tutoriell begleitenden Seminaren und in Selbstlernphasen angereichert mit E-Learning- Elementen setzen die Studierenden sich mit grundlegenden Strukturen wissenschaftlichen Denkens und Handels auseinander. Weiter werden Studierende befähigt im systematischen Umgang mit wissenschaftlicher Literatur. Hierzu gehört die Literatursuche und Dokumentation, der gezielte Einsatz von Fachenglisch sowie die Lesekompetenz. Anlässlich eines Projektes, in welchem sie eine wissenschaftliche Fragestellung mit Bezug auf ihr berufliches Handlungsfeld als Gesundheitsperson aufgreifen, erfahren und reflektieren Studierende im dialogischen Austausch in Kleingruppen Schritte eines Forschungsprozesses, einschliesslich Planung, Datenerhebung, Analyse und schriftlicher Dokumentation. - Wissenschaftliches Arbeiten und quantitative Forschungsmethoden
Der Erwerb von Kenntnissen über Methoden der quantitativen Forschung erfolgt in diesem Modul auf zwei unterschiedlichen, von den Studierenden wählbaren Lernwegen. Studierende, die den ‘bedeutungsorientierten’ Lernzugang wählen, werden über das Lesen und kritische Würdigen von quantitativen Studien an die theoretischen Konzepte herangeführt. Studierende, die den ‘mathematisch-methodischen’ Lernzugang wählen, führen neben dem Lesen und der kritischen Würdigen von quantitativen Studien selbstständig eine Kurzbefragung durch. Sie sammeln Daten und strukturieren, analysieren und interpretieren diese mithilfe eines Statistikprogramms. Unabhängig von den Lernzugängen erwerben Studierende Wissen zu den wichtigsten Schritten quantitativer Forschung wie dem Formulieren einer Fragestellung sowie der Definition einer Population, Stichprobenziehung, Datenerhebungsverfahren, Datenstrukturierung, Datenanalyse und Interpretation. Bezüglich der Datenanalyseverfahren werden relevante Konzepte wie Verteilungen, Kennwerte, Hypothesentests und deren Interpretation erlernt. Ebenso die Grundlagen epidemiologischer Forschung und deren Kennwerte wie Odds Ratio, absolutes und relatives Risiko, Prävalenz und Inzidenz. - Wissenschaftskommunikation
Neben vertiefenden Kenntnissen zu qualitativen und quantitativen Methoden erwerben die Studierenden Kompetenzen zur Erstellung einer wissenschaftlich orientierten Arbeit auf Basis einer wissenschaftlichen Fragestellung. Sie führen hierzu mittels definierter Suchbegriffe eine systematisierte Literatursuche in gesundheitsfachspezifischen Datenbanken durch, entwickeln Ein-/Aus-schlusskriterien zur Studienauswahl und lesen sowie würdigen die Studien kritisch anhand von wissenschaftlichen Leitfragen zum Critical Appraisal. Zudem befassen sich die Studierenden mit der adressatengerechten Vermittlung von Forschungswissen und unterschiedlichen Präsentationsformen wissenschaftlicher Forschungsinhalte (Vortrag, Poster). - Vertiefung Wissenschaftliches Arbeiten
Die Studierenden bauen ihre Kompetenzen aus, Studien kritisch zu hinterfragen und sie als Exzerpte für die eigene Arbeit und somit für die Praxis nutzbar zu machen. Im Rahmen angeleiteter Peer-Feedbacks sowie durch gezielte Beratungen hinsichtlich der Interpretation qualitativer und quantitativer Studien, lernen die Studierenden wertschätzendes Feedback auf wissenschaftliche Texte zu geben und gezielt Fragen zu formulieren, die sich auf für die eigene Bachelorarbeit relevante Quellen beziehen. Weiter werden Aspekte zu qualitativen und quantitativen Gütekriterien, auch hinsichtlich Assessmentinstrumenten, vertieft. Studierende erweitern Kenntnisse und Fertigkeiten zu frei wählbaren und unterschiedlichen Aspekten quantitativer und qualitativer Forschungs- und Analysemethoden: Inhaltsanalyse, Dokumentenanalyse, Computer gestützte qualitative Analysemethoden, Phänomenologie, Ethnographie, Grounded Theory, varianzanalytische Verfahren und Regressionsverfahren. Darüber hinaus können Studierende sich in quantitative Analysesoftware wie beispielsweise SPSS oder R einführen lassen.
Themenschwerpunkt Kommunikation und Zusammenarbeit
- Klientenzentrierte Kommunikation im interprofessionellen Kontext
Studierende erwerben im Modul Wissen und Handlungskompetenz zur personenzentrierten Gesprächsführung anhand theoretischer Modelle und praktischer Anwendungsübungen (Fallbesprechungen, Filmanalysen, Gesprächsübungen etc.). Dabei reflektieren sie die Bedeutung und Wirkung von Kommunikation im eigenen wie im interprofessionellen Kontext, eruieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede, identifizieren aktuelle und künftige Herausforderungen und ziehen mögliche Schlussfolgerungen für die spätere interprofessionelle Zusammenarbeit in der Berufspraxis. Die Studierenden arbeiten in interprofessionellen Gruppen zusammen, wobei Prozesse der sozialen Wahrnehmung und Interaktion, Gruppendynamiken sowie der Einsatz verschiedener Kommunikationsmedien praktisch erfahren und unter Einbezug gängiger Modelle und Theorien analysiert und reflektiert werden. - Herausfordernde Berufspraxis und Kooperation
Die Studierenden erhalten die Möglichkeit, ihre Sozial- und Handlungskompetenzen in den Themenbereichen Beratung, interprofessionelle Zusammenarbeit, Krise & Coping, Gesundheit in anspruchsvollen Settings, Diversity Management in Health Professions, Professional Identity and its Visibility sowie im Bereich ethische Entscheidungsfindungen im interprofessionellen Kontext zu erweitern. In interprofessionellen Studierendengruppen wird das mit-, von- und übereinander Lernen in verschiedenen Anwendungsbereichen geübt und vertieft. Die Bedeutung kooperativen Handelns in der eigenen Berufspraxis sowie das Reflektieren derselben steht dabei im Zentrum. Die Studierenden beschäftigen sich mit eigenen herausfordernden Berufssituationen, schätzen diese ein und suchen nach geeigneten Handlungsmöglichkeiten und -strategien. Die internationale Winterschool ist Teil des Moduls, was Austauschmöglichkeiten mit Studierenden verschiedener Länder ermöglicht. - Interprofessionelle Zusammenarbeit in Theorie und Praxis
Das Modul ermöglicht den Studierenden, sich mit thematischen Herausforderungen und praktischen Anwendungsfelder der interprofessionellen Zusammenarbeit und Kooperation zu befassen. Aus einem bestehenden Angebot setzen sich die Studierenden individuell zwei Vertiefungsschwerpunkte. Diese reichen von zielgruppengerechter Kommunikation und Mediennutzung im interprofessionellen Kontext über Konfliktlösung und Führen im interprofessionellen Team, Quali-tätssicherung in interprofessionellen Netzwerken bis hin zu interprofessioneller Gesundheitsversorgung in verschiedenen Settings und Anwendungsfeldern (z.B. Kinder & Jugendliche, alte Men-schen etc.). Die gewählten Schwerpunkte ergänzen idealerweise die Themen, die im Modul «Herausfordernde Berufspraxis und Kooperation» gewählt wurden, um ein möglichst umfassender interprofessioneller Kompetenzerwerb anzustreben.
Wahlpflicht-Lernangebote
- Gesellschaft, Kultur und Gesundheit 1
Diese Modulgruppe zielt auf die Entwicklung von personalen, sozialen, kommunikativen, kooperativen und fachlichen Kompetenzen. Eine breite Palette an Lernangeboten steht den Studierenden zur Auswahl. Fokussiert werden Fragestellungen zu gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen und Prozessen sowie gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen der Menschheit, global und lokal. Die verschiedenen Lernangebote ermöglichen die Reflexion sozialer, kultureller, ökologischer, technischer, wissenschaftlicher und rechtlicher Entwicklungen, sodass Studierende später als Berufstätige diese aktiv mitgestalten können. - Gesellschaft, Kultur und Gesundheit 2
Diese Modulgruppe erweitert das Angebot der Modulgruppe Gesellschaft, Kultur und Gesundheit 1. In stärkerem Ausmass werden besondere Herausforderungen der Berufspraxis reflektiert, die kooperative Problemlösekompetenz gefördert sowie Trends im Gesundheitswesen, ihre Chancen und Risiken ins Blickfeld gerückt.
«In meinem Praktikum mussten wir eine Patientin darauf vorbereiten, dass sie früher nach Hause gehen konnte. Wir von der Physiotherapie mussten dann das ganze Handling der Schienen mit ihr anschauen, die Pflege instruierte die Wundpflege und die Ergotherapeuten organisierten die Hilfsmittel für die Patientin und passten ihre Wohnung auf ihre Bewegungseinschränkungen an. Die Spitex unterstützte die Patientin schliesslich zu Hause. Das war sehr spannend.»
Ariane Gerber, Bachelorstudentin Physiotherapie, ZHAW Gesundheit
Interprofessionell Lernen in der Praxis: ZIPAS – Zürcher interprofessionelle klinische Ausbildungsstation
In verschiedenen Ausbildungsspitälern und weiteren Institutionen des Gesundheitswesens erhalten Lernende und Studierende verschiedener Professionen die Gelegenheit, in gemeinsamer Verantwortung und unter Supervision «echtes» Klientel zu betreuen. Am Aufbau der interinstitutionellen und interprofessionellen ZIPAS nach skandinavischem Vorbild beteiligten sich sechs Institutionen: Careum Stiftung, Universität Zürich (Medizinische Fakultät, UZH), Universitätsspital Zürich, Careum Bildungszentrum, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (Department Gesundheit, ZHAW) sowie das Zentrum für Ausbildung im Gesundheitswesen. Mit diesem Kooperationsprojekt werden Grenzen überwunden und neue Wege für Bildungskonzepte von morgen gesucht.
Interprofessionelles Lernen mit der Universität Luzern und XUND
Zusammen mit der Universität Luzern und dem Bildungszentrum XUND wurde im Frühjahr 2023 erstmals ein interprofessionelles Modul zur Förderung der Zusammenarbeit verschiedener Berufsgattungen in der Gesundheitsversorgung durchgeführt. An zwei Modul-Tagen in Winterthur und Luzern befassen sich über 100 Studierende aus den Fachrichtungen der Medizin, Pflege, Hebamme, Physiotherapie und Ergotherapie mit den verschiedenen Aspekten der interprofessionelle Zusammenarbeit.
Winter School - international und interprofessionell
Die in Kooperation zwischen den ZHAW Departementen Gesundheit und Soziale Arbeit sowie dem INUAS- und COHEHRE-Netzwerk gestaltete Winter School bietet Studierenden von unserer Hochschule, Studierenden aus anderen Landesteilen der Schweiz und Studierenden sowie Expert:innen anderer Länder die Gelegenheit zum Austausch über wichtige berufliche Themen. Die Winter School ermöglicht gemeinsames Lernen und den Erwerb von Kompetenzen für den Dialog und die interprofessionelle Zusammenarbeit.
«Ich kann sehr viel für mich von der Winter School mit nach Hause nehmen. Ich finde es ideal, wenn solche Veranstaltungen zusammen unterrichtet werden. Die unterschiedlichen Professionen können so viel voneinander profitieren.»
Nele Petersen, Bachelorstudentin Pflege, Hochschule Hannover
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