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Erfahrungsbericht: Marc Kummer

Marc Kummer absolvierte am IAP Institut für Angewandte Psychologie den CAS Leadership Excellence.

Marc Kummer

Marc Kummer ist Rektor Berufsbildungszentrum des Kantons Schaffhausen. Davor war er Amtschef des Mittelschul- und Berufsbildungsamtes im Kanton Zürich und trug dort eine grosse Verantwortung für die Berufsbildung mit 42‘000 Lernenden und die Mittelschulen mit 15‘000 Schülerinnen und Schülern sowie für einen Umsatz von fast einer Milliarde Franken. Nach einer kaufmännischen Lehre und einem Landwirtschaftsstudium folgten ein Betriebswissenschaftsstudium und eine Weiterbildung in Kommunikation.

CAS Leadership Excellence

Weiterbildung für komplexe Führung
Als Marc Kummer seine Position als Amtschef übernahm, war ihm klar, dass die Struktur der Organisation, die er führen würde, komplex und kompliziert war. Die Zahl der Schulen und Institutionen, mit denen das Mittelschul- und Berufsbildungsamt zusammenarbeitet, füllt allein im Kanton Zürich mehrere Seiten des Amtsregisters. Zu diesem bereits komplexen Umfeld kommt die enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Gremien und der Austausch auf kantonaler und nationaler Ebene. «Die einzelnen Schulen in diesem Konstrukt funktionieren stark autonom und sehr partizipativ. Unsere Steuerungsfunktion ist daher nicht so wie in einem Konzern», erklärt Kummer den Unterschied zu einer Führungsposition in der Privatwirtschaft. «Es ist viel mehr Einbezug der einzelnen Akteure nötig.

Das bedeutet, dass man Menschen abholen muss. Dazu kommt die Politik, und dann geht es auch um sehr viel Geld. Die Berufsbildung ist zudem eng mit der Wirtschaft verflochten.» Seit Kummer 2007 den Posten als Amtschef übernahm, standen immer wieder Change-Management-Projekte an: «Wir mussten viele Kompetenzen neu aufbauen und professionalisieren. Zudem wollten wir die internen Subkulturen zusammenführen, um die Zusammenarbeit zu verbessern.» Nicht nur für seine Teams war das schwierig.

Auch für Kummer selbst war diese Veränderungsphase in der sonst schon komplexen Organisation und dem noch komplexeren Spannungsfeld zwischen Wirtschaft, Politik, Finanzen und dem Kerngeschäft, der Bildung selbst, eine grosse Herausforderung. «Im Bildungswesen kann man nicht einfach eine Anweisung geben und sagen, ab jetzt wird es so gemacht. Man muss immer überzeugen, entwickeln, die Menschen für die notwendige Veränderung gewinnen.» Für diese Entwicklungsaufgabe wollte Kummer seine Soft Skills schärfen und suchte nach geeigneten Weiterbildungen im Bereich Supervision und Mediation. Aber nichts passte für ihn in dieser Situation.

Während seiner Recherchen stiess er irgendwann auf den CAS Leadership Excellence des IAP Institut für Angewandte Psychologie. «Ich machte einen Termin für ein Eignungsgespräch und entschied mich dann, das notwendige psychologische Werkzeug nicht über die Schiene ‹Supervision und Coaching› zu erarbeiten, sondern über die Schiene ‹Führung› – also von dem Punkt aus, an dem ich im Berufsleben stand. Das Seminar ging nur 18 Kurstage, war aber recht dicht aufgebaut. Immer jeweils 2 Tage und dann natürlich noch die Studienwoche.»

Die Entwicklung der Führungspersönlichkeit
«Ich wusste viel und hatte auch Erfahrung in der Führung von komplexen Projekten und Schulfusionen. Doch ich hoffte, diese spezifische Weiterbildung im Bereich Psychologie und Führung, würde mich unterstützen, bestimmte anspruchsvolle Situationen noch besser zu handhaben.» Genau hier setzt der CAS Leadership Excellence an. Die Weiterbildung richtet sich ausschliesslich an erfahrene Führungspersonen, die in einem komplexen Umfeld agieren, über mehrere Hierarchiestufen hinweg führen oder sich in Führungssituationen mit erhöhter Komplexität und Diversität bewegen.

«Die Themenblöcke, die in diesen 18 Tagen behandelt wurden, waren alle interessant und wichtig für mich», erinnert sich Kummer. «Wir mussten unsere Situationen immer wieder reflektieren und neue Anwendungen und Ansätze für uns selbst definieren. Zum Teil konnte ich Dinge direkt umsetzen, zum Teil liess ich mir Zeit mit den Punkten.» Die Tatsache, dass alle Dozierenden Psychologen waren, störte Kummer dabei nicht. «Die meisten von ihnen waren nicht nur sehr erfahren auf ihrem Fachgebiet, sondern zusätzlich wirtschaftserfahren. Es hatte also jeder eine betriebliche Vergangenheit. Das machte die Inhalte sehr praxisnah und gut umsetzbar.»

Lerneffekte, die lange anhalten
Auch theoretische Wissensgrundlagen wurden erarbeitet und mit der Praxis verbunden. Das geschah unter anderem mit einem Lerntagebuch. «Das war aufwendig», erinnert sich Kummer und holt ein Heft aus seiner Schublade. «Aber das Gute daran ist, dass es mir noch heute – zwei Jahre nach der Weiterbildung – im Berufsalltag nützt.» In diesem Lerntagebuch wurden die relevanten Inputs definiert, das Anwendungspotenzial identifiziert, wichtige Fragen und auch Lessons Learned festgehalten.

Daraus konnte Kummer dann die nächsten konkreten Schritte für den Arbeitsalltag ableiten. Bis heute. «Ich gehe immer mal wieder zurück in diese Notizen und finde dort Ideen, die mir im Hier und Jetzt neue Ansätze liefern», schmunzelt er. Neben dem Lerntagebuch diente ihm auch die Gruppenerfahrung als langfristige Inspiration. «Während des Kurses wurde oft in Gruppen gearbeitet. Der Lerneffekt lebte also stark von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Das Durchschnittsalter betrug 40-45 Jahre. Da waren Leute aus der Bank, aus dem Non-Profit-Bereich, aus der Pflege, dem Detailhandel, und sogar aus der Kirche.» Die Diversität dieser Zusammensetzung gefiel Kummer, denn er lernte in kurzer Zeit verschiedene Welten und ihre konkreten Führungssituationen kennen und erhielt dadurch neue Ideen.

«Man musste den Anderen bestimmte Situationen schildern und lernte, allein schon durch die verbale Formulierung für aussenstehende Dritte, die eigene Situation umfassender zu betrachten. Wir bekamen auch Feedback von den Anderen und tauschten uns generell viel aus. Dadurch habe ich vor allem persönlich viel mitnehmen können.»

Sich selbst und andere wertschätzend führen
Ein wichtiger Kursblock befasste sich mit Belastungen im Führungsalltag, aber auch im Leben selbst. Hier erkannte Marc Kummer eine wichtige Realität: «Egal wie alt die Teilnehmenden waren, jeder von uns war schon einmal an einem Limit. Die einen schon sehr jung, die anderen später. Ich weiss nicht, ob sich genau solche Leute von dieser Ausbildung angesprochen fühlen, oder ob es daran liegt, dass man für Führungspositionen eine bestimmte Persönlichkeit mitbringen muss, die eben bereit ist, nicht um 17.00 Uhr einfach raus zu laufen und sich nicht mehr zu kümmern.

Auf jeden Fall ist diese Problematik nicht nur technisch-betriebswirtschaftlich, sondern auch emotional-psychologisch hinterlegt.» Weil die Übungen zum Thema Belastung ihm selbst so viel brachten, setzte Kummer sie später auch für seine Kader-Mitarbeitenden ein. «Wir haben unsere Beziehung zur Arbeit angeschaut, das Arbeitspensum, die Kontrollen, einfach vieles, was rund um den Job wichtig ist.» Kummer wollte, dass sich seine Kaderleute damit auseinander setzten, wie es ihnen in ihrer Arbeit geht und wo sie im Job und im Leben stehen. «Ich wollte, dass sich auch meine Mitarbeitenden die Zeit nehmen konnten, einmal genauer hinzuschauen.»

Auch die Beziehung zur Arbeitssituation, die eigene Stressresistenz und Strategien zur Überwindung von Hürden sind ihm heute nicht nur für sich selbst bewusst, sondern auch für seine Mitarbeitenden wichtig. «Ich führe nicht einfach. Ich möchte mein Team entwickeln. Ich habe zum Beispiel mit dem Kader Leitsätze und Führungsgrundsätze erarbeitet. Wir haben Anlässe zur Zusammenarbeit mit allen 130 Mitarbeitenden des Amtes durchgeführt. So haben wir mehr Identifikation geschaffen. Es ist mir  wichtig, auch mit Emotionalität zu arbeiten. Es geht darum, nicht einfach nur mit Konzepten und Modellen den Weg zu erklären, sondern darum, Vertrauen mit den Menschen aufzubauen und gemeinsam die gesteckten Ziele zu erreichen.

Darin hat mich der Kurs bestärkt.» Das Ergebnis ist in Form von Fotos auf seinem Regal zu sehen. Jedes Jahr macht die Geschäftsleitung des Amtes ein Foto von der Führungscrew. Mal in einem Büroraum, mal in einem Betrieb, mal an einer Schule. Das Erstaunliche an diesen Momentaufnahmen: Sie erzählen die Geschichte der Entwicklung seines direkten Teams. «In dieser Weiterbildung am IAP habe ich gelernt, mich breiter in meiner unmittelbaren Führungs-Crew abzustützen, gemeinsam voranzugehen, zu delegieren. Das entlastet uns alle, mich und mein Team. Ich achte auch auf die Balance zwischen beruflichen und privaten Anforderungen. Das ist wichtig, weil das Privatleben unser Gegenstück zur Arbeit ist. Wenn es privat nicht stimmt, hat das Einfluss auf das Gesamtsystem, also auch auf die Arbeit – und umgekehrt. Das ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis: Das Leben ist einfach grösser als ein Job.»