Jugendliche nutzen soziale Netzwerke in erster Linie zur Unterhaltung und Information
Der JAMESfocus-Bericht 2025 von der ZHAW und Swisscom zeigt deutlich: Bei der Nutzung von sozialen Netzwerken überwiegen bei den Schweizer Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren die Unterhaltungs- und Informationsmotive gegenüber dem Motiv der Selbstdarstellung.

91% der Jugendlichen nutzen soziale Netzwerke täglich oder mehrmals pro Woche. Als soziale Netzwerke gelten im JAMESfocus-Bericht 2025 Plattformen, die sowohl persönliche wie auch öffentliche Kommunikation ermöglichen. Namentlich sind dies Instagram, TikTok, BeReal, Pinterest, X/Twitter, Reddit, Facebook und Tinder. Mit der aktuellen Studie wurde untersucht, welche Motive bei der Nutzung sozialer Netzwerke für Jugendliche relevant sind. Die Ergebnisse zeigen: Schweizer Jugendliche nutzen soziale Netzwerke primär zur Unterhaltung (57%) und Informationssuche (46%) – Selbstdarstellung hingegen ist nur für 4% der Befragten relevant. Die Resultate basieren auf den Antworten von über 1000 Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren aus allen drei Sprachregionen der Schweiz.
«Die Ergebnisse sprechen gegen die gängige Annahme, dass Jugendliche soziale Netzwerke hauptsächlich dafür nutzen, um sich selbst zu präsentieren. Es ist gut möglich, dass Präventionsmassnahmen bereits anklingen und eine bewusstere Nutzung mit sich ziehen», erklärt Svenja Deda-Bröchin, ZHAW-Forscherin und Mitautorin.
Die Plattformen erfüllen unterschiedliche Bedürfnisse
Die starke Ausprägung des Unterhaltungsmotivs kann mit der Beliebtheit bzw. Nutzungshäufigkeit der Plattformen in Verbindung gebracht werden. Instagram und TikTok sind mit Abstand die beliebtesten sozialen Netzwerke der Jugendlichen und werden hauptsächlich zu Unterhaltungszwecken und zum Zeitvertreib genutzt.
Das ebenfalls sehr stark ausgeprägte Informationsmotiv zeigt, wie wichtig es Jugendlichen ist, sich über diese Plattformen zu informieren und welche zentrale Bedeutung somit den sozialen Medien in dieser Hinsicht zukommt. Wenn es um Information geht, spielen vor allem BeReal, Instagram, Pinterest und X/Twitter eine Rolle. Trotz der niedrigen Ausprägung zeigt das Motiv der Selbstdarstellung Zusammenhänge mit den Plattformen Tinder, Facebook und BeReal. Als einzige Plattform sticht BeReal hervor, die alle drei Motive gleichermassen bedient, wird aber nur von rund einem Drittel der Jugendlichen regelmässig genutzt.
Während Mädchen soziale Netzwerke signifikant häufiger zu Unterhaltungszwecken nutzen (63% vs. 50% bei Jungen), zeigen sich auch regionale Unterschiede. Jugendliche in der Romandie nutzen die Plattformen sowohl häufiger zur Unterhaltung (66%) als auch zur Informationssuche (62%) als ihre Altersgenossen in der Deutschschweiz (53% bzw. 38%) oder dem Tessin (52% bzw. 53%).
«Die regionalen Unterschiede könnten mit Diskrepanzen in der allgemeinen Mediennutzung, dem Ausmass des Informationsaustauschs in der realen Welt oder mit der unterschiedlich verfügbaren Medieninfrastruktur zusammenhängen», erläutert Jael Bernath, ZHAW-Forscherin und Mitautorin. «Deutschschweizer Jugendliche verfügen häufiger über klassische Informationsquellen wie Computer, Radio und Zeitungsabos in ihren Haushalten.» (Siehe auch JAMES-Studie 2024)
Cybermobbing: Wichtige Erkenntnisse für Präventionsarbeit
Erstmals konnte auch ein Zusammenhang zwischen Nutzungsmotiven und Cybermobbing untersucht werden. Dabei zeigte sich: Es macht einen Unterschied, ob Jugendliche in sozialen Netzwerken Informationen suchen, sich unterhalten oder selbst präsentieren wollen. So sind Jugendliche, die soziale Netzwerke primär zur Unterhaltung oder Selbstdarstellung nutzen, häufiger sowohl von Cybermobbing betroffen (passives Cybermobbing) als auch selbst Mobbende (aktives Cybermobbing). Dies könnte daran liegen, dass diese Jugendlichen mehr Zeit online verbringen oder durch die Absicht sich selbst darzustellen eine grössere Angriffsfläche bieten. Eine weitere Erklärung wäre, dass sich Betroffene von Cybermobbing gezielt in soziale Netzwerke flüchten, um sich abzulenken und das hohe Unterhaltungsmotiv Ausdruck dieses Ablenkungsversuchs ist.
Tipps für Eltern und Schulen
Die sozialen Netzwerke spielen eine grosse Rolle im Leben der Jugendlichen. Umso wichtiger ist es für Eltern und Schulen, Interesse an der Lebenswelt der Kinder zu zeigen, im Austausch mit den Jugendlichen zu bleiben und sich ohne Vorurteile für ihre Online-Aktivitäten zu interessieren. Echtes Interesse an den Nutzungsmotiven und eine offene, wertefreie Haltung sind wichtig, um das Verständnis für die (digitale) Lebenswelt der Jugendlichen zu entwickeln. Auch die selbstkritische Überprüfung der eigenen Nutzungsmotive der Eltern ist empfehlenswert, schliesslich sind sie auch hier Vorbilder für ihre Kinder.
Michael In Albon, Jugendmedienschutz-Beauftragter bei Swisscom: «Die zahlreichen präventiven Angebote für Familien und Schulen zur kritischen Mediennutzung lösen etwas aus: Immer wieder werden am Küchentisch offenbar neben den Chancen digitaler Medien auch ihre Risiken angesprochen. Das ist wichtig und muss weiter gefördert werden.»
Downloads und weitere Informationen
- JAMESfocus-Bericht «Unterhaltung, Information oder Selbstdarstellung: Warum nutzen Jugendliche soziale Netzwerke?» (PDF 387 kB)
- Rapport JAMESfocus «Divertissement, information ou expression personnelle : pourquoi les jeunes utilisent-ils les réseaux sociaux ?» (PDF 372 kB)
- Rapporto JAMESfocus “Intrattenimento, informazione o autorappresentazione: Perché i giovani usano i social network?” (PDF 381 kB)
- Medienmitteilung «Jugendliche nutzen soziale Netzwerke in erster Linie zur Unterhaltung und Information» (PDF 340 kB) vom 2. Juli 2025
- Tipps für Eltern und Schulen (PDF 521 kB)
- www.zhaw.ch/psychologie/jamesfocus
- www.swisscom.ch/james
Kontakt
- Nina Aemisegger, Stv. Leiterin Kommunikation, ZHAW Angewandte Psychologie, Telefon +41 58 934 80 35, E-Mail nina.aemisegger@zhaw.ch
- Swisscom AG, Mediendienst, 3050 Bern, Telefon +41 58 221 98 04, E-Mail media@swisscom.com
Nationale Studie zur Jugendmediennutzung: JAMES-Studie und JAMESfocus-Bericht
Die JAMES-Studie bildet den Medienumgang von Jugendlichen in der Schweiz ab. JAMES steht für «Jugend, Aktivitäten, Medien – Erhebung Schweiz» und wird alle zwei Jahre durchgeführt. In der repräsentativen Studie werden seit 2010 von der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften im Auftrag von Swisscom über 1000 Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren in den drei grossen Sprachregionen der Schweiz zu ihrem Medien- und Freizeitverhalten befragt.
Die JAMESfocus-Reihe nutzt die Daten der JAMES-Studie und analysiert vertieft weitere Aspekte. Die Datenerhebung für die vorliegenden Ergebnisse fand zwischen April und Juni 2024 statt.
In diesem Jahr erscheint nebst diesem Bericht noch ein weiteres Themendossier zum Medienumgang Jugendlicher im Zusammenhang mit ihrem Körperbild. Bereits im Mai erschienen ist ein Bericht zur Nutzung von KI durch Jugendliche.
Departement Angewandte Psychologie der ZHAW
Das ZHAW Departement Angewandte Psychologie ist das führende Kompetenzzentrum für wissenschaftlich fundierte Angewandte Psychologie in der Schweiz. Es besteht aus dem Psychologischen Institut und dem IAP Institut für Angewandte Psychologie. Mit dem Bachelor- und dem Masterstudiengang, dem Bereich Forschung & Entwicklung sowie dem Beratungs- und Weiterbildungsangebot wird wissenschaftlich fundiertes Wissen für Menschen und Unternehmen in ihrem Lebens- und Arbeitsumfeld nutzbar gemacht.
Swisscom ist Kooperationspartnerin der ZHAW
Swisscom hat sich zum Ziel gesetzt, jährlich über 2 Mio. Menschen in der Schweiz in ihrer Mediennutzung zu unterstützen. Das tut sie zum Beispiel mit Kursen an Schulen, mit dem Medienratgeber enter oder mit ihren Hilfe- und Erklärvideos online. Swisscom ist Auftraggeberin der JAMES-Studie, die von der ZHAW im Zweijahres-Rhythmus durchgeführt wird. Alle Massnahmen rund um Medienkompetenz und Informationen dazu finden Sie unter www.swisscom.com/campus.