Wissenschaftliches Schreiben mit KI
Im Rahmen eines praxisorientierten Pilotprojekts zwischen der ZHAW und dem Berufsbildungszentrum Winterthur coachen Studierende des Bachelors Sprachliche Integration BM-Lernende beim wissenschaftlichen Schreiben mit KI. Das Projekt mit einer Laufzeit von einem Jahr zielt darauf ab, den Übergang von der BM an die Fachhochschule zu erleichtern.

Ergebnis
Projektumsetzung und Erkenntnisse
Die Unterrichtseinheiten wurden in mehreren Klassen der BMS durchgeführt. Jede Student:in übernahm eine Doppellektion und führte die Lernenden durch verschiedene Übungen. Die Lektionen begannen meist mit einer kurzen Einführung, gefolgt von praktischen Aufgaben, bei denen die Lernenden selbst mit ChatGPT arbeiteten – etwa, um ein Thema zu finden, eine Einleitung zu schreiben oder einen bestehenden Text zu überarbeiten.
Ein Schwerpunkt lag auf dem iterativen Arbeiten: Die Lernenden wurden ermutigt, ihre Prompts schrittweise zu verbessern und die Reaktionen der KI zu hinterfragen. Dabei zeigte sich, wie stark die Qualität der Ausgabe vom Input abhängt – eine zentrale Erkenntnis des Projekts.
Die Lehrpersonen begleiteten die Lektionen meist im Hintergrund. Das Verhältnis zwischen den ZHAW-Studierenden und den BM-Lernenden war von Offenheit geprägt. Viele Lernende brachten eigene Themen und Erfahrungen ein. Die Lernatmosphäre wurde als konzentriert, neugierig und aktiv beschrieben.
Auch der Workshop für Lehrpersonen wurde mit grossem Interesse besucht. Die Teilnehmenden diskutierten engagiert über Einsatzmöglichkeiten, Herausforderungen und Chancen von KI im Unterricht. Besonders geschätzt wurden konkrete Beispiele und Tipps, aber auch der Austausch unter Kolleg:innen. Der Wunsch nach einer Fortsetzung oder Vertiefung wurde mehrfach geäussert.
Erkenntnisse aus der Durchführung
Das Projekt brachte auf mehreren Ebenen wertvolle Einsichten. Die Studierenden konnten ihre didaktischen Kompetenzen erweitern und die praktische Umsetzung ihrer Konzepte erproben. Sie erhielten zudem Rückmeldungen aus erster Hand – sowohl von den Lernenden als auch von den Lehrpersonen. Dies förderte ihr Verständnis für Heterogenität, Kommunikation im Klassenzimmer und den Umgang mit Unvorhergesehenem.
Die Lernenden wiederum machten wichtige Erfahrungen im Umgang mit KI. Viele veränderten ihre Sichtweise: Statt ChatGPT einfach als "Antwortmaschine" zu nutzen, begannen sie, bewusster damit umzugehen, kritisch zu reflektieren und sich gezielt Unterstützung zu holen. Themen wie Urheberrecht, Plagiat und wissenschaftliches Arbeiten kamen dabei ebenfalls zur Sprache.
Auch der Workshop hatte Wirkung: Er bot Lehrpersonen nicht nur Fachwissen, sondern auch Sicherheit im Umgang mit einer Technologie, die vielen noch fremd war. Gleichzeitig zeigte er, dass es viele offene Fragen gibt, die nach weiteren Formaten verlangen – etwa zum Einsatz von KI in Leistungsnachweisen oder zur Integration ins Curriculum.
Fazit
Das Projekt hat gezeigt, dass der Einsatz von KI im Unterricht sinnvoll, praxisnah und anregend gestaltet werden kann – vorausgesetzt, er wird gut begleitet und kritisch reflektiert. Es ging nicht darum, einfache Antworten zu liefern, sondern Denkprozesse anzuregen und neue Wege im wissenschaftlichen Schreiben zu eröffnen.
Die Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Berufsschule erwies sich als fruchtbar für beide Seiten. Die Studierenden profitierten vom Praxisbezug, die Lernenden vom Blick über den Tellerrand. Lehrpersonen erhielten Impulse für ihre eigene Arbeit.
Beschreibung
Das Projekt „Wissenschaftliches Schreiben mit KI“ bietet Studierenden der ZHAW und BM-Lernenden eine Plattform, die den gezielten Einsatz von KI-Tools im Prozess wissenschaftlichen Arbeitens erfahrbar macht. Studierende des Bacherlorstudiengangs 'Sprachliche Integration' coachen dabei die BM-Lernenden direkt im Klassenzimmer und unterstützen sie beim Verfassen ihrer Berufsmaturitätsarbeiten. Im Zentrum steht die Frage: Wie lässt sich KI sinnvoll als Begleiter im Lernprozess nutzen, um neben den Schreibkompetenzen auch analytisches und kritisches Denken zu fördern – Fähigkeiten, die im Studium wie im Berufsleben von zentraler Bedeutung sind.
Die übungsbasierten Coachings durch die Studierenden haben eine doppelte Zielsetzung: Einerseits dienen sie den BM-Lernenden als praktische Unterstützung im wissenschaftlichen Arbeiten, andererseits legen sie den Grundstein für einen erfolgreichen Übergang in die tertiäre Bildungsstufe. Im Rahmen des Projekts gewinnen die BM-Lernenden unmittelbare Einblicke in die Fachhochschulwelt, indem sie in direkten Austausch mit den FH-Studierenden treten. Für die Studierenden der ZHAW bringt das Projekt ebenfalls einen Mehrwert, da sie nebst der inhaltlichen Beschäftigung mit dem Einsatz von KI-Tools im wissenschaftlichen Prozess auch ihr didaktisches Praxiswissen anwenden und dadurch ihre methodisch-didaktischen Fähigkeiten weiterentwickeln. Nebst dem Coaching der Lernenden wird ein zusätzlicher Workshop entwickelt, der sich gezielt an Lehrpersonen richtet. Er bietet einerseits grundlegende Informationen zu Funktionsweise und Einsatzmöglichkeiten von KI im Unterricht, andererseits Raum für Diskussionen zu ethischen, rechtlichen und praktischen Fragen.
In diesem Sinne fördert das Projekt den Wissenstransfer auf mehreren Ebenen: zwischen der BM und der FH sowie direkt zwischen Studierenden und Lernenden. Damit legt es die Grundlage für nachhaltige Lernkooperationen an der Schnittstelle zwischen Berufsmaturität und Fachhochschule. Gleichzeitig soll das Pilotprojekt als ein zukunftsweisendes Beispiel dafür dienen, wie KI bewusst und prozessorientiert als Lernbegleiter in der Bildung eingesetzt werden kann.
Eckdaten
Projektleitung
Projektteam
Nina Isabelle Schnatz, Ol'ha Gneupel, Stefanie Wick Widmer (Kanton Zürich)
Projektpartner
Kanton Zürich / Berufsbildungsschule Winterthur BBW
Projektstatus
laufend, gestartet 02/2024
Institut/Zentrum
Institute of Language Competence (ILC)
Drittmittelgeber
Förderprogramm DIZH - BMFH
Projektvolumen
20'000 CHF