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Die Bedeutung des Sozialraums bei der sozialen Integration von Geflüchteten: zum Zusammenhang der Ziele der Schweizer Integrationsagenda mit dem Gesundheitsempfinden von Geflüchteten (SpatialHealth)

Die Schweizer Integrationsagenda erwartet, dass sich Geflüchtete innerhalb von sieben Jahren nach dem Asylentscheid aktiv in die lokalen sozialen Strukturen und Nachbarschaften integrieren. Doch wie kann dies gelingen, wenn ein grosser Teil der Geflüchteten den eigenen Gesundheitszustand als schlecht wahrnimmt und das Asylzentrum Rückzugsort wird?

Beschreibung

Das Projekt knüpft an die neue Schweizerische Asylpolitik und deren seit 2019 bestehenden Integrationsagenda an. Gemäss deren Grundidee werden Geflüchtete mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit rasch aus den Bundesasylzentren – die sich auf Dublin-Verfahren konzentrieren – in kantonale Integrationszentren überführt, wo Massnahmen zur sozialen und arbeitsmarktbezogenen Integration, den beiden Säulen der Schweizer Integrationspolitik, sofort eingeleitet werden sollen. Dieser Paradigmenwechsel – von einer verkürzten Asylpolitik hin zu einer früh einsetzenden Integrationspolitik, die strukturiert und professionell durch die Soziale Arbeit begleitet wird – klingt in der Theorie überzeugend. In der Praxis stellt er jedoch eine enorme Herausforderung dar. Diese Ausgangslage bildet die Motivation für das Projekt, das sozialräumliche und gesundheitsbezogene Determinanten der sozialen Integration von Geflüchteten in der Schweiz untersucht. 

Der internationale Forschungsstand zur Gesundheit und zum Wohlbefinden von Geflüchteten zeigt, dass die soziale Integration sowohl strukturellen Hürden als auch Vor-, Trans- und Postmigrationsbelastungen unterliegt. Für die Schweiz fehlt es bislang an empirisch fundiertem Wissen zu diesen Zusammenhängen – hier setzt das Projekt an und schliesst eine Forschungslücke, die für eine realistische Einschätzung der Zielerreichung der Schweizerischen Integrationsagenda – und damit auch für die rechtliche Stellung von Geflüchteten – entscheidend ist. Darüber hinaus stärkt das Projekt die Position der professionellen Sozialen Arbeit, da sich aus den Forschungsergebnissen vielfältige Interventionsstrategien ableiten lassen, die die gesundheitliche Heterogenität von Geflüchteten als zentralen Integrationsfaktor anerkennen.

Das Projekt stellt folgende Forschungsfragen:

  1. Welches Potenzial entfaltet der Gesundheits- und Wohlbefindensstatus von Geflüchteten für ihre soziale Integration?
  2. Welches Potenzial entfaltet der soziale Raum für die soziale Integration unter Berücksichtigung von Gesundheit und Wohlbefinden der Geflüchteten?
  3. Welche professionellen Rollen und methodischen Ansätze sollte die Soziale Arbeit im Umgang mit Geflüchteten entwickeln, die ihr räumliches Umfeld als integrationsfördernd wahrnehmen, das Integrationszentrum jedoch zugleich als Schutzraum und Ort gesundheitlicher Erholung erleben?
  4. Welche praktischen Konsequenzen ergeben sich aus den Analysen für eine Veränderung der Praxis?

Das Projekt verfolgt dabei einen Mixed-Methods-Ansatz und beabsichtigt erstens qualitativ das Zusammenspiel von Gesundheit, Wohlbefinden und sozialräumlicher Orientierung mit besonderem Fokus auf die soziale Integration von Geflüchteten zu untersuchen (Interviews, Fokusgruppen); zweitens quantitativ den Einfluss von Gesundheit, Wohlbefinden und sozialräumlicher Orientierung auf die soziale Integration von Geflüchteten in den Kantonen Aargau, Genf und Tessin (drei Sprachregionen, 60–70 kantonale Asylzentren mit rund 13'000 Geflüchteten, N=800) zu erheben; und drittens die empirischen Ergebnisse gemeinsam mit relevanten ethischen und politischen Aspekten in einer abschliessenden interpretativen Analyse zu integrieren, und Empfehlungen für eine differenzierte, bedarfsorientierte Soziale Arbeit sowie für eine kohärente Integrationspolitik zu ermöglichen.

Unterstützt wird das Forschungsteam von drei Expert*innengruppen mit unterschiedlichen Wissensbeständen (lebensweltliches Wissen, professionelles Wissen und wissenschaftliches Wissen).

Eckdaten

Projektleitung

Projektteam

Prof. Dr. Bernice Elger (Universität Basel)

Projektpartner

Universität Basel

Projektstatus

Start bevorstehend, 08/2025

Institut/Zentrum

Institut für Vielfalt und gesellschaftliche Teilhabe (IVGT)

Drittmittelgeber

Health Research and Wellbeing at UAS and UTE

Projektvolumen

698'238 CHF