Eingabe löschen

Kopfbereich

Hauptnavigation

Standortanalyse Rebbau in den Kantonen Aargau, Bern und Zug

Der Klimawandel verändert die Eignung von Standorten für den Weinbau grundlegend. Eine Studie der ZHAW analysiert anhand des Huglin-Index die historische und künftige Wärmesumme in den Kantonen Aargau, Bern und Zug - als Entscheidungsunterstützung für die Sortenwahl und die Beurteilung neuer Standorte.

Ergebnis

Die vorliegende Studie untersucht, wie sich die klimatische Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten sowie in Zukunft auf die Eignung von Flächen für den Weinbau in den Kantonen Aargau, Bern und Zug auswirkt. Grundlage dafür bildet der Huglin-Index (HI), ein wärmesummenbasierter Index zur Bewertung der weinbaulichen Eignung eines Standorts. Ziel der Studie war es, die Entwicklung des HI auf Basis historischer Klimadaten sowie der Klimaszenarien CH2018 zu analysieren und die Resultate in Form hochaufgelöster Eignungskarten darzustellen.

Die Berechnung des HI erfolgte für die historischen Jahre 1974-2024 sowie für zwei künftige Zeiträume (2031-2040, 2051-2060). Für die Projektionen wurden Temperaturdaten aus drei Klimasimulationen (DMI-HIRHAM-ECEARTH, MPICSC-REMO1-MPIESM und SMHI-RCA-HADGEM) und drei Emissionsszenarien (RCP 2.6, 4.5 und 8.5) verwendet. Unter Berücksichtigung der Höhenlage, Exposition und Hangneigung wurde der HI mittels Downscaling auf eine Auflösung von 10 x 10 m übertragen. Zur Validierung wurden die modellierten Werte mit den Zuckergehalten von Traubenproben aus zehn ausgewählten Rebparzellen verglichen. Zudem wurde eine Zuordnung von HI-Bereichen zu gängigen Rebsorten vorgenommen, um deren potenzielle Anbaueignung unter zukünftigen Bedingungen abschätzen zu können.

Die Ergebnisse zeigen für alle drei Kantone eine kontinuierliche Zunahme des HI um etwa 115 Punkte pro Dekade seit 1974. Für den Zeitraum 2014-2023 liegen die für den Rebbau geeigneten Flächen überwiegend im Bereich von 1600-1800 HI-Punkten. Innerhalb der bestehenden Rebflächen beträgt der HI im Median 1908 (AG), 1872 (BE) und 1781 (ZG). Diese Werte liegen am oberen Rand des für klassische Sorten wie Pinot noir oder Chasselas geeigneten Bereichs.

Auch für die künftigen Zeiträume ist eine weitere Zunahme des HI zu erwarten. Die Veränderungen variieren jedoch stark je nach Klimaszenario und -simulation. Nur für den Zeitraum 2051-2060 steigen die HI-Veränderungen tendenziell in der Reihenfolge RCP 2.6 < 4.5 < 8.5. Besonders unter dem Szenario RCP 8.5 wird eine deutliche Ausweitung potenziell geeigneter Rebflächen prognostiziert. Über beide Zeiträume hinweg lässt sich jedoch keine konsistente Rangfolge der Simulationen hinsichtlich der HI-Veränderungen erkennen. Dies widerspiegelt die hohe interne Variabilität in den Klimasimulationen.

Die Validierung bestätigt die Plausibilität der modellierten HI-Werte insbesondere in homogenen Parzellen mit klarem topografischem HI-Gradient. In einigen Parzellen traten dagegen deutliche Einflüsse durch Bewirtschaftung, Pflanzmaterial und Krankheitsdruck auf. Die Ergebnisse deuten zugleich darauf hin, dass der Einfluss der Exposition im Modell möglicherweise zu stark gewichtet wurde.

Die Modellrechnungen zeigen, dass sich der langfristige Erwärmungstrend wie auch lokale topografische Bedingungen deutlich auf die Wärmesumme im Weinbau auswirken. Die beobachteten Unterschiede zwischen den Simulationen und Szenarien verdeutlichen die Unsicherheiten künftiger Entwicklungen, insbesondere bei moderaten Erwärmungspfaden. Insgesamt liefert die Studie eine detaillierte, räumlich hoch aufgelöste Grundlage zur Einschätzung der aktuellen und künftigen Anbaueignung für Weinreben. Sie ist eine wertvolle Entscheidungsunterstützung bei der Sortenwahl oder bei der Bewilligung von neuen Rebbaustandorten. Wichtig bleibt, die auf dem HI basierenden Eignungskarten mit lokalem Erfahrungswissen und weiteren Standortfaktoren zu ergänzen.

Beschreibung

Hintergrund

Die Standorteignung für den Weinbau und die Traubenqualität sind neben dem Klima auch von den Bodeneigenschaften, dem Krankheits- und Schädlingsdruck und von Weinbaupraktiken abhängig. Die klimatischen Verhältnisse, insbesondere die Temperaturen, sind ein zentraler Aspekt bei der Standortbeurteilung für den Weinbau und die Sortenwahl. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Klima in der Schweiz bereits überdurchschnittlich stark erwärmt. In Zukunft ist mit noch höheren Temperaturen, längeren Trockenperioden, heftigeren Niederschlägen und mehr Hitzetagen zu rechnen. Klimaanpassungsmassnahmen wie der Anbau neuer Rebsorten oder die Erschliessung höher gelegener Anbaustandorte werden in Zukunft notwendig sein. Zweiteres wird aufgrund von Zielkonflikten jedoch nicht ohne weiteres umsetzbar sein.

Projektziele

Als Entscheidungsunterstützung für die Beurteilung von Standorten für den Weinbau und die Rebsortenwahl in den Kantonen Aargau, Bern und Zug untersucht die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) die heutige und künftige Anbaueignung von Rebsorten anhand des Wärmesummenindex nach Huglin.

Vorgehen

Mit der Standortanalyse wird die Anbaueignung verschiedener Rebsorten für die Kantone Aargau, Bern und Zug anhand des Huglin-Index (HI) evaluiert. Hierzu wird der HI sowohl für historische (1974-2023), wie auch künftige klimatische Verhältnisse (2031-2040 und 2051-2060) anhand verschiedener Klimaszenarien berechnet. Unter Berücksichtigung der Höhenlage, Exposition und Hangneigung werden die Ergebnisse auf eine räumliche Auflösung von 10 m runterskaliert. Zur Validierung werden die modellierten Werte mit den Zuckergehalten von Traubenproben aus zehn ausgewählten Rebparzellen verglichen.

Eckdaten

Projektleitung

Projektteam

Projektpartner

Kanton Aargau; Kanton Bern; Kanton Zug

Projektstatus

abgeschlossen, 12/2023 - 03/2025

Institut/Zentrum

Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen (IUNR)

Drittmittelgeber

Kanton Aargau; Kanton Bern; Kanton Zug