Schweizer Dächer liefern immer mehr Solarstrom
Neue Photovoltaik-Anlagen auf Schweizer Dächern sind heute deutlich grösser als noch vor wenigen Jahren. Eine aktuelle Studie der ZHAW zeigt, dass neuere Anlagen im Mittel fast 80 Prozent des technisch und wirtschaftlich nutzbaren Dachpotenzials nutzen.
In der Schweiz hat sich der Ausbau der Photovoltaik in den letzten Jahren stark beschleunigt – vor allem auf Dächern. Dies ist auch nötig, um die Stromproduktion aus neuen erneuerbaren gemäss den Schweizer Ausbauzielen bis 2030 beziehungsweise 2035 deutlich zu steigern. Eine ZHAW-Studie untersuchte nun, wie gut die Potenziale bei neueren Anlagen ausgenutzt werden.
Dazu verglichen die Forschenden bei 150 Gebäuden in der ganzen Schweiz, auf denen seit dem 1. Januar 2023 eine PV-Anlage in Betrieb genommen wurde, die Grösse der real gebauten Anlage mit der theoretischen Anlagengrösse bei möglichst voller Belegung. Im Mittel wurde so ein Ausschöpfungsgrad von 79 Prozent des Potenzials ermittelt.
Dieser Wert ist wesentlich höher, als eine vergleichbare Studie für die Jahre 2017 bis 2021 zeigte. Damals waren es nur 50 Prozent. «Unsere Untersuchung zeigt eine klare Trendwende: Wer heute eine Solaranlage aufs Dach setzt, nutzt die Fläche viel konsequenter als noch vor ein paar Jahren», sagt Jürg Rohrer, Professor und Leiter der Forschungsgruppe Erneuerbare Energien der ZHAW. «Das ist eine gute Nachricht – rein theoretisch könnten wir die nationalen Ausbauziele für erneuerbaren Strom fast schon mit den vorhandenen Dächern erreichen.»
Die in dieser Publikation veröffentlichten Forschungsarbeiten wurden mit Unterstützung des Schweizerischen Bundesamtes für Energie im Rahmen des SWEET-Konsortiums EDGE durchgeführt. Die Autorinnen und Autoren tragen die alleinige Verantwortung für die in dieser Veröffentlichung dargestellten Ergebnisse und Schlussfolgerungen.
Bei kleinen Gebäuden wird Potenzial fast komplett ausgenutzt
Die Ausschöpfung des Potenzials zwischen den Grössenkategorien von Gebäuden unterscheidet sich jedoch stark: Auf kleinen Gebäuden (typischerweise Einfamilienhäuser mit einer potenziellen Nennleistung unter 30 kWp) wurden die Potenziale durchschnittlich zu 93 Prozent ausgeschöpft. Bei mittleren Gebäuden (zum Beispiel grössere Wohnbauten und Gewerbe, 30 bis 150 kWp) waren es 76 Prozent. Aufgrund komplexer Eigentumsverhältnisse wie Stockwerkeigentum ist die Nutzung und die Abrechnung von gemeinschaftlich genutztem Solarstrom bei diesen Gebäuden deutlich anspruchsvoller, was den Ausbau bremst. Auf grossen Dächern (Industrie-, Logistik- oder grosse öffentliche Bauten, über 150 kWp) bleiben mit einer Ausschöpfung von 58 Prozent weiterhin grosse Reserven.
Unsicherheit bei künftigen Rahmenbedingungen
Wenn neue PV-Anlagen die Dächer weiterhin ähnlich konsequent nutzen wie in den Jahren 2023 und 2024, liessen sich die im Stromgesetz verankerten Ausbauziele für neue erneuerbare Energien rein theoretisch bereits mit PV auf Dächern erreichen. Voraussetzung dafür wäre allerdings ein deutlich höheres Ausbautempo.

«Gebremst wird dieses Tempo derzeit nicht durch fehlende Dächer, sondern durch die Rahmenbedingungen. Rückliefertarife und Förderbedingungen ändern laufend, die Investitionssicherheit ist zu gering. Damit der Ausbau hoch bleibt oder weiter zunimmt, brauchen wir stabile und verlässliche Regeln für Investitionen in neue PV-Anlagen.»
Prof. Jürg Rohrer
Downloads und weitere Informationen
Kontakt
- Prof. Jürg Rohrer, Forschungsgruppe Erneuerbare Energien, Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen, Departement Life Sciences und Facility Management, juerg.rohrer@zhaw.ch
- Beatrice Huber, Media Relations ZHAW-Departement Life Sciences und Facility Management, +41 58 934 53 66, beatrice.huber@zhaw.ch