Fokus auf KI, Vertraulichkeit und soziale Verantwortung: Drei Masterarbeiten wurden ausgezeichnet
Guy Ratnitsky gewann den Slator Award für seine Handlungsempfehlungen zum sicheren Einsatz Maschineller Übersetzungs-Tools. Marta Pellegrino wurde mit dem Farner Award ausgezeichnet für ihre Untersuchung der ethischen Herausforderungen bei der Nutzung generativer KI in der Unternehmenskommunikation. Nina Oeggerli erhielt den DÜV Excellence Award für ihre Studie zur inklusiven Wirksamkeit des Schriftdolmetschens im Bildungskontext.
An der Master-Diplomfeier 2025 des Departements Angewandte Linguistik wurden drei Absolvent:innen ausgezeichnet. Mit ihren hervorragenden Masterarbeiten leisten sie Pionierarbeit für die Inklusion und einen sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit KI, bei dem Sprachexpert:innen eine zentrale Rolle spielen.
Handlungsempfehlungen für eine sichere Nutzung von Maschineller Übersetzung

Da kostenlose Online-MT-Tools wie Google Translate oder DeepL die eingegebenen Daten in der Regel an die Provider übermitteln, ist ihre Nutzung hinsichtlich Vertraulichkeit und Datenschutz mit Risiken verbunden. Guy Ratnitsky hat für seine Masterarbeit untersucht, wie eine grosse Organisation (rund 50'000 Mitarbeitende) mit MT-Risiken umgeht. Welche Massnahmen werden getroffen, um das Risiko zu minimieren, und welche Rolle übernehmen professionelle Übersetzer:innen für die Sicherheit? Er kommt zum Schluss, dass auch wenn unsichere Tools gesperrt und Schulungen zum Umgang mit MT-Tools angeboten werden, immer ein Restrisiko bleibt.
Die Arbeit liefert Handlungsempfehlungen für Organisationen, wie sie die sichere Nutzung von MT-Tools fördern und mit Blick auf Vertraulichkeit und Datenschutz die Risiken minimieren können.
In seiner Laudatio zum Slator Award betonte Florian Faes, Managing Director bei Slator, die akademische Exzellenz und den Praxisbezug der Arbeit: „Guys Arbeit befasst sich mit einem wichtigen und hochaktuellen Thema an der Schnittstelle von KI, Datensicherheit und Unternehmenskommunikation. Das Problem ist real: Bei unseren Beratungsmandaten ist Datensicherheit bei KI-Übersetzung oft das zentrale Thema. Die Arbeit zeichnet sich durch ihre direkte Anwendbarkeit aus. Sie schliesst mit konkreten, umsetzbaren Empfehlungen für Organisationen, die Risiken minimieren wollen, die aus der Nutzung von maschineller Übersetzung entstehen.“
Der Slator Award für die beste Masterarbeit im Bereich Multilingual Communication Management wurde dieses Jahr zum ersten Mal vergeben.
Ethische Herausforderungen von generativer KI in Deutschschweizer Kommunikationsabteilungen

Fast ein Drittel der Kommunikationsabteilungen in der Deutschschweiz nutzt generative KI, um ihre Produktivität und Effizienz zu steigern und die Kreativität zu fördern. Es ist also unerlässlich, dass Kommunikationsfachleute generative KI verantwortungsbewusst einsetzen. Für ihre Masterarbeit hat Marta Pellegrino in qualitativen Interviews Kommunikationsfachleute befragt, mit welchen ethischen Herausforderungen sie sich durch generative KI konfrontiert sehen und wie sie diesen begegnen. Ihre Ergebnisse zeigen, dass die mangelnde Kontrolle über KI-generierte Ergebnisse, unzuverlässige Tools und Datensicherheit zu den grössten Sorgen in den Kommunikationsabteilungen zählen. Als Strategien, um Risiken zu reduzieren, setzen die Fachleute auf interne Workshops, Richtlinien und die Unterstützung durch Expert:innen sowie auf the human in the loop und die Beschränkung des KI-Einsatzes auf bestimmte Aufgaben. Trotz des ethischen Bewusstseins bleibe jedoch ein Gefühl der Unsicherheit. Für die Autorin deutet dies auf die Notwendigkeit standardisierter Rahmenbedingungen und institutioneller Unterstützung beim Einsatz generativer KI in der Unternehmenskommunikation hin.
Laudator Kurt Rossi, Senior Consultant Corporate Communications bei Farner, lobt nebst der wissenschaftlichen Qualität der Arbeit insbesondere ihre herausragende Praxisrelevanz: „Als Berater eröffneten sich mir beim Lesen ganz viele neue Felder, in denen ich Kunden helfen kann.» Und weiter: «KI-generierte Inhalte kämpfen mit Biases, mit einem Mangel an Empathie, mit dem Risiko der Manipulation.»
Die Arbeit von Marta Pellegrino wurde mit dem Farner Award für die beste Masterarbeit im Bereich der strategischen Unternehmenskommunikation ausgezeichnet.
Inklusion für Studierende mit Hörbeeinträchtigung durch Schriftdolmetschen

Von Schriftdolmetscher:innen erstellte Live-Transkripte sind eine Möglichkeit, Gesprächsinhalte für Menschen mit einer Hörbeeinträchtigung zugänglich zu machen. Nina Oeggerli wollte für ihre Masterarbeit herausfinden, wie wirksam Schriftdolmetschen im Bildungskontext ist, das heisst, ob Studierende mit einer Hörbeeinträchtigung Vorlesungsinhalte ebenso gut oder vergleichbar gut verstehen wie Studierende ohne Hörbeeinträchtigung und welche Qualitätsparameter dabei berücksichtig werden sollten. Sie kam zu einem erfreulichen Ergebnis: Live-Transkripte ermöglichen den Studierenden mit Hörbeeinträchtigung ein fast gleichwertiges inhaltliches Verständnis. Voraussetzung ist jedoch, dass die Inhalte präzise wiedergegeben werden und die Verzögerung möglichst gering ist.
Christina Mäder Gschwend, ehemalige DÜV-Präsidentin, hob hervor: „Die Arbeit ist mutig, umfassend und umsichtig.“ Und sie zeigte sich „von der klaren Praxisorientierung“ beeindruckt, die konkret identifiziere, was es braucht, damit Live-Transkripte den Zuhörer:innen dienen.
Die Masterarbeit von Nina Oeggerli wurde mit dem DÜV Excellence Award für die beste Masterarbeit im Bereich des Dolmetschens ausgezeichnet.
Die ausgezeichneten Masterarbeiten sind über die ZHAW Digital Collection im Volltext verfügbar:
- Guy Ratnitsky: Vertraulichkeit und Datenschutz in der maschinellen Übersetzung. Wie Organisationen mit MT-Risiken umgehen und die Rolle von professionellen Übersetzer:innen.
- Marta Pellegrino: Generative AI in Corporate Communications. Ethical challenges faced by communication departments in the German-speaking part of Switzerland.
- Nina Oeggerli: Inklusion im Bildungskontext. Eine Rezeptionsstudie zur Effektivität und Wahrnehmung von Schriftdolmetschen.
Der Master des Departements Angewandte Linguistik

Mit dem Abschluss des Masters Angewandte Linguistik (neu: Master Language and Communication) der ZHAW haben sich die Diplomand:innen für strategisches Wirken und fachliches Führen in mehrsprachigen, interkulturellen, digitalisierten Berufsfeldern qualifiziert. Ihr Masterdiplom haben die 32 Absolvent:innen am Dienstag, 30. September 2025, an der Diplomfeier in Winterthur erhalten.