Bedarfsorientierte Begleitung von verwandtschaftlichen Pflegeverhältnissen
Im Kanton Zürich sind ca. 40% aller Pflegeverhältnisse verwandtschaftlich. Bisher erhalten diese Pflegeverhältnisse nur teilweise eine fachliche Begleitung. Das Projekt hat zum Ziel, Gelingensfaktoren herauszuarbeiten, wie bei verwandtschaftlichen Pflegeverhältnissen bedarfsorientierte Begleitung gefördert werden kann.
Beschreibung
Etwa 40% aller Pflegeverhältnisse im Kanton Zürich sind verwandtschaftlich. Seit Inkraftsetzung des Zürcher Kinder- und Jugendheimgesetzes (KJG) am 1. Januar 2022, haben diese Pflegeeltern einen gesetzlichen Anspruch auf eine angemessene Entschädigung sowie bei Bedarf auf eine sozialpädagogische Begleitung durch einen Dienstleister in der Familienpflege (DAF) (KJV § 8 lit. b).
Die Zahlen im Kanton Zürich zeigen, dass verwandtschaftlichen Pflegeverhältnisse selten von Dienstleistungsanbietenden in der Familienpflege (DAF) begleitet werden - nur etwas mehr als 1% im Vergleich zu nicht-verwandtschaftlichen Pflegeverhältnissen mit knapp 30%.
Aufgrund komplexer Beziehungsdynamiken, Rollen- und Loyalitätskonflikten und anderer Belastungsfaktoren, kann eine zum richtigen Zeitpunkt installierte sozialpädagogische Begleitung zur langfristigen Stabilität des Pflegeverhältnisses beitragen, Stigmatisierungsprozesse von Pflegekindern und Pflegeeltern abmildern und eine positive Identitätsentwicklung als Pflegekind und Pflegefamilie unterstützen.
In diesem Pilotprojekt werden Gelingensfaktoren herausgearbeitet, wie bei verwandtschaftlichen Pflegeverhältnissen eine bedarfsorientierte Begleitung durch DAF-Anbietende gefördert werden kann.
Dazu werden verwandte Pflegeeltern sowie Pflegekinder ab Primarschulalter befragt werden (Fragebogen & Interviews): Welche Voraussetzungen und Bedingungen müssen erfüllt sein, damit sie bei Bedarf eine sozialpädagogische Begleitung in Anspruch nehmen? Inwiefern sind ihnen die Angebote der DAF-Begleitung bekannt und als wie niederschwellig nehmen sie den Zugang dazu wahr? Inwiefern entspricht das Angebot den Bedürfnissen von Pflegekindern und Pflegeeltern und welche Hemmschwellen inkl. Stigmatisierungspotentiale bestehen allenfalls für dessen Beanspruchung? Was braucht es, damit sie das Angebot nutzen?
Für ein gesamtheitliches Bild werden ausserdem Aufsichts- und Beistandspersonen im Kanton Zürich schriftlich befragt zu den Begleitbedarfen verwandtschaftlicher Pflegeverhältnisse, um daraus ebenfalls Erkenntnisse und Kriterien abzuleiten.
Unter Einbezug von vier DAF (Interviews & Workshops) wird analysiert, inwieweit angebotsseitig eine bedarfsorientierte Begleitung im Kanton Zürich gewährleistet werden kann. Untersucht wird, wie flexibel DAF Einsätze gestalten können und inwieweit
Interesse besteht, verwandte Pflegeverhältnisse ohne Anstellung der Pflegeeltern zu begleiten.
Der Pilot-Charakter dieses Projekts liegt darin, flexiblere und bedarfsorientiertere Modelle der Begleitung verwandtschaftlicher Pflegeverhältnisse anzustossen. Dadurch wird auch die Sichtbarkeit von verwandten Pflegefamilien in der Angebotslandschaft der kantonalen Kinder- und Jugendhilfe erhöht.
Die Multiplizierbarkeit der Ergebnisse auf andere Kantone wird ermöglicht, indem während des Projekts interkantonale Austauschgruppen mit zuständigen Stellen (Bern, Solothurn, Thurgau, Schaffhausen) durchgeführt werden, um zu den Erkenntnissen in den Dialog zu kommen. Dabei werden kantonale Unterschiede in den rechtlichen Grundlagen berücksichtigt. Resultate
der Austauschgruppen fliessen in die Entwicklung der Gelingensfaktoren ein. Die finalen Projektergebnisse werden zu Projektende in einzelnen Workshops in den jeweiligen o.g. Kantonen vorgestellt und Implementierungsmöglichkeiten innerhalb der jeweiligen kantonalen Strukturen und Rechtsgrundlagen diskutiert.
Eckdaten
Projektleitung
Co-Projektleitung
Projektteam
Projektpartner
Kanton Zürich / Amt für Jugend und Berufsberatung (AJB) / Abteilung Pflegefamilien
Projektstatus
laufend, gestartet 08/2025
Institut/Zentrum
Institut für Kindheit, Jugend und Familie (IKJF)
Drittmittelgeber
Stiftung
Projektvolumen
137'557 CHF