Digitalbasierte Gesundheitsinformationen für ältere Menschen mit Hörverlust (DigiHör)
Beschreibung
Projektziele
Ein Hörverlust ist nicht nur ein medizinisches Phänomen, sondern eine tiefgreifende soziale und gesellschaftliche Herausforderung. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird bis 2050 mehr als jede zehnte Person weltweit – über 700 Millionen Menschen – von einem Hörverlust betroffen sein.
Obwohl das Thema international an Relevanz gewinnt, liegt für die Stadt Winterthur bislang keine systematische Zusammenstellung vor, die aufzeigt, welche Bedürfnisse in Bezug auf digitale Informationswege aus Sicht von Betroffenen bestehen. Es ist unklar, wie sich Betroffene Informationen wünschen. Das Projekt knüpft damit an ein bereits abgeschlossenes Projekt an (Händler-Schuster et al., 2021, 2023a). Basierend auf bisherigen Studien und Beobachtungen vermuten wir, dass sich ein erheblicher Teil der betroffenen älteren Bevölkerung in Winterthur aufgrund kommunikativer Hürden zunehmend aus dem gesellschaftlichen Leben zurückzieht (Händler-Schuster et al. 2021; Plangger et al., 2022; Roguski et al., 2022). Es besteht daher ein Handlungsbedarf, das Thema strukturiert aufzugreifen, bestehende Lücken zu analysieren und konkrete Massnahmen zu Verbesserung der Situation zu entwickeln.
Es soll in Zusammenarbeit mit Pro Audito Winterthur ein praxisnahes Konzept zur Stärkung inklusiver digitaler Kommunikationswege für die Stadt Winterthur entstehen. Im Zentrum steht die Förderung von (digitaler) Teilhabe, sozialem Austausch und Barrierefreiheit für ältere Menschen mit Hörverlust.
Spezifische Projektziele sind:
- Projektinitiierung und Bedarfsanalyse: Erarbeitung eines strukturierten Überblicks (Interviews mit älteren Menschen mit Hörverlust sowie mit Fachpersonen und lokalen Akteur:innen) über Barrieren sowie Teilhabechancen hörbeeinträchtigter älterer Menschen in Winterthur.
- Entwicklung und Präsentation des Konzeptentwurfs: Erarbeitung (auf Grundlage der Bedarfserhebung sowie in Zusammenarbeit mit der Zielgruppe und relevanten Stakeholdern) eines Konzepts zur Verbesserung inklusiver Kommunikationswege mit realistischen, lokal anschlussfähigen Massnahmen für die Stadt Winterthur.
Folgende Endprodukte sollen entwickelt werden
- Durchführung leitfadengestützter Interviews mit älteren Menschen mit Hörverlust sowie mit relevanten Fachpersonen und lokalen Akteur:innen (z. B. aus Sozialarbeit, Pflege, Selbsthilfe, Stadtverwaltung). Ziel ist es, subjektive Erfahrungen, bestehende Barrieren und Bedürfnisse zu erfassen. Die Ergebnisse werden inhaltsanalytisch vom Projektteam ausgewertet und mit den Beteiligten im Projekt (Betroffenen und Stakeholdern) validiert.
- Auf Grundlage der Bedarfserhebung sowie in enger Zusammenarbeit mit der Zielgruppe und relevanten Stakeholdern wird ein praxisnaher Konzeptentwurf zur Verbesserung inklusiver Kommunikationswege auf Gemeindeebene erarbeitet.
- Der Entwurf enthält konkrete, umsetzbare Vorschläge zur Förderung hörfreundlicher Kommunikation im Alltag.
- Das Konzept wird im Rahmen von ein bis zwei öffentlichen Workshops vorgestellt, diskutiert und weiterentwickelt. Eingeladen sind ältere Menschen mit Hörverlust, Fachpersonen aus Pflege, Sozialarbeit, Stadtentwicklung sowie Vertreter:innen der Zivilgesellschaft, Hörakustiker:innen, u.a.. Ziel ist der Aufbau eines nachhaltigen Netzwerks vor Ort. Als Resultat entsteht ein abgestimmtes Konzept mit realistischen, lokal anschlussfähigen Massnahmen für die Stadt Winterthur.
- Das Konzept wird von der Agentur Notice Design GmbH ansprechend aufbereitet und gedruckt und dient dem Departement Gesundheit zudem als Grundlage für künftige Projektanträge.
Bezug zum Programm Community Health
Die Verankerung des Projekts in der Stadt Winterthur sowie der Fokus auf lokal vorhandene Ressourcen, Netzwerke und Lebenswelten entsprechen dem Anspruch, digitalbasierte Gesundheitsförderung dort zu realisieren, wo Menschen leben und wirken. Durch die aktive Einbindung betroffener älterer Menschen, lokaler Fachpersonen und zivilgesellschaftlicher Akteur:innen werden Perspektiven aus der Bevölkerung systematisch berücksichtigt. So soll ein praxisnahes Konzept zur Stärkung inklusiver digitaler Kommunikationswege das von der Gemeinschaft für die Gemeinschaft entwickelt wird, entstehen.
Menschen mit Hörverlust erfahren häufig strukturelle Ausschlüsse im Zugang zu digitalen Gesundheitsinformationen und sozialer Teilhabe. Das Projekt zielt auf eine Beschreibung von Herausforderungen ab und hat zum Ziel, eine Reduktion dieser Ungleichheiten durch barrierefreie Kommunikation und sozialraumorientierte Lösungsansätze.
Die Kooperation mit Akteur:innen aus Pflege, Sozialarbeit, Stadtentwicklung, Hörakustik und Selbsthilfeorganisationen stärkt einen vernetzten, sektorenübergreifenden Zugang zu Gesundheit im kommunalen Kontext. Das entstehende digitalbasierte Konzept soll langfristig in die lokalen Strukturen der Stadt Winterthur eingebettet werden – z. B. in Form eines Netzwerks für hörfreundliche Kommunikation oder als Grundlage für weitere Projekte im Bereich der gemeindenahen integrierten Versorgung, um die soziale Integration und die kommunikative Teilhabe zu stärken.
Eckdaten
Co-Projektleitung
Projektteam
Projektpartner
Notice Design GmbH
Projektstatus
Start bevorstehend, 08/2025
Institut/Zentrum
Institut für Pflege (IPF); Institut für Public Health (IPH)
Drittmittelgeber
Programm «Community Health»