Die ZHAW arbeitet an der Weiterentwicklung des Konzepts der 15-Minuten-Stadt: Offizieller Start des DUT-Projekts «SmartUrbanity».
Das Konzept der 15-Minuten-Stadt, das 2020 von Carlos Moreno entwickelt wurde, bietet eine überzeugende Vision für das Leben in der Stadt: Stadtviertel, in denen die Bewohner alle wichtigen Dienstleistungen – Arbeit, Gesundheitsversorgung, Bildung, Einkaufsmöglichkeiten und Freizeitangebote – innerhalb von 15 Minuten zu Fuss oder mit dem Fahrrad von ihrem Wohnort aus erreichen können. Mit SmartUrbanity wird dieser Vision begegnet – und zwar mit dem Ziel einer inklusiven Umsetzung: Durch den Einsatz detaillierter Daten sowie systematischer Bürgerbeteiligung wird sichergestellt, dass die vielfältigen Realitäten städtischer Bevölkerungsschichten angemessen berücksichtigt werden.
Rom, 22. September 2025 – SmartUrbanity wurde offiziell gestartet. Das Projekt, das von der EU im Rahmen des Programms „Driving Urban Transition“ (DUT) für das Jahr 2025 finanziert wird, konzentriert sich auf die Entwicklung und Umsetzung des Konzepts der „15-Minuten-Stadt“ in verschiedenen Städten. Das Kick-off-Meeting fand in Rom an der Universität „La Sapienza“ statt, die auch die Projektleitung innehat.
Weltweit stehen städtische Umgebungen an einem kritischen Scheideweg. Städte sehen sich zunehmendem Druck durch Verkehrsüberlastung, Luftverschmutzung, sozialer Fragmentierung und ungleichem Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen ausgesetzt. SmartUrbanity bringt Bürger, Stadtverwaltungen, Unternehmen und Forscher zusammen, um als Partner an der Neugestaltung des städtischen Lebens zu arbeiten. Es wird eine digitale Plattform bereitgestellt, auf der die Einwohner ihre Erfahrungen und Ideen austauschen können, während die politischen Entscheidungsträger die Daten und Instrumente erhalten, die sie für kluge Entscheidungen benötigen. Durch diesen Ansatz können Städte verstehen, was die Menschen wirklich brauchen, verschiedene Lösungen testen und Strategien auf der Grundlage realer Fakten statt Annahmen entwickeln. Darüber hinaus wird das Konzept der „15-Minuten-Stadt” automatisch für die jeweilige städtische Umgebung definiert, wobei nicht nur geografische Aspekte, sondern auch sozioökonomische Merkmale eine grundlegende Rolle für die erfolgreiche Umsetzung der Strategie spielen.
Städte stärken, Bürger einbinden
Die Modelle und Methoden des SmartUrbanity-Projekts werden an fünf Pilotstandorten entwickelt und angewendet, nämlich in Rom (Italien), Lyon (Frankreich), Zürich (Schweiz), Karlsruhe (Deutschland) und Izmir (Türkei). Das Ziel ist es, eine gemeinsame Grundlage an Basisdaten zu schaffen, die für Vergleiche zwischen den Städten nützlich sind, sowie eine Spezifikation für jeden Pilotstandort, die sowohl von den geografischen und sozioökonomischen Merkmalen als auch von den bisher verabschiedeten strategischen Plänen und Massnahmen abhängt. Um dieses Ziel zu erreichen, werden drei Hauptinstrumente entwickelt und an den fünf Pilotstandorten eingesetzt:
- Citizen Engagement App. Diese mobile Anwendung bezieht die Bürger in einen aktiven Beteiligungsprozess ein und fördert ihren Beitrag zur Stadtentwicklung.
- Plattform zur Analyse der Erreichbarkeit (AA). Diese dynamische WebGIS-Plattform ist über jeden Webbrowser zugänglich und dient sowohl der Gemeinschaft als auch den politischen Entscheidungsträgern, indem sie aggregierte Bürgerdaten zu Fragen des städtischen Verkehrs visualisiert.
- Plattform für Entscheidungsunterstützungssysteme (DSS). Dieses System ist eine Erweiterung der AA-Plattform und soll politischen Entscheidungsträgern dabei helfen, potenzielle Massnahmen zur städtischen Mobilität zu bewerten. Es nutzt robuste agentenbasierte Verkehrsnachfragemodelle (AGMs) und maschinelles Lernen (ML) und integriert Simulatoren und KI-Tools, die Daten aus der Bürgerbeteiligungs-App verarbeiten.
Aktivitäten der ZHAW: Integrierte Planung von Ridepooling- Angeboten und konventionellen öffentlichen Verkehrssystemen.
Die Smart Mobility Group am IDP wird in Zusammenarbeit mit PostAuto die Projektaktivitäten am Pilotstandort Zürich leiten. Die Gruppe ist für die Entwicklung von MATSim-basierten agentenbasierten Simulationsmodellen verantwortlich, mit denen die Verkehrsmittelwahl der Bevölkerung simuliert wird, darunter auch bedarfsorientierte Verkehrssysteme wie Ridepooling-Dienste. Die Gruppe ist ausserdem für die Verbreitung und den Wissensaustausch innerhalb der Projektpartnerschaft zuständig.
Dies ist eine grossartige Gelegenheit, um zu zeigen, wie das Konzept der 15-Minuten-Stadt, wenn es in einem bestimmten städtischen Umfeld kontextualisiert wird, dazu beitragen kann, das Leben aller zu verbessern, sagte Valerio De Martinis, leitender Wissenschaftler bei der Smart Mobility Group. Dies führe zu einer Verkürzung der Reisezeiten, weniger Staus und unterstütze dennoch die Mobilitätsbedürfnisse der Bevölkerung.
Weitere Informationen befindet sich auf der SmartUrbanity-Website sowie aktuelle Nachrichten auf der LinkedIn-Seite.