An vorderer Front in humanitären Krisen
Covid-19 war eine Zäsur. Das Projekt blickt auf die Veränderungen der Hilfelandschaft, untersucht diese in fachlicher und organisationaler Hinsicht und erarbeitet ein Steuerungsverständnis von humanitären Krisen im Allgemeinen. Der Fokus liegt auf denjenigen Akteuren, die während der Pandemie mit den betroffenen Menschen direkt arbeiteten.
Beschreibung
Die Pandemie ist eng mit einer sozialen Krise verbunden. Zu den Menschen, die schon vor der Pandemie von Ausschlussprozessen betroffen waren, kamen diejenigen Gruppen hinzu, deren ohnehin schwachen Verbindungen zu staatlichen Netzwerken der sozialen Sicherheit nicht ausreichten, um die Folgen der Pandemie zu verarbeiten oder gar zu überwinden (siehe insbes. Sans-Papiers, Sex-Arbeiter:innen, Hausangestellte, oder sogenannte Working Poor).
Das Forschungsprojekt verfolgt sowohl eine theoretische als auch eine umsetzungsorientierte Vorgehensweise. Der Fokus liegt auf denjenigen Akteuren, die während der Pandemie mit den betroffenen Menschen direkt arbeiteten und sich dabei aufgrund der Einzigartigkeit der Situation (Dominanz der Gesundheitspolitik über alle anderen Politikbereiche) nicht auf organisationale Routinen oder fachliche Handlungskonzepte beziehen konnten. Durch das Verstehen dieser «frontline work», also das Arbeiten an vorderster Front, versprechen wir uns innovative Ansätze, wie eine auf eine gravierende humanitäre Krise fokussierte ad-hoc-Zusammenarbeit zwischen Institutionen mit unterschiedlichen Rationalitäten funktionieren kann.
Ziel ist es, zu untersuchen, wie und in welcher Form staatliche und nicht-staatliche Hilfe während der Coronapandemie an marginalisierte Gruppen vermittelt wurden, sowie zu schauen, welche Aufgaben nicht-staatliche Akteure in dieser Zeit (neu) übernommen haben, um eine Entlastung des Sozialstaates zu erreichen. Von der Pandemie wird auf weitere Krisen abstrahiert, um nicht nur sinnvolle Handhabungen für die Zukunft zu identifizieren, sondern auch bestehende Unterstützungslücken aufzuzeigen.
Eckdaten
Projektleitung
Projektpartner
Haute école de travail social HES-SO Valais-Wallis
Projektstatus
laufend, gestartet 04/2023
Institut/Zentrum
Institut für Vielfalt und gesellschaftliche Teilhabe (IVGT)
Drittmittelgeber
SNF NFP 80 «Covid-19 in der Gesellschaft» / SNSF - NRP 80 "Covid-19 in society"
Projektvolumen
484'820 CHF