Fachagentur für den digitalen Bildungsraum Schweiz: Internationaler Vergleich und Bedürfnisse der Schweizer Bildungslandschaft
Projekt analysiert im Auftrag von EDK und SBFI den Bedarf an digitalen Bildungsleistungen. Interviews, Umfragen und ein Agenturvergleich zeigen: Educa ist teils unbekannt, Edulog und Rahmenverträge werden geschätzt. Gewünscht sind mehr Best-Practices, Datenschutzübersichten und pädagogische Impulse.
Ergebnis
Ergebnisse Expert:inneninterviews, Umfrage bei kantonalen Stakeholdern und Ideenworkshop:
Das Leistungsportfolio von Educa ist bei den Expert:innen im Bildungsraum wenig bekannt, ausser Edulog und den Rahmenverträgen. Edulog wird als sinnvoll erachtet und gut vermarktet. Rahmenverträge werden als sehr gute und alternativlose Dienstleistung anerkannt.
Expert:innen sehen Educa als Bildungs-Thinktank und identifizieren Aufgaben wie Datenschutz, Datensicherheit und Rahmenverträge als zentrale Themen. Educa sollte eine Monitoring-Rolle übernehmen, technologische und pädagogische Entwicklungen beobachten und Kantone informieren. Vernetzung der Stakeholder ist ein zentrales Anliegen.
Die Umfrage zeigt höheren Bedarf an Leistungen für obligatorische und allgemeinbildende Schulen im Vergleich zur Berufsbildung. Pädagogik wird mehr nachgefragt als Daten und Technologie. Datenschutz, Datennutzung und Best-Practices sind wichtige Themen. Technologische Best-Practices und Orientierungshilfen werden benötigt. Pädagogische Studienergebnisse und Best-Practices sind ebenfalls gefragt.
Ein erheblicher Bedarf besteht an weitergehenden bildungsspezifischen Dienstleistungen. Datenschutzübersichten und Datennutzungspolitik sind gefragt. Zugang zu nationalen Rahmenverträgen und Finanzierung von innovativen Projekten sind wichtig. Educa deckt einige Bedarfe ab, wie Edulog und Rahmenverträge, aber Best-Practices fehlen.
Ergebnisse Vergleich von Fachagenturen in anderen Ländern
Acht Fachagenturen wurden analysiert: PDST (Irland), INDIRE (Italien), INTEF (Spanien), MOVETIA (Schweiz), KENNISNET (Niederlande), STIL (Dänemark), EDUFI (Finnland) und HITSA (Estland). Diese Agenturen unterstützen die Digitalisierung des Bildungssystems durch Innovationsförderung, Expertise und Vernetzung.
Die Hauptzielgruppe sind Schulen, Schulleitungen und Lehrpersonen. Die Agenturen bieten praktische und systemische Dienstleistungen wie Zugang zu Online-Diensten, digitale Lehr- und Lernressourcen, Datenverwaltung und Datensicherheit sowie pädagogische, technologische und organisatorische Orientierungshilfen. Sie fungieren auch als Bindeglied zwischen Politik und Praxis und fördern die Zusammenarbeit der Akteure.
Die Agenturen setzen unterschiedliche Schwerpunkte in Bereichen wie Schulentwicklung, Innovation, Forschung, Unterstützungsdiensten für die Schulpraxis, Weiterbildung und internationale Angelegenheiten. Während der COVID-19 Pandemie unterstützten sie Schulen aktiv mit zielgerichteten Angeboten.
Alle Agenturen werden vom Bildungsministerium finanziert und sind entweder eigenständige öffentlich-rechtliche Organisationen oder Teil des Ministeriums. Größere Agenturen wie INDIRE, EDUFI, PDST und STIL haben 200 bis 400 MitarbeiterInnen, während kleinere Agenturen wie KENNISNET, HITSA, INTEF und MOVETIA zwischen 40 und 100 MitarbeiterInnen beschäftigen.
Die Agenturen setzen auf starke Zusammenarbeit und Kooperationsprojekte, um Schulen bei der Umsetzung nationaler, regionaler oder kommunaler Strategien zu unterstützen. Netzwerke und gemeinsame Entscheidungsfindung sind zentral.
Strategien zur Praxisnähe
- KENNISNET und HITSA: Bereiten technologische Entwicklungen für die Schulpraxis auf.
- Finnland und Dänemark: Einbindung von Gemeinde- und Städtenetzwerken.
- STIL: Beratungsgremium mit VertreterInnen des Bildungssektors.
- Regelmässige nationale Veranstaltungen: Mit Lehrer:innen, Schulleiter:innen, Expert:innen und Forscher:innen.
IKT-Infrastruktur:
Agenturen beobachten den Markt und technologische Entwicklungen, um eine Übersicht der IKT-Produkte und Angebote im Bildungsbereich zu erhalten.
Weiterbildung der Lehrpersonen:
- PDST, INDIRE, INTEF, HITSA: Online-Kurse und didaktisches Material.
- Zusätzliche Strategien: Tutoren an Schulen (Finnland), Netzwerke (INDIRE), Bewusstseinsförderung bei Universitäten (KENNISNET, HITSA), digitale Kompetenzrahmen (INTEF, INDIRE).
Innovationsförderung:
Agenturen fördern Innovation an Schulen durch neue Ansätze des Lehrens und Lernens mit digitalen Technologien. Beispiele:
- INDIRE: Innovationsbewegung „Avanguardie Educative“.
- EDUFI: Innovationszentrum.
- KENNISNET und PDST: Verbreitung von Beispielen.
- INTEF und INDIRE: Innovative Weiterbildungsangebote.
- HITSA und EDUFI: Experimente mit Schulen.
Top-down und Bottom-up Perspektiven:
- Top-down: Nationale oder regionale Angebote zur Förderung von Innovationen.
- Bottom-up: Bildungsnetzwerke im Bereich Digitalisierung.
Mehrwert der Agenturen:
Agenturen bieten komplementäre nationale Leistungen, unterstützen ein digitales nationales Ökosystem und fördern Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer. Sie agieren als Bindeglied zu internationalen Entwicklungen und Projekten und stärken das Bewusstsein für den sicheren Einsatz digitaler Medien und den Erwerb digitaler Kompetenz.
Beschreibung
Ausgangslage und Auftrag
Educa fördert die Digitalisierung im Bildungswesen und die Qualitätsentwicklung im Bereich IKT. EDK und SBFI möchten den Bedarf an Leistungen und Diensten zur Unterstützung der Digitalisierung im Bildungssystem abklären und Informationen zur Funktionsweise solcher Institutionen sammeln. Die externe Bedarfsanalyse fokussiert auf die Evaluation der Tätigkeiten und Leistungen von Educa sowie der Governance.
Methodisches Vorgehen - Analyseschritte
Expert:inneninterviews: 26 Interviews mit nationalen Stakeholdern zur Ermittlung von Bedürfnissen und Erwartungen.
Vergleich Fachagenturen im Ausland: Bestimmung der Rolle und Leistungen von Fachagenturen in anderen europäischen Ländern.
Umfrage bei kantonalen Stakeholdern: Fragebogen an 370 Personen mit kantonaler Zuständigkeit.
Ideenworkshop: Zusammenführung der Analysen und Formulierung von Empfehlungen, gefolgt von einem Workshop zur Innovationsfähigkeit im Bildungsraum.
Eckdaten
Projektleitung
Projektstatus
abgeschlossen, 09/2020 - 06/2021
Institut/Zentrum
Institut für Verwaltungs-Management (IVM)
Drittmittelgeber
Bund
Projektvolumen
50'000 CHF