Suizidversuche von LGBTQ+ Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Schweiz – Kontexte und Hilfesuchverhalten: Eine Grounded Theory-Studie
Beschreibung
Hintergrund
Der internationale Forschungsstand belegt, dass lesbische, schwule («gay»), bisexuelle, trans und queere Jugendliche – kurz «LGBTQ+ Jugendliche» – häufiger von suizidalem Verhalten betroffen sind als die übrige Bevölkerung. Die vor allem quantitativen Studien zeigen die Risikofaktoren für Suizidversuche und Suizide bei LGBT+ Personen auf. Was fehlt sind Studien, die den Prozess hin zu einem Suizidversuch und die Wahrnehmung dieses Prozesses aus unterschiedlichen Perspektiven untersuchen. Dabei sind gerade suizidpräventive Zugänge darauf bedacht, nicht nur potentiell gefährdete Jugendliche zu sensibilisieren und zu unterstützen, sondern auch ihr nahes Umfeld (Eltern, Lehrpersonen, Gleichaltrige).
Für die Suizidprävention ist es zentral, die genauen Kontexte und den Prozess hin zu Suizidversuchen aus verschiedenen Blickwinkeln zu verstehen. Die Studie schliesst eine Forschungslücke, da bislang keine qualitative Studie zu Suizidversuchen von LGBTQ+ Jugendlichen in der Schweiz vorliegt. Die Studie untersucht die Hintergründe und Prozesse von Suizidversuchen von LGBTQ+ Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Deutsch- und Westschweiz. Darüber hinaus soll das (allfällige) jugendliche Hilfesuchverhalten vor einem Suizidversuch, beziehungsweise zwischen mehreren Suizidversuchen, besser verstanden werden. Mit den Ergebnissen soll eine grundlegende Verbesserung der Suizidprävention für LGBTQ+ Jugendlichen erreicht werden.
Methode
In einem qualitativ-interpretativen und multiperspektivischen Zugriff unter Nutzung der Grounded Theory (Strauss & Corbin, 1996) werden LGBTQ+ Jugendliche und junge Erwachsene, die im Alter von 14 bis 25 Jahren mindestens einen, aber höchstens drei Suizidversuch/e gemacht haben – und Personen aus ihrem nahen sozialen Umfeld (etwa Eltern, Kolleg:innen, Schulsozialarbeitende) – mit dem Instrument des Problemzentrierten Interviews in der Deutsch- und Westschweiz befragt (total ca. 50 Interviews). Die Auswahl der Interviewteilnehmenden erfolgt nach dem Prinzip des «theoretischen Samplings». Die Datenauswertung wird nach dem Verfahren des Theoretischen Kodierens und mit Fallcharakterisierungen vorgenommen.
Nutzen
Die Studie untersucht die Hintergründe und Prozesse von Suizidversuchen von LGBTQ+ Jugendlichen in der Deutsch- und Westschweiz und möchte dadurch die Schweizer Suizidprävention verbessern.
Eckdaten
Projektleitung
Projektteam
Projektpartner
Centre hospitalier universitaire vaudois CHUV / Service de psychiatrie de liaison; Privatklinik Meiringen / Psychiatriezentrum für junge Erwachsene Thun
Projektstatus
laufend, gestartet 01/2021
Institut/Zentrum
Institut für Public Health (IPH)
Drittmittelgeber
SNF-Projektförderung / Projekt Nr. 192684
Weiterführende Dokumente und Links
Publikationen
-
Suizidprävention für LGBTQ+-Jugendliche : Notwendigkeit, Modell und Zugänge
2024 Pfister, Andreas
-
Suicide prevention for LGBTQ+ youth in Switzerland : an interpretive processual perspective
2024 Kuhnert, Tobias; Bomolo, Niolyne; Guillet, Raphaël; Bourquin, Céline; Michaud, Laurent; Kupferschmid, Stephan; Pfister, Andreas
-
LGBTQ+ health in Switzerland : quantitative results and insights in a qualitative study on suicide attempts of LGBTQ+ youth
2023 Pfister, Andreas
-
Psychische Gesundheit von LGBTQ+ Jugendlichen
2023 Kuhnert, Tobias
-
Project Presentation "Suicide attempts in LGBTQ+ adolescents and young adults in Switzerland"
2023 Kuhnert, Tobias
-
Suicide attempts of sexual and gender minorities in Switzerland : a reconstructive personal network analysis
2023 Bomolo, Niolyne Jasmin; Budowski, Monica
-
Suizidversuche bei LGBTQ+ Jugendlichen : Einblick in eine laufende SNF-Studie
2022 Pfister, Andreas
-
Suicide attempts in LGBTQ+ youth in Switzerland : qualitative insights in school-based risk factors
2022 Bomolo, Niolyne Jasmin; Koschmieder, Nikola; Gavin, Amaelle; Kupferschmid, Stephan; Bourquin, Céline; Michaud, Laurent; Pfister, Andreas