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Präventive Wohnraumanpassung

Autonomie und Partizipation älterer Menschen mit chronischen Erkrankungen fördern

© Spitex Kriens

Auf einen Blick

Beschreibung

In der Schweiz erfolgen Wohnraumanpassungen oft erst in Folge eines Sturzes oder Unfalls. Wenn Ergotherapeut/-innen und die Spitex solche Anpassungen präventiv vornähmen, könnten nicht nur Unfälle vermieden, sondern auch die Lebensqualität, Autonomie und Partizipation älterer Menschen mit chronischen Erkrankungen gefördert werden. Ein Pilotprojekt soll dies prüfen und zeigen, ob die Betroffenen in der Folge länger in ihrem gewohnten Umfeld bleiben können.

AusgangslageDie Anzahl älterer Menschen mit chronischen Erkrankungen, welche in Privathaushalten wohnen, wird in den nächsten Jahren stark ansteigen. Doch nur ein kleiner Teil der Wohnungen und Häuser wurden unter Rücksichtnahme auf die sich wandelnden Bedürfnisse und Ressourcen ihrer Bewohnerinnen und Bewohner gebaut. Präventive Wohnraumanpassungen haben das Potenzial, Autonomie, Lebensqualität und soziale Partizipation dieser Menschen zu fördern. Solche Massnahmen können die Versorgung mit Hilfsmitteln, Anpassungen der räumlichen Gestaltung sowie persönlicher Verhaltensweisen, die Vermittlung von Ressourcen im Gemeinwesen (z.B. Mahlzeitendienst) und Empfehlungen für bauliche Anpassungen umfassen.

Zielsetzung

Ziel des Projekts ist die Entwicklung und Pilotierung der «Präventiven Wohnraumanpassung». Mit diesem interprofessionellen Angebot von Spitex-Mitarbeitenden in Hauswirtschaft und Betreuung sowie Ergotherapeutinnen und -therapeuten sollen Autonomie, Lebensqualität und Partizipation älterer Menschen mit chronischen Erkrankungen gefördert und die Auswirkungen funktioneller Verschlechterungen abgeschwächt werden. Dadurch sollen die Betroffenen so lange wie möglich und gewünscht in ihrem gewohnten Umfeld wohnen bleiben können. Die «Präventive Wohnraumanpassung» soll das Potenzial der Spitex Hauswirtschaft und Betreuung zur Früherkennung und Prävention mit dem Know-how von Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten in der Wohnraumanpassung verbinden.

Methode und Vorgehen

Basis für die gemeinsame Entwicklung der «Präventiven Wohnraumanpassung» sind Fokusgruppen mit Betroffenen sowie Stakeholdern wie Gesundheitsfachpersonen, Politikerinnen und Politiker, Altersorganisationen, Hausverwaltungen oder Wohnbaugenossenschaften. Zusätzlich wurde bestehende Evidenz zu Wohnraumanpassungen hinzugezogen. Dann wurde das Angebot mit fünf Klientinnen und Klienten der Spitex Kriens als Pilotprojekt umgesetzt und die Qualität und Wirksamkeit anhand qualitativer und quantitative Methoden evaluiert.

Ergebnisse

Die zwei Fokusgruppen zeigten Faktoren auf, die Schwierigkeiten älterer Menschen in ihrem Wohnumfeld begünstigen:

  • Nicht alters- und behindertengerechte Einrichtung der Wohnung (z.B. Türschwellen oder keine unterfahrbaren Herdplatten)
  • Barrieren im öffentlichen Raum (z.B. fehlende Rampen oder Geländer)
  • Fehlen eines sozialen Netzwerks
  • Fehlende Informationen über bestehende Unterstützungsangebote
  • Fehlende Finanzierungsmöglichkeiten von Anpassungen und Hilfsmitteln (z.B. durch AHV oder Ergänzungsleistungen)

Zudem zeigte die Befragung, dass die älteren Menschen zwar möglichst lange autonom leben möchten, jedoch nicht per se in ihrem bisherigen Wohnraum. So würden die Betroffenen etwa auch einen Umzug in eine barrierefreie Wohnung in Kauf nehmen, um ihre Autonomie zu wahren. Ebenfalls stellte sich heraus, dass der Zugang zu Ressourcen wie etwa ein soziales Netzwerk, Informationen oder finanzielle Möglichkeiten sehr unterschiedlich ist und die Betroffenen ganz eigenständige Strategien für den Umgang mit ihren Einschränkungen entwickeln. Die im Frühjahr 2021 durchgeführte interprofessionelle Intervention wurde von den meisten Teilnehmenden sehr positiv wahrgenommen. Auch bewährte sich die interprofessionelle Zusammenarbeit aus Sicht der beteiligten Organisationen, so dass die Spitex Kriens und das Zentrum für Ergotherapie Luzern das Angebot nun unter dem Namen «Programm zur Förderung von Autonomie und Partizipation älterer Menschen am richtigen Ort» in den regulären Betrieb überführen. Die Grundlagen dafür entwickelte das ZHAW-Forschungsteam gemeinsam mit den Partnern in mehreren Workshops. Darüber hinaus besteht Interesse am Angebot von Spitex-Organisationen und Ergotherapie-Praxen aus anderen Regionen der Schweiz.

Weiterführende Informationen

Publikationen