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Die Rolle der Care-Migration in der gemeindenahen Gesundheitsversorgung älterer Menschen in der Schweiz

Erfassung des aktuellen Forschungsstandes mittels eines Scoping Reviews

Auf einen Blick

Beschreibung

In der Schweiz gibt es immer mehr ältere Menschen. Das Bundesamt für Statistik (2020) prognostiziert, dass die Zahl der 65-jährigen und Älteren Schweizer:innen bis 2040 um 52% steigen wird, die Zahl der 80-jährigen und Älteren sogar um 88%. Das Schweizerische Gesundheitsobservatorium OBSAN (Pellegrini et al., 2022) erwartet, dass der Bedarf an Alters- und Langzeitpflege bis 2040 um zwischen 47% und 65% steigen wird. Nur 1.5% der 65-79-Jährigen bzw. 15.7% der über 80-Jährigen in der Schweiz leben in Pflegeheimen (Bundesamt für Statistik, 2019; Höpflinger, 2020).  

Die meisten älteren Menschen möchten auch mit Einschränkungen so lange wie möglich in ihrem gewohnten Umfeld wohnen bleiben. Um dies zu gewährleisten, benötigen sie oft Pflege- und Betreuungsleistungen. Ältere Menschen wollen ihr Leben aktiv nach ihren eigenen Vorstellungen und Wünschen gestalten, auch wenn sie auf Unterstützung angewiesen sind. Zentral sind dabei die individuellen Bedürfnisse nach Autonomie und Sicherheit.

Dass ältere Menschen auch bei Pflegebedürftigkeit länger zuhause wohnen bleiben, ist auch aus gesundheitsökonomischer Sicht sinnvoll. Während ambulante Pflegeleistungen von den Krankenkassen vergütet werden, wird die Betreuungf älterer Menschen zuhause nur lückenhaft finanziert. Als Betreuung gelten nicht KVG-pflichtige Leistungen wie beispielsweise Unterstützung und Begleitung im Alltag und Haushaltshilfe. Betreuungsleistungen werden in den meisten Fällen von den älteren Menschen oder ihren Familien selbst bezahlt oder als unbezahlte Care-Arbeit von Angehörigen oder Freiwilligen erbracht. Die klare Trennschärfe zwischen Pflege- und Betreuungsleistungen, von welcher im Gesetz ausgegangen wird, entspricht nicht der Alltagserfahrung der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Hier besteht eine Lücke in der Schweizer Versorgungslandschaft. Manche Angehörige, die diese Lücke nicht selbst füllen wollen oder können, entscheiden sich für die Anstellung einer ausländischen Betreuungsperson. Dies wird auch als Care-Migration bezeichnet. Dabei handelt es sich um "ein Arrangement, bei dem Migrantinnen, vornehmlich aus Mittel- und Osteuropa, dauerhaft oder in der spezifischen Form der <<Pendelmigration>> in Haushalten von pflege- und hilfebedürftigen Personen arbeiten" (Van Holten et al., 2013, p. 10). Die Anstellung einer Person, welche eine 24h-Betreuung leisten kann, entlastet die Angehörigen und ist oft einfacher finanzierbar als vergleichbare Angebote. Allerdings werden die als prekär eingestuften Arbeits- und Lebensbedingungen vieler Care-Migrant:innen in der Schweiz harsch kritisiert.

Folgende Fragestellungen werden in diesem Projekt beleuchtet:

  • Welchen Beitrag leisten, gemäss Evidenz, die transnationalen Sorgearrangements (siehe Hintergrund) zum autonomen Wohnen im Alter in der Region Zürich und der ganzen Schweiz, und inwiefern kann dieser von anderen gemeindebasierten Angeboten nicht geleistet werden kann?
  • Was ist der aktuelle Stand der Forschung bezüglich der Chancen und Schwierigkeiten der interprofessionellen Zusammenarbeit von in der ambulanten Versorgung tätigen Gesundheitsfachpersonen (bspw. Spitex, ambulante Ergo- und Physiotherapie) mit Care-Migrant:innen?

Um diese Fragen zu beantworten, werden wir ein Scoping Review durchführen. Mit den Ergebnissen ist im Herbst 2024 zu rechnen.