Wissenskommunikation und -transfer: Förderung der Schreibkompetenz in der beruflichen Bildung – Konzept, Durchführung und Evaluation
Auf einen Blick
- Co-Projektleiter/in : Prof. Dr. Joachim Hoefele, Dr. Karin Madlener-Charpentier
- Projektteam : Prof. Dr. Triantafyllia Liana Konstantinidou, Jan Oelkers
- Projektvolumen : EUR 19'993
- Projektstatus : abgeschlossen
- Drittmittelgeber : EU und andere Internationale Programme (Internationale Bodensee-Hochschule IBH)
- Projektpartner : Fachhochschule Vorarlberg, Pädagogische Hochschule Weingarten
Beschreibung
Ausgangslage
Berufsschüler/innen mit und ohne Migrationshintergrund weisen zu
einem erheblichen Teil Mängel im Lesen und Schreiben auf, welche
die berufliche und gesellschaftliche Integration erschweren.
Bislang gab es keine systematische Untersuchung, die fundierte
Aussagen über die Schreibkompetenzen von Berufslernenden
ermöglicht. Das IBH-Forschungsprojekt 18/758 füllt diese Lücke; es
untersucht erstmals die sprach- und textbezogenen
Schreibkompetenzen von Berufslernenden in der
D-A-CH-Bodenseeregion; die Ergebnisse machen eine gezielte
Förderdiagnostik und -didaktik möglich, welche die heterogenen
sprachlichen Ressourcen der Lernenden berücksichtigt (siehe
Abschlussbericht unten).
Projektziele
Die Ergebnisse dieses Forschungsprojekts bedürfen – über die Dissemination in der scientific community hinaus – der Wissenskommunikation und des Transfers in die Praxis der beruflichen Bildung, damit sie ihre gesellschaftliche Wirkung entfalten; dazu braucht es neben der Zusammenarbeit mit den Praktiker/innen auch die mit weiteren Stakeholdern, u.a. mit Politiker/innen, Aus- und Weiterbildungsverantwortlichen, mit Gewerbeverbänden, Medien und Lehrmittelverlagen. Im Rahmen des Wissenskommunikationsprojekts wird ein Best Practice-Modell der Wissenskommunikation entwickelt und umgesetzt.
Vorgehen
Es werden zwei Auswertungskonferenzen (A 1, A 2)
durchgeführt:
In A 1 werden in Zusammenarbeit mit Praktiker/innen des sprach- und
allgemeinbildenden Unterrichts an Berufsfachschulen didaktische
Empfehlungen erstellt, aus denen wirkungsorientierte Aus- und
Weiterbildungsangebote hervorgehen, die dem Transfer der
Forschungsergebnisse in die Praxis dienen.
In A 2 treffen Forschende und Praktiker/innen mit strategischen
Entscheidungsträger/innen bzw. Multiplikator/innen aus Politik,
Berufsbildung, Wirtschaft, Medien und Lehrmittelverlagen zusammen,
um mit diesen domänenspezifische Strategien des Wissenstransfers zu
erarbeiten. Sie bilden ein 'smartes Netzwerk', das die
Forschungsresultate und didaktischen Implikationen/Optionen
verbreitet, damit sie in der beruflichen Bildung genutzt und
implementiert werden und so ihre gesellschaftliche Wirkung
entfalten.
Das Erreichen der Projekt-(Wirkungs-)Ziele wird durch zwei
Fragebogenerhebungen und eine Medienabfrage evaluiert.
Der innovative Charakter des Projekts besteht in der gestaffelten
Zweigleisigkeit des Vorgehens mit aufeinanderfolgenden
Auswertungskonferenzen. In A 1 treffen Forschung und
Berufsbildungspraxis zusammen, um didaktische Empfehlungen und
Angebote für die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen zu
erarbeiten. In A 2 treffen Forschung und Praxis gemeinsam auf
strategische Entscheidungsträger in Politik, Berufsbildung,
Wirtschaft und Medien, um Möglichkeiten zur Verbreitung und
Implementierung der Forschungsergebnisse und der didaktischen
Angebote zu erarbeiten und umzusetzen. Daraus entsteht ein
wirkungsvoller Potenzierungseffekt, da aus A 1 praxisrelevante
Ergebnisse und didaktische Angebote hervorgehen, die durch ihre
konkrete Anwendbarkeit und ihre gesellschaftliche Relevanz gerade
auch Entscheidungsträger/innen aus Politik, Berufsbildung und
Wirtschaft überzeugen.
Dazu trägt auch die Form der Wissenskommunikation zwischen
Forschenden, Berufsbildungspraktiker/innen und strategischen
Entscheidungsträger/innen in A 1 und 2 bei. Durch die
gleichwertige, partizipative Zusammenarbeit im Sinne des
Mediatorenkonzepts werden die Expertise und die Ressourcen der
Berufsbildungspraktiker ebenso eingeholt wie die der strategischen
Entscheidungsträger. Dadurch entsteht ein verstärktes Commitment,
das die Aktivitäten der Beteiligten aus Politik, Wirtschaft,
Berufsbildungspraxis und Medien wirksamer und nachhaltiger
gestaltet.
Relevanz und erwartete Ergebnisse
Die Relevanz des Projekts besteht darin, dass es den Transfer
der Forschungsergebnisse inkl. didaktischer Empfehlungen und
Angebote (s.o.) in die Praxis der beruflichen Bildung systematisch
plant, umsetzt und evaluiert. So können neue Impulse für die
Curriculum-Entwicklung und die Aus- und Weiterbildung von
Lehrpersonen entstehen, die zur Weiterent-wicklung der dualen
Berufsbildung in der Bodenseeregion beitragen; davon profitieren
auch die mittelständischen Betriebe, die wesentliche Träger der
dualen Berufsbildung sind. Den Berufslernenden ermöglicht es
Teilhabe an Bildung, Ausbildung und Programmen lebenslangen
Lernens; es trägt somit zu Chancengerechtigkeit, beruflicher und
gesellschaftlicher Inklusion bei.
Das hier entwickelte Modell der Wissenskommunikation steht
langfristig als Best Practice-Modell für wirkungsvollen
Wissenstransfer durch partizipative Zusammenarbeit zwischen
Forschenden, Praktiker/innen und strategischen
Entscheidungsträger/innen zur Verfügung. Das Modell kann an
weiteren Orten eingesetzt und auf andere Themen angewandt werden.
Dies kann langfristig dazu beitragen, dass mehr Ergebnisse aus
verschiedenen Domänen der angewandten Forschung in Praxis und
Gesellschaft zurückfliessen und in der Gesellschaft die angestrebte
Wirkung entfalten.
Weiterführende Informationen
Publikationen
-
Hoefele, Joachim; Madlener-Charpentier, Karin,
2021.
Wie es um die Schreibkompetenzen Berufslernender steht.
Transfer : Berufsbildung in Forschung und Praxis.
2021(3).
Verfügbar unter: https://doi.org/10.21256/zhaw-23935