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Virtual Kids - Virtuelle Charaktere zur Verbesserung der Qualität von Kindesbefragungen

Auf einen Blick

Beschreibung

Werden Kinder in Ermittlungsverfahren zu eigenen, strafrechtlich relevanten Erlebnissen oder Beobachtungen befragt, hängt es entscheidend von der Qualität der Befragung ab, ob deren Aussagen im Strafverfahren verwertbar sind bzw. ob auf dieser Grundlage Entscheidungen getroffen werden und angemessene Konsequenzen folgen können. Denn die kindlichen Aussagen sind in solchen Verfahren im Regelfall alleiniges Beweismittel. Die Anforderungen an die Qualität von Befragungen und an die Qualifikation Befragender sind entsprechend hoch, Befragungspersonen mangelt es in Ausbildung und Praxis jedoch an Übungsmöglichkeiten, denn Rollenspiele mit Ausbildungskollegen und -kolleginnen sind kaum lebensecht, und Kinder können bei diesen Themen aus ethischen Gründen im Rahmen von Trainings nicht als Schauspieler eingesetzt werden. In der Folge sind Kinder in der Praxis oft mit unerfahrenen Befragenden konfrontiert. Hierdurch werden derzeit insbesondere solche Kinder systematisch benachteiligt, welche aufgrund ihrer Sozialisationsbedingungen, psychischer Besonderheiten oder kognitiver Beeinträchtigungen in besonderem Masse auf Befragungskompetenz angewiesen sind. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Personengruppen gleichzeitig auch deutlich häufiger von Gewalt betroffen sind. Ziel dieses interdisziplinären Forschungsprojektes (Soziale Arbeit/Forensische Psychologie/Informatik/Design) ist es, eine Software zu entwickeln, mit deren Hilfe optimales Befragungsverhalten in besonders schwierigen Situationen (z.B. kognitive Beeinträchtigung, Autismus-Spektrum-Störung) realitätsnah und individuell trainiert werden kann. Die Softwareentwicklung erfolgt in Anlehnung an digitale Adventurespiele. Mit dieser Software kann nicht nur der kurz- und mittelfristige Trainingserfolg kontrolliert werden, sondern die standardisierte Kommunikationssituation ermöglicht es auch, systematisch zu untersuchen, welche personalen Voraussetzungen unter welchen Trainingsbedingungen Erfolg versprechen, und wie sich erklären lässt, dass manche Befragende trotz intensiver Traininigsmassnahmen suggestives Befragungsverhalten beibehalten, wohingegen andere von Trainingsmassnahmen profitieren. Abschliessend wird geprüft, ob Personen, die mit Kinderavataren trainiert wurden, nicht nur virtuell Lernfortschritte zeigen, sondern deren Befragungsverhalten auch in realen Befragungssituationen überzeugender ist. Wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Kontext Das Projekt schliesst bedeutsame Erkenntnislücken hinsichtlich der Frage der Wirksamkeit einzelner Trainingselemente und personaler Einflussgrössen. Die Erkenntnisse und das Trainingstool können sowohl für die Aus- und Weiterbildung als auch für die Personalauswahl nutzbar gemacht werden. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse kann die Befragungspraxis verbessert werden und damit der internationalen Forderung nach einer Child-friendly Justice entsprochen werden.

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