Elektro-Rollstuhl-Training bei kleinen Kindern mit Zerebralparese
Auf einen Blick
- Projektleiter/in : Prof. Dr. Brigitte Gantschnig
- Projektteam : André Meichtry
- Projektstatus : abgeschlossen
- Drittmittelgeber : Stiftung (Stiftung für Abendländische Ethik und Kultur STAB, Schweizerische Stiftung für das cerebral gelähmte Kind, Stiftung für Ergotherapie Zürich, Ebnet-Stiftung)
- Kontaktperson : Brigitte Gantschnig
Beschreibung
Hintergrund
Kinder mit einer
Bewegungsstörung (z.B. Zerebralparese) aufgrund einer
Hirnschädigung sind in ihrer Fortbewegung eingeschränkt. Sie können
dadurch ihre Umwelt nicht ihrem Alter entsprechend erkunden und nur
beschränkt an Aktivitäten Gleichaltriger oder der Familie
teilhaben. Bisher werden diese Kinder in der Schweiz häufig erst im
Jugend- und Erwachsenenalter mit Elektro-Rollstühlen versorgt.
Ziel
Ziel dieser Fallstudie war es, zu
untersuchen, ob und wie sich das Elektro-Rollstuhl-Training bei
kleinen Kindern mit Zerebralparese auswirkt auf ihre Mobilität,
ihre Lernfähigkeit einen Elektrorollstuhl zu bedienen, ihre
Qualität der Ausführung von Aktivitäten des täglichen Lebens und
ihre Qualität der sozialen Interaktion.
Methoden
Die verwendete Methode war eine
Einzelfallstudie mit einem Zeitreihendesign (A-A-B-A-B-A-B). In den
Kontrollphasen A waren die Teilnehmenden ihre eigenen Kontrollen.
In den Interventionsphasen B wurde das Elektro-Rollstuhl-Training
in wöchentlichen 45- bis 60-minütigen Sitzungen über einen Zeitraum
von 3 Monaten durchgeführt. Das Elektro-Rollstuhl-Training wurde
basierend auf der Arbeit von Nilsson und Durkin (2014) umgesetzt.
Nilsson und Durkin empfehlen verschiedene Strategien, um die
Mobilität von Kindern zu fördern. Die Ergebnisqualität wurde mit
folgenden standarisierten Messinstrumenten überprüft: Mobilität in
Metern pro Sitzung, dem Assessment of Learning Powered Mobility Use
(ALP), dem Assessment of Motor and Process Skills (AMPS), dem
Paediatric Evaluation of Disability Inventory (PEDI), and der
Evaluation of Social Interaction (ESI). Für jedes Kind haben
wir den individuellen Verlauf deskriptiv und grafisch
dargestellt.
Ergebnisse
Unter Verwendung von Daten, die
von zwei Kindern mit CP (2.3-4.0 Jahre) gesammelt wurden, zeigten
die Ergebnisse klinisch bedeutungsvolle Interventionseffekte, die
mit ALP, AMPS, ESI gemessen wurden, teilweise klinisch
bedeutungsvolle Effekte, die mit den skalierten Werten des PEDI
gemessen wurden, und keine klinisch bedeutungsvollen Effekte, die
mit den t-Werten des PEDI gemessen wurden.
Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse unserer
Studie zeigen, dass das Elektro-Rollstuhl-Training nicht nur die
Mobilität von kleinen Kindern steigert, sondern auch ihre
Lernfähigkeit, die Qualität ihrer sozialen Interaktion und die
Ausführung von Aktivitäten des täglichen Lebens. Den Resultaten
zufolge wäre es sinnvoll das das Elektro-Rollstuhl-Training auch in
der Schweiz bereits bei Kindern ab zwei Jahren durchgeführt wird.
Für die Evaluation des Elektro-Rollstuhl-Trainings empfehlen wir
verschiedene Assessments für Elektro-Rollstuhl-Mobilität und für
Partizipation.
Ausserdem empfehlen wir, Studien mit grösserer Fallzahl, um die
Generalisierbarkeit der Ergebnisse zu überprüfen. Dies könnte
entweder in der Form randomisierter kontrollierter Studien oder im
Rahmen eines internationalen Registers für
Elektro-Rollstuhl-Mobilität umgesetzt werden.
Weiterführende Informationen
Publikationen
-
Gantschnig, Brigitte; Rönnfeld, Susanne; Nilsson, Lisbeth,
2020.
Elektrorollstuhl-Training bei kleinen Kindern mit Zerebralparese.
Orthopädie-Technik.
2020(7), S. 42-49.
-
Gantschnig, Brigitte; Rönnfeld, Susanne,
2019.
In:
Abstractbook ergo 5.0.
5. Kongress der Ergotherapie in der Schweiz, Locarno, 6 - 7 September 2019.
Zürich:
ErgotherapeutInnen-Verband Schweiz.