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Karriere einer Ergotherapeutin

Diana Sigrist-Nix kam als junge Ergotherapeutin in die Schweiz, heute leitet sie die Rehabilitation im Paraplegiker-Zentrum Nottwil. Sie gestaltet Abläufe und ist verantwortlich für Hunderte Mitarbeitende.

Leiterin Rehabilitation Diana Sigrist-Nix
Als Leiterin Rehabilitation managt Diana Sigrist-Nix Ergotherapeutinnen und Physiotherapeuten, Sozialberaterinnen und Mediziner. Sie gestaltet reibungslose Abläufe – vom Eintritt eines Patienten bis zu seinem Austritt.

ZHAW-Impact Nr. 37 vom Juni 2017

Das Schweizer Paraplegiker-Zentrum Nottwil, idyllisch am Sempachersee im Kanton Luzern gelegen, ist Klinik und Kraftort zugleich. Schwere Schicksale, viel Leid, aber auch Hoffnung und Mut, mit dem sich die querschnittgelähmten Menschen ins Leben zurückkämpfen. All dies ist spürbar, wenn man die helle Eingangshalle betritt. Hier herrscht viel Betrieb. Rollstuhlfahrer kreuzen Fussgänger, Patientinnen und Patienten liegen bäuchlings auf ihren Betten, sind unterwegs zur Therapie oder einem Schwatz im Café, Personal eilt mit fliegenden Kitteln vorbei. Schon seit insgesamt 18 Jahren arbeitet die gebürtige Niederländerin Diana Sigrist-Nix hier – jetzt als Leiterin der Rehabilitation und Mitglied der Geschäftsleitung.

Europäischer Master an der ZHAW

Zu ihrem Bereich zählen rund 550 Mitarbeitende aus mehreren Berufsgruppen, von der Ergo- und Physiotherapie über die Sozialberatung bis zur Medizin.  Dass eine Nicht-Medizinerin Ärztinnen und Ärzten vorsteht, ist für das Gesundheitswesen mit seinen meist starren Hierarchien ungewöhnlich. Sigrist-Nix stellt aber klar: «Ich fälle keine medizinischen Entscheide, sondern nehme Managementaufgaben wahr.» Als Leiterin Rehabilitation ist sie dafür verantwortlich reibungslose und wertschöpfende Abläufe zu gestalten – vom Eintritt eines Patienten in die Klinik bis zu seinem Austritt.

Sigrist-Nix arbeitet gerne konzeptionell, bei der Gestaltung von Prozessen und Strukturen läuft sie zu Hochform auf. Ihre Aufgabe beschreibt sie schnörkellos und ohne jede Wichtigtuerei. Dabei ist die Laufbahn der 41-jährigen Kaderfrau beachtlich. Mit 21 Jahren kam sie in die Schweiz, einen holländischen Bachelor in Ergotherapie in der Tasche. Zunächst war sie in einem Pflegeheim angestellt. Schon bald wechselte sie nach Nottwil und wurde dort rasch zur Leiterin der Ergotherapie befördert. Später gehörte sie zu den Ersten, die in der Schweiz einen Mastertitel in Ergotherapie erwarben: 2010 bis 2012 absolvierte sie berufsbegleitend den englischsprachigen europäischen Masterstudiengang, den die ZHAW gemeinsam mit Hochschulen in Grossbritannien, den Niederlanden, Schweden und Dänemark neu anbot.

«Ich kann mitentscheiden, welche Studienerkenntnisse für unsere Klinik relevant sind, und Innovationen fördern.»

Diana Sigrist-Nix, Leiterin Rehabilitation Paraplegiker-Zentrum Nottwil

Managerin mit Bodenhaftung

«An der ZHAW konnte ich meine wissenschaftlichen Kompetenzen erweitern», sagt sie. Das Paraplegiker-Zentrum lege Wert auf hohe Qualitätsstandards, dabei gewinne Evidenz, also der in der Forschung belegte Nutzen einer medizinisch-therapeutischen Behandlung, an Bedeutung: «Ich bin heute in der Lage, mitzuentscheiden, welche Studienerkenntnisse für unsere Klinik relevant sind, und Innovationen zu fördern.» Auch der internationale Charakter der Ausbildung an der ZHAW gefiel ihr. Der Masterabschluss in Ergotherapie war eine gute Ausgangslage für die nächsten beruflichen Schritte. Diana Sigrist-Nix wurde Leiterin Therapiemanagement im Paraplegiker-Zentrum, 2014 übernahm sie ihre heutige Funktion.

Einiges hat sie schon bewirkt. Unter anderem werden diesen Herbst die zwei bisher separaten Bereiche Ergotherapie und Physiotherapie aus fachlichen Gründen zusammengeführt: «Die Rehabilitation in unserer Institution soll ganzheitlich sein.» Im Zentrum stehe die Patientin, der Patient, sagt sie: «Für sie oder ihn sind wir da, nicht für unsere Berufsgruppen.»

Sigrist-Nix ist an der Umsetzung eines «Lean»-Managements beteiligt, das Mitarbeitende und Rückmeldungen von Patienten einbezieht. Über optimierte Prozesse soll eine noch bessere Behandlungsqualität erreicht werden. Weil Leerläufe verschwinden, sinken die Kosten – ein Dauerthema im Gesundheitswesen.

Bei all den Umstrukturierungen ist Sigrist-Nix nicht die abgehobene Managerin mit Rollköfferchen. Weil sie selbst als Therapeutin im Zentrum gearbeitet hat, kennt sie die Praxis. Das verschafft ihr Glaubwürdigkeit an der Basis. Und bei Bedarf kehrt sie auch mal ans Patientenbett zurück. Letzten Sommer sprang die Chefin zwei Wochen als Ergotherapeutin ein, weil das Personal knapp war. «Eine Herzens­angelegenheit», sagt sie. Ihre administrativen Führungsaufgaben verschob sie während dieser Zeit auf die Abendstunden. Bereits plant sie die nächste Weiterbildung. 2018 wird sie ein Studium in Business Engineering in St. Gallen in Angriff nehmen, auch wieder berufsbegleitend.

Ausgleich zum Powerplay im Job

«Ja, ich bin sehr belastbar», bestätigt sie. Das habe sie von ihren Eltern mitbekommen. Als sie an der ZHAW den Master machte, behielt sie das volle Pensum am Arbeitsplatz bei: «Man muss fokussiert sein und darf nicht bloss ‹nine to five› arbeiten wollen.» Das seien, neben den Kompetenzen, Voraussetzungen, um eine Führungsposition zu erreichen. Und auch, um im richtigen Moment hinzustehen und zu sagen: «Diese Stelle will ich jetzt, fertig!» Als Ausgleich zum Powerplay im Job kümmert sie sich um den Blumengarten ihres Hauses im Kanton Obwalden, wo sie mit ihrem Ehemann wohnt. Sie liest viel und wandert gerne. An der Schweiz schätzt sie vieles, an ihrem Herkunftsland auch, vor allem die niederländische Unkompliziertheit und Spontanität.

Patienten zu Experten in eigener Sache machen

Die schönste Seite ihrer beruflichen Aufgabe sei es, die Fortschritte der Patientinnen und Patienten zu sehen, sagt Sigrist-Nix. Am Anfang hätten die meisten den Traum, wieder gehen zu können. Doch während des mehrmonatigen Aufenthalts im Paraplegiker-Zentrum veränderten sich die persönlichen Ziele. Viel wichtiger werde, mit der Lähmung und dem Rollstuhl umgehen zu lernen, wieder einen Alltag in Selbstständigkeit aufzubauen. «Mit unserer Expertise begleiten wir die Patienten auf diesem Weg», erklärt  sie, «doch beim Austritt sind sie zu Experten in eigener Sache geworden.»  Das sei immer wieder ein Erfolgserlebnis.

Autorin: Susanne Wenger

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