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«Die ZHAW lehrt und forscht am Puls der Zeit»

10 Jahre ZHAW – ein Anlass für Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner und Rektor Jean-Marc Piveteau, um in die Zukunft zu blicken. Wie muss Hochschule künftig aussehen? Vorabdruck aus der März-Ausgabe des ZHAW-Impact, das am 15. März erscheint.

Bildungsdirektorin Silvia Steiner und ZHAW-Rektor Jean-Marc Piveteau sitzen am Tisch, im Gespräch für das Impact-Magazin.
Das Schweizer Fachhochschulenmodell ist eine Erfolgsgeschichte, die unbedingt fortgesetzt werden muss zum Wohl von Gesellschaft und Wirtschaft. Darin sind sich Bildungsdirektorin Silvia Steiner und ZHAW-Rektor Jean-Marc Piveteau einig.

ZHAW-Impact Nr. 36 vom März 2017

Welche Hochschulbildung brauchen wir, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern?

Silvia Steiner: Wir brauchen Hochschulen, die mit Weitblick und Verlässlichkeit eine qualitativ hochstehende Bildung anbieten. Dafür setze ich mich ein. Die Gesellschaft und damit auch die Wirtschaft geben vor, welche Berufsfelder und welche Qualifikationen gefragt sind. Ihre Bedürfnisse sollten in die Ausbildung einfliessen, damit sich die Absolventinnen und Absolventen erfolgreich bei künftigen Arbeitgebern einbringen können. Genau da ist die ZHAW stark, weil sie eng mit gesellschaftlichen Organisationen und Unternehmen zusammenarbeitet und weiss, was benötigt wird.

Fachhochschulen sollen so ausbilden, dass Absolventen berufsfähig sind. Was bedeutet «berufsfähig» in Zukunft?

Jean-Marc Piveteau: Die jungen Leute auf die Zukunft vorzubereiten, bedeutet unter anderem, dass wir sie befähigen, mit ungewissen Situationen umgehen zu können,
Situationen, in denen Lösungen nicht klar ersichtlich sind. Sie müssen neue Wege finden, ihr Wissen einzusetzen, ihre Handlungen definieren und reflektieren zu können.
Silvia Steiner: Als sehr wichtig erachte ich die Fähigkeiten, vernetzt zu denken und im Team zu arbeiten.


Wie müssen Studierende dafür ausgebildet werden?

Jean-Marc Piveteau: Hier sehe ich vor allem einen grossen Unterschied zu meiner Generation. Als ich mein Studium abgeschlossen habe, war ich der Meinung: «Jetzt bin ich ausgebildet, ich habe einen Rucksack für das Leben». Mir war klar, dass ich mich hier und da noch etwas weiterbilden müsste – aber der Rucksack war gepackt. Bei den jungen Menschen heute ist dies nicht mehr der Fall. Deshalb genügt es nicht mehr nur, dass wir ihnen Fach- und Methodenwissen vermitteln – das ist zwar auch sehr wichtig, damit die Absolventinnen und Absolventen sofort nach ihrem Abschluss im Berufsfeld einsetzbar sind – Bildung heisst heute vielmehr, dass wir die Studierenden zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern bilden, die sich stets weiterentwickeln.
Silvia Steiner: Ich möchte hier die Wichtigkeit des lebenslangen Lernens unterstreichen. Die Bildung sollte so breit sein, dass es jungen Menschen gelingt, sich ändernde
Herausforderungen anzupacken. Nicht zuletzt deshalb erwarte ich von einer zukunftsfähigen Ausbildung, dass sie praxisorientiert ist.

Welchen Stellenwert hat die ZHAW heute in der Bildungslandschaft?

Silvia Steiner: Die Fachhochschulen und damit auch die ZHAW sind eine wichtige Schnittstelle. Sie sorgen für die Durchlässigkeit unserer Bildungslandschaft. Unser Ausbildungssystem ist dadurch nicht mehr nur zweigleisig – junge Menschen stehen nicht nur vor der Wahl, Hochschule oder nicht. Ganz im Gegenteil: Talentierte und motivierte Nachwuchskräfte können auch ohne gymnasiale Matur ein Studium absolvieren. Weil hier ein grosser Bedarf besteht, ist die Position der ZHAW gut gefestigt.

Die Studierendenzahlen steigen. Worauf ist die Anziehungskraft des Modells zurückzuführen?

Silvia Steiner: Ich glaube, die jungen Leute haben mittlerweile verinnerlicht, dass man kaum mehr in demselben Beruf pensioniert wird, in dem man einst die Lehre absolviert hat. Vor allem bei der Generation, die jetzt ausgebildet wird, ist die Botschaft vom lebenslangen Lernen angekommen. Die ZHAW leistet hier einen wichtigen Beitrag.
Jean-Marc Piveteau: Als Rektor der ZHAW sage ich natürlich auch: Wir sind so attraktiv, weil unsere Dozierenden und Forschenden eine gute Arbeit leisten, weil wir als Hochschule erfolgreich und unsere Absolventinnen und Absolventen in der Arbeitswelt begehrt sind.
Silvia Steiner: Ja, sicher. Die ZHAW lehrt und forscht am Puls der Zeit, ihre Studiengänge sind attraktiv und auch der wissenschaftliche Leistungsausweis kann sich sehen lassen: Ihre Studien finden grosse Beachtung.
Jean-Marc Piveteau: Wesentlich ist aber auch, wie Frau Steiner gesagt hat, dass das Fachhochschulmodell an und für sich ein Erfolgsmodell ist. Es ist einzigartig und ein wichtiger Erfolgsfaktor für unseren Wirtschaftsstandort. Wir müssen dafür sorgen, dass dies so bleibt. Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der ZHAW sehe ich auch darin, dass wir in einem Kanton angesiedelt sind, dem es wirtschaftlich gut geht und der sich zu seinen Hochschulen bekennt.

Bildungsabschlüsse sind nur das eine. Wichtig ist auch, dass die Absolventinnen und Absolventen einen adäquaten Job finden.

Silvia Steiner: Die geringe Akademiker-Arbeitslosenquote in der Schweiz weist darauf hin, dass die Hochschulen im Allgemeinen nahe am Arbeitsmarkt ausbilden. Gefragt sind nicht die «gescheiten Luftibusse», sondern kompetente Fachkräfte, die sich nach dem Studium on the job effizient in konkrete Fragestellungen einarbeiten können. 

Kritiker warnen vor der Akademisierung der Gesellschaft.

Silvia Steiner: Ich sage immer: Es braucht nicht nur Häuptlinge, sondern auch Indianer. Aber in der Schweiz leben wir nun mal in einer Dienstleistungsgesellschaft. Der Arbeitsmarkt verlangt nach hoch qualifizierten Arbeitskräften. Und Fakt ist, dass die Anforderungen weiter steigen werden, denken Sie etwa an die Digitalisierung oder die Robotisierung. Es braucht qualitativ hochwertige Ausbildungen, um zukunftsfähig zu bleiben. Das heisst natürlich nicht, dass jede Berufsausbildung auf Hochschulniveau angeboten werden muss. Wir haben ja auch eine hervorragende, weltweit anerkannte Berufsbildung. 

Angesichts der Digitalisierung werden viele Jobs verschwinden – sowohl nicht-qualifizierte als auch qualifizierte.

Silvia Steiner: Viele Berufsfelder werden sich weiter verändern. Wir haben über das lebenslange Lernen schon gesprochen. Am Puls der Zeit zu bleiben, ist die grosse Herausforderung. Diese stellt sich sowohl dem einzelnen Individuum als auch unseren Bildungsinstitutionen. 

Interview Patricia Faller

Lesen Sie weiter...

Lesen Sie das vollständige Interview über das Erfolgsmodell Fachhochschule und die Auswirkungen der Digitalisierung in der März-Ausgabe des ZHAW-Impact, das am 15. März erscheint. Im Dossier «Unterwegs» geht es um selbstfahrende Autos und Züge, Studierende, die in Indonesien Unternehmen beraten und Dozierende, die in Kambodscha Hebammen oder in Ecuador Finanzminister coachen sowie Risiken und Nebenwirkungen des mobilen Internetzugangs.

Das Hochschulmagazin erscheint mit einem neuen Konzept, neuem Design und mit einer App, die auch für Smartphones tauglich ist.

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