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Professionalität

Sozipedia – Kolumne über Fachbegriffe auf Abwegen

Von Martin Biebricher  

Ist die Soziale Arbeit eine Profession auf Augenhöhe mit «klassischen» Professionen wie Medizin, Jurisprudenz und Theologie? Oder darf sie sich nur «Semiprofession» nennen? Was kennzeichnet Professionalität in der Sozialen Arbeit? Diese und ähnliche Fragen bestimmen seit Jahren den wissenschaftlichen Diskurs. In der Praxis schwingen sie insbesondere dort mit, wo die Soziale Arbeit interdisziplinär mit anderen Professionen zusammenarbeitet. 

Was aber hat es mit dem Begriff der Profession, der Professionalität eigentlich auf sich? Das französische Wort «profession» bezeichnet etwa ab dem 16. Jahrhundert ganz allgemein das Gewerbe und den Beruf einer Person. Geht man historisch weiter zurück, erschliesst sich für die Soziale Arbeit mehr. Das lateinische Wort «professio» beschreibt ein öffentlich abgegebenes Bekenntnis, etwa zu eigenen Überzeugungen und Werten. Die christlichen Ordensgemeinschaften pflegen diese Begrifflichkeit nach wie vor: Nonnen und Mönche legen zum Ende des Noviziats die sogenannte «Profess» ab – ein oder mehrere Ordensgelübde, mittels derer man sich feierlich zu den zentralen Regeln des Zusammenlebens der jeweiligen Gemeinschaft bekennt. 

In diesem Sinne kann Professionalität in der Sozialen Arbeit verstanden werden als ein Bekenntnis zu und als eine permanente Orientierung an einem definierten Selbstverständnis und damit verbundenen Werten. Werte, wie sie die «Global Definition of Social Work» der International Federation of Social Workers oder der «Berufskodex Soziale Arbeit Schweiz» des hiesigen Berufsverbands  
AvenirSocial beschreiben.  

Daraus abzuleiten, die Soziale Arbeit habe als Profession ganz allgemein eine Art expertokratische Allzuständigkeit für das Soziale, greift jedoch zu kurz. Der 2013 verstorbene Sozialpädagoge Burkhard Müller verweist in diesem Zusammenhang auf drei Bedingungen einer professionellen Ethik der Sozialen Arbeit, nämlich erstens das bewusste Einlassen auf die Alltagsprobleme der Adressat:innen, zweitens das Anerkennen ihrer Entscheidungskompetenzen und die damit verbundene Notwendigkeit zur partizipativen Aushandlung sowie drittens die Akzeptanz, dass die Soziale Arbeit «in ihrem Erfolg von anderen Instanzen (zum Beispiel Schule, Arbeitsmarkt, ökonomische Lage etc.) abhängig ist», welche im Zweifelsfall für die Lebensperspektiven der Adressat:innen wirkmächtiger sind als die Soziale Arbeit selbst. 

Die Kolumne als Podcast 

Wollen Sie mehr hören über Fachbegriffe der Sozialen Arbeit hören, deren Bedeutung im Laufe der Jahre durch häufigen Gebrauch vielleicht verwässert wurde?  

Martin Biebricher, Co-Studiengangleiter Bachelor, spricht mit Menno Labruyère, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Digital Campus und ausgebildeter Sozialarbeiter, im gleichnamigen Podcast regelmässig über Fachbegriffe auf Abwegen.  

«Sozipedia» ist eine Rubrik des ZHAW-Podcasts «sozial» und auf allen gängigen Playern verfügbar. Jetzt abonnieren – keine Episode verpassen! 

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