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Coaching Skills: Wie dynamisiere ich festgefahrene Muster?

ZHAW-Dozentin und Coaching-Expertin Marianne Hänseler über Komfortzonen und die Wirkung überraschender Fragen

Interview: Regula Freuler

Nicht nur im Privatleben, auch im Coaching-Prozess kann es zu festgefahrenen Situationen und Mustern kommen. Wie findet man als Coach aus diesen wieder heraus?

Marianne Hänseler: Wichtig ist zunächst, sich nicht vom Druck der Umstände lähmen zu lassen. Zum einen gibt es den Zieldruck, beispielsweise in fünf dreissigminütigen Sitzungen ein Coaching erfolgreich abzuschliessen, weil keine weiteren finanziellen oder personellen Ressourcen vorhanden sind. Zum anderen gibt es den Problemdruck, etwa wenn man es mit Jugendlichen mit Mehrfachbelastungen zu tun hat, die nun eine Berufswahl treffen müssen. Man darf sich vom Wissen, dass das junge Gegenüber noch viele andere Baustellen hat im Leben, nicht in eine übertriebene Verantwortungshaltung rücken lassen.

Was heisst das?

Eine Form von festgefahrener Situation kann so aussehen: Der oder die Coachee sitzt einem abwartend gegenüber und hofft, dass der oder die Coach die Problemlösung aufzeigt – und damit die Verantwortung übernimmt. Hier besteht die Herausforderung darin, den Klienten oder die Klientin aus der Reserve zu locken und einzuladen, aktiv zu werden. Dazu steht einem als Coach eine Reihe von Fragetechniken zur Verfügung, die sich üben lassen.

«Wer seine Selbststeuerung weiterentwickeln will, kann dies nicht nur auf eine rein rationale, kognitive Weise tun.»

Marianne Hänseler, Dozentin und Co-Leiterin des Instituts für Sozialmanagement

Zum Beispiel?

Kommt man mit lösungsfokussierten Fragen nicht weiter, kann man die Perspektive auch umdrehen und eine Verschlimmerungsfrage stellen, etwa: «Mit welcher Ihrer Handlungen könnten Sie Ihre Situation noch verschlimmern?» Damit kann man das Gegenüber überraschen und klar machen: sie oder er kann einen Beitrag leisten, welcher Art auch immer. Vor allem aber zeigt man auf, dass die Situation, in derjenigen das Gegenüber steckt, nicht oder nicht vollständig ein vorgegebenes Schicksal ist, sondern dass man es in irgendeiner Weise in die Hand nehmen kann.

Und wie sähe ein lösungsfokussierter Weg aus?

Nehmen wir noch einmal das Beispiel des Jugendlichen im Jobcoaching: Man spricht über Games, die er spielt. Man fragt nach der coolsten Figur im Game und lädt den Jugendlichen dazu ein sich vorzustellen, er selbst wäre diese Figur und fragt ihn, was er dann tun würde. Als Coach versetzt man sich also in die Welt des anderen hinein. Das gehört zum Kern des Coachings. Dazu verwendet man Bilder aus der Welt des anderen. Coole, kraftvolle Bilder, die Lust darauf machen, Neues auszuprobieren und die Leichtigkeit erfahrbar machen.

Bei Ihrem Beispiel ist der Coaching-Prozess eher kurz. Wie sieht es bei langzeitigen Begleitungen aus?

Ich coachte einmal eine IV-Beraterin. Ihr Klient kam seit zwei oder drei Jahren zu ihr, die beiden hatten eine sehr gute Beziehungsbasis. Ein Coach-Wechsel hätte also nicht unbedingt zu einer Verbesserung geführt. Im Rahmen unseres Coachings merkte die Frau, dass sie sich gewisse Fragen nicht zu stellen traute. Sie hätte ihre Komfortzone verlassen müssen.

Was niemand gerne tut. Es erfordert Mut.

Man kann auch sagen: Es geht um Selbststeuerung. Wer sich darin weiterentwickeln will, kann dies nicht nur auf eine rein rationale, kognitive Weise tun. Die meisten von uns sind sich dies zwar gewohnt. Aber dabei lässt man die unbewussten Informationen und Ressourcen beziehungsweise Kompetenzen weg. Ich arbeite darum oft mit kreativen Methoden wie Aufstellungen oder Metaphern, bei denen der oder die Coachee den Körper automatisch miteinbezieht – und damit Gefühle.

Wie kann man eine solche Aufstellung gestalten?

Eine Möglichkeit sind Skalierungsfragen. Man breitet eine Skala von eins bis zehn auf dem Boden aus und stellt eine Frage, zum Beispiel: Wie viel Mut haben Sie, etwas Neues auszuprobieren? Die Coachee stellt sich auf eine Zahl. Dann geht es weiter: Was wäre der nächste Schritt, um eine Zahl höher zu steigen? Auf diese Weise konstruiert man Wirklichkeit, die man über den Körper erfährt – und die zu neuen Handlungsstrategien führen kann.

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