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Evaluation und Bestandesaufnahme Wöchnerinnen in der Schweiz

Eine Studie im Aufrag des Bundesamtes für Gesundheit

Auf einen Blick

Beschreibung

Am 30. August 2002 beauftragte die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrates (SGK-N) mit dem Postulat Goll den Bundesrat, einen Bericht über den Gesundheitszustand von Wöchnerinnen und deren Betreuung zu erstellen. Am 23. Oktober 2002 erklärte sich der Bundesrat bereit das Postulat entgegenzunehmen. In einem ersten Schritt wurde durch das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) eine Literaturübersicht „Nachbetreuung von Wöchnerinnen“ erstellt (Beck and Knoth 2003). 2009 wurde zudem ein Bericht über den Gesundheitszustand von Wöchnerinnen verfasst (KoLe-Bericht). Zielstellung des hier dokumentierten Teilprojekts ist nun, die Versorgungsangebote für Wöchnerinnen in der Schweiz in einer Bestandsaufnahme des Betreuungs-, Beratungs- und Unterstützungsangebots darzustellen.



Dies umfasst konkret folgende Zielstellungen:

1. Eine Übersicht über die wichtigsten Akteure und Angebote zu gewinnen.

2. Das Versorgungsangebots aus Sicht von Expertinnen und Experten der Wochenbettbetreuung zu evaluieren.

3. Die Datenlage zu bezogenen und vollbrachten Leistungen im Wochenbett zu erfassen.


Dabei haben sich folgende Ergebnisse heraus kristallisiert:


1. Multiprofessionelle Betreuung und Beratung für Wöchnerinnen

Die Betreuung, Unterstützung und Beratung im Wochenbett wird in der Schweiz von den Berufsgruppen der Hebammen, Pflegefachpersonen, Stillberaterinnen, Mütterberaterinnen sowie von

Ärztinnen und Ärzten wahrgenommen. Im Rahmen der stationären Versorgung wirken vor allem

Pflegefachpersonen und Stillberaterinnen, in der ambulanten Versorgung Hebammen, Stillberaterinnen und Mütterberaterinnen.


2. Versorgungsangebot insgesamt gut

Im Rahmen einer qualitativen Evaluation des Versorgungsangebotes aus Sicht beruflicher Expertinnen und Experten ergab, dass das aktuelle Versorgungsangebot insgesamt als gut bewertet wird. Die Leistungen im Rahmen der obligatorischen Krankenpflegeversicherung sind vielfältig, werden von sehr gut qualifiziertem Gesundheitspersonal erbracht und können von den Frauen bis zum Abschluss des Wochenbetts in Anspruch genommen werden.


3. Fragmentiertes Angebot ohne personelle Kontinuität

Eingeschränkt wird diese positive Bewertung durch die Feststellung, dass das Versorgungsangebot fragmentiert und eine kontinuierliche Betreuung der Frauen und ihrer Familien kaum möglich ist. In bestimmten Regionen der Schweiz besteht zudem ein Mangel an frei praktizierenden Hebammen, so dass es zum Teil zu Versorgungslücken nach der Entlassung aus den Spitälern kommt. Darüber hinaus werden aus Sicht der Expertinnen und Experten Potentiale der Gesundheitsförderung und Prävention nicht ausreichend genutzt, und es fehlt an spezifischen Versorgungsangeboten für Frauen in schwierigen, sozialen Lebenslagen.


4. Handlungsbedarf hinsichtlich Einführung der leistungsbezogenen Vergütung

Insgesamt lassen die Ergebnisse darauf schliessen, dass das Versorgungsangebot in Hinblick auf den sozialen Wandel und auf die daraus resultierenden veränderten Anforderungen weiterentwickelt werden sollte. Die Einführung der leistungsbezogenen Vergütung wird voraussichtlich zu einer weiteren Verlagerung der Wochenbettbetreuung in den ambulanten Sektor führen. Eine politisch gestützte, vorausschauende Entwicklung neuer Versorgungskonzepte und -strukturen sowie die Sicherung entsprechender personeller Ressourcen wären dann erforderlich.


Neben den Expertinnen- und Experteninterviews wurden auch Datenerhebungen der Leistungserbringer in der Wochenbettzeit ausgewertet. Dabei zeigt sich folgendes Bild:


1. Evaluation der Nachfrage: Wenig empirisch gesichertes Wissen

Es gibt eine Reihe Datenerhebungen über erbrachte Dienstleistungen verschiedener Akteure in der postpartalen Phase, die für eine detaillierte Betrachtung herangezogen werden könnten. Was allerdings weitgehend fehlt, ist die Berücksichtigung der Nachfrageseite. Zudem lassen sich die verschiedenen Datenbanken lediglich vergleichen, nicht jedoch verlinken. Eine kontinuierliche Datenerhebung wäre wünschenswert, um Informationen über die Veränderung über die Zeit gewinnen zu können. Das würde erlauben, die Angebote anhand empirischer Erkenntnisse an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen.


2. Beratung im Umgang mit der neuen Lebenssituation

Die Auswertung der verfügbaren Daten ergab, dass die grosse Mehrheit der betreuten Frauen eine Beratung im Umgang mit der neuen Lebenssituation sucht. Zentral sind dabei Fragen rund um das Stillen resp. zur Ernährung und zur Pflege des Kindes. In den ersten zehn Tagen nach der Geburt liegen darüber hinaus medizinische Indikationen bei Mutter und/oder Kind vor, die eine Betreuung begründen. Dabei waren bei den Müttern die Wundheilung und bei den Kindern eine Hyperbilirubinämie die häufigsten Gründe. Sowohl Hebammen als auch Mütterberaterinnen werden zudem wegen psycho-sozialer Probleme aufgesucht.


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