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Polizeikommunikation und Social Data Science

Digitale Behördenkommunikation auf Twitter am Beispiel der Polizei

Auf einen Blick

Beschreibung

Die Nutzung von sozialen Medien wie Twitter, Facebook oder Instagram als digitale online Kommunikations-Plattformen nimmt seit der zweiten Hälfte der 2010er Jahren rapide zu, die tägliche Nutzung von sozialen Medien durch eine große Anzahl von Menschen hat wesentlich zum digitalen Wandel beigetragen, der seit der Jahrtausendwende von Personen aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft gleichermaßen konstatiert, beforscht und vorangetrieben wird. Dieser Wandel stellt Gesellschaft und damit auch den Staat und seine Institutionen vor vielfältige Herausforderungen. Dies insbesondere auch darum, weil eine gelingende Kommunikation zwischen staatlichen Behörden und Gesellschaft grundlegend ist für ein funktionierendes, demokratisches Staatswesen, welches für sich beansprucht, die soziale Kohäsion der Gesellschaft zu gewährleisten. Staatliche Institutionen stehen somit vor der Herausforderung, ihre Kommunikation mit den veränderten kommunikativen Bedingungen in Einklang zu bringen und die Bevölkerung dort anzusprechen, wo sich zunehmend auch bewegen: auf den digitalen Kommunika-tionsplattformen von sozialen Medien.Dass soziale Medien solchen Zuspruch erfahren, ist den Vorteilen geschuldet, die eine Kommunikation über sie aufweist: Die Kommunikation ist niederschwellig, hierarchiefrei, «real time», multimedial, direkt und dialogisch. Gleichzeitig birgt diese Kommunikationsform auch Risiken: Ist eine Information einmal gepostet (auf der Plattform publiziert), gibt es für Empfänger:innen kaum Kontrollmöglichkeiten bei Falschinformationen einzugreifen. Zudem ist es schwierig, einmal verbreitete Falschinformationen wieder zu korrigieren. Es darf zudem nicht vergessen werden, dass gewisse Bevölkerungsgruppen von sozialen Medien ausgeschlossen sind (z. B. bestimmte Altersgruppen oder auch Personengruppen, die sozialen Medien kritisch ge-genüberstehen oder über keinen Zugang dazu verfügen etc.). Zudem können soziale Medien von Einzelpersonen und Gruppierungen genutzt werden, um Extremismus, Radikalisierung und Verschwörungstheorien zu verbreiten.Diese knappen Ausführungen zeigen, dass der digitale Wandel auch die Arbeit der Polizei betrifft und einerseits deren bisherige Aktivitäten im realen Raum, andererseits aber auch ihre Arbeit im neuen, digitalen Räumen stattfindet. Die Polizei steht dabei vor einer zweifachen Herausforderung: Erstens muss sie neue Problemlagen erfassen, die durch den digitalen Wandel entste-hen und zweitens ist sie mit dem Anspruch konfrontiert, die Chancen der Digitalisierung unter Berücksichtigung der Risiken so zu nutzen, dass die sozialen Medien im Sinne einer effektiven Polizeiarbeit sinnvoll eingesetzt werden. Der Fokus des hier dargelegten Vorhabens liegt auf der Polizeikommunikation mittels sozialer Medien, also nicht auf digitalen Formen von Kriminalität (z. B. Cyberkriminalität) oder digitalen polizeilichen Fahndungsmittel (z. B. predictive policing oder der Strafverfolgung im digitalen Raum). Die Unmittelbarkeit und Niederschwelligkeit der sozialen Medien erscheint dabei als attraktives Instrument einer bürgernahen Polizeikommunikation, die das Vertrauen der Bevölkerung in die Polizeiarbeit stärkt und so einen positiven Effekt auf die Kriminalprävention haben kann. Die polizeiwissenschaftliche Forschung setzt sich seit rund zehn Jahren mit Fragen von sozialen Medien und Polizeikommunikation auseinander. Unter den Forschenden besteht weitgehender Konsens, dass das Potential der niederschwelligen Interaktion, welches ja gerade eines der attraktiven Merkmale von sozialen Medien darstellt, für die Beziehungspflege zwischen Polizei und Bevölkerung nur ansatzweise ausgeschöpft wird. Der Umgang von Schweizer Polizeikorps mit sozialen Medien wurde bisher nicht untersucht. Vor diesem Hintergrund verfolgt dieser Beitrag im Rahmen eines explorativen Vorgehens ein zweifaches Erkenntnisinteresse: Erstens interessiert die Frage nach der Nutzung von Twitter durch schweizerische Polizeikorps und geht dabei folgenden Fragen nach: Wie nutzen die schweizerischen Polizeikorps Twitter zur Kommunikation mit der Bevölkerung? Kann man Aussagen darüber machen, wie die Bevölkerung auf polizeiliche Tweets reagiert? Zweitens beschäftigt sich der Beitrag auch mit der methodischen Frage, inwiefern sich Metadaten von Twitter, die mit Methoden der Data Science ausgewertet werden, zur Beantwortung der eben genannten Fragen nutzen lassen. Dadurch, dass sich so viele Menschen so häufig auf sozialen Plattformen bewegen, werden auf diesen Plattformen zu viele Daten generiert, als dass die sozialwissenschaftlichen Disziplinen diese Datenquelle ignorieren könnten. Für die sozialwissenschaftliche Forschung stellen soziale Medien folglich eine Datenquelle dar, deren erkenntnistheoretisches Potential es kritisch auszuloten gilt.

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