Ökobilanzierung von Sportrasen der Stadt Zürich

Auf einen Blick
- Projektleiter/in : René Itten, Matthias Stucki
- Projektteam : Lukas Glauser
- Projektstatus : abgeschlossen
- Drittmittelgeber : Öffentliche Hand (ohne Bund) (Stadt Zürich / Grün Stadt Zürich)
- Projektpartner : Stadt Zürich / Grün Stadt Zürich
- Kontaktperson : René Itten
Beschreibung
Fussball ist die beliebteste Team-Sportart der Schweiz. Für ein
Fussballspiel braucht es nur Spieler, einen Ball und ein
Rasensportfeld. Letzteres ist jedoch nicht einfach nur Rasen,
sondern ein genau definiertes und konstruiertes Bauwerk, welches
aus Natur-, Hybrid- oder Kunststoffrasen bestehen kann. Die Stadt
Zürich will den Primärenergieverbrauch sowie die
Treibhausgasemissionen pro Person reduzieren. Um die
Umweltauswirkungen der verschiedenen Arten von Rasensportfeldern zu
analysieren und zu vergleichen, beauftragte Grün Stadt Zürich die
Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften mit einer
Ökobilanz-Studie.
In Zusammenarbeit mit den Rasensportfeld-Experten und -Expertinnen,
die die Rasensportfelder in der Stadt Zürich bauen und unterhalten,
wurden Primärdaten über den gesamten Lebenszyklus der Sportrasen
gesammelt. Basierend auf diesen Daten wurden Sachbilanzen für je
zwei verschiedene Naturrasen und Kunststoffrasen sowie einen
Hybridrasen erstellt, die alle Lebenszyklusphasen abdecken. Die
Ökobilanz umfasst eine Auswahl der vom Joint Research Council der
Europäischen Kommission empfohlenen Indikatoren für den
organisatorischen und produktbezogenen ökologischen Fussabdruck
sowie die aggregierte Gesamtumweltbelastung nach Methode der
ökologische Knappheit in Umweltbelastungspunkten und Human- und
Ökotoxizität nach USEtox.
Berücksichtigt werden die Umweltauswirkungen anhand der
untersuchten Wirkungskategorien von der Produktion und dem Bau der
Rasensportfelder über die Pflege und Renovation bis zum Rückbau und
der Entsorgung. Nicht in diese Ökobilanz-Studie einbezogen werden
indirekte Umweltauswirkungen, welche durch die Nutzer der
Rasensportfelder entstehen, z.B. während der An- und Rückfahrt
sowie durch die benötigte Sportkleidung oder Ernährung. Die
Datengrundlage dieser Studie basiert auf Werten der Stadt Zürich.
Die Resultate können daher nur bedingt auf andere geografische
Regionen adaptiert werden.
Bei theoretisch maximal möglicher Nutzungsdauer, die sich je nach
Rasentyp unterscheidet, verursacht bei allen untersuchten
Indikatoren ausser Treibhausgasemissionen und Primärenergiebedarf
über den gesamten Lebenszyklus gesehen das unverfüllte
Kunststoffrasensportfeld die tiefsten Umweltauswirkungen. Danach
ist das Resultat unterschiedlich für die weiteren Rasensportfelder
in Abhängigkeit der untersuchten Umweltauswirkungen.
Die Erstellung von Naturrasensportfeldern, mit oder ohne
Dränschicht, hat bei allen untersuchten Indikatoren die geringsten
Umweltauswirkungen pro Quadratmeter. Der Bau von Hybrid- oder
Kunststoffrasenspielfeldern (unverfüllt oder verfüllt) hat
vergleichbar oder deutlich höhere Umweltauswirkungen für die
unterschiedlichen Indikatoren, da grosse Mengen an synthetischen
Materialien benötigt werden.
Während des Betriebs sind die Umweltauswirkungen bei Natur- und
Hybridrasen im Vergleich zu Kunststoffrasen deutlich höher,
insbesondere im Hinblick auf die Eutrophierung, da die Herstellung
des erforderlichen Mineraldüngers energieintensiv ist und die
Emissionen bei seiner Ausbringung eine stark eutrophierende Wirkung
haben.
Der wichtigste Faktor für die Umweltauswirkungen ist jedoch die
jährliche Nutzungszeit. Kunststoff- und Hybridrasen können im
Vergleich zu Naturrasen wesentlich länger bespielt werden pro Jahr.
Bei optimaler Auslastung haben Kunststoffrasensportfelder deutlich
geringere Umweltauswirkungen pro Nutzungsstunde.
Die jährliche Nutzungszeit ist jedoch nicht nur abhängig vom
Rasensportfeld, sondern auch von der vorhandenen Infrastruktur. So
sind die jährlichen Nutzungsstunden von Rasensportfeldern ohne
Beleuchtung deutlich einschränkt. Des Weiteren sind zusätzliche
Faktoren ausschlaggebend für die Nutzungsintensität und die daraus
resultierende Qualität der Rasensportfelder.
Weiterführende Informationen
Publikationen
-
Itten, René; Kägi, Thomas,
2022.
Life cycle assessment of artificial turf : importance of microplastics.
In:
82nd Cycle Assessment Discussion Forum (LCA DF), Zurich, Switzerland, 4 November 2022.
Verfügbar unter: https://lca-forum.ch/fileadmin/generic_lib/Resources/Public/Downloads/DF82/11_Itten.pdf
-
Itten, René; Glauser, Lukas; Stucki, Matthias,
2022.
Artificial versus natural turf sports fields : life cycle environmental impacts.
In:
INUAS Conference 2022 "Urban Transformations: Public Spaces", Winterthur, Switzerland, 7-9 September 2022.
-
Itten, René; Glauser, Lukas; Stucki, Matthias,
2022.
Life cycle assessment of turf sports fields.
In:
Europe, Middle East and Africa Synthetic Turf Council (ESTC) Congress, Nice, France, 31 March 2022.
-
Itten, René; Stucki, Matthias; Glauser, Lukas,
2021.
Life cycle assessment of artificial and natural turf sports fields : executive summary.
Wädenswil:
ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.
Verfügbar unter: https://doi.org/10.21256/zhaw-21510
-
Itten, René; Glauser, Lukas; Stucki, Matthias,
2020.
Wädenswil:
ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.
Verfügbar unter: https://doi.org/10.21256/zhaw-20774