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Robotik und autonome Geräte in Betreuung und Gesundheitsversorgung

Auf einen Blick

Beschreibung

Hintergrund: Die demografische Entwicklung, Fachkräftemangel und der steigende ökonomische Druck auf das Gesundheitswesen führen dazu, dass bei der Betreuung und Versorgung von Menschen zunehmend technische Lösungen in Betracht gezogen werden. Bislang stehen Roboter überwiegend in der Phase einer hauptsächlich technikgetriebenen Entwicklung und Erprobung. Eine Beurteilung von Chancen und Risiken hingegen steht noch aus. Ziel: Die vorliegende Studie erhebt den Ist-Stand und Makrotrends zu Robotik in Betreuung und Gesundheitsversorgung. Sie ermittelt Chancen und Risiken im Hinblick auf einen technisch machbaren, wirtschaftlich realisierbaren und ethisch wünschenswerten Einsatz von Robotik im Gesundheitswesen und formuliert auf dieser Grundlage Empfehlungen für Politiker und andere Entscheidungsträger. Methodisches Vorgehen: Um den Ist-Stand und die Trendentwicklung zu erfassen, stützt sich die TASWISS-Studie auf eine umfassende Literaturanalyse zu aktuellen Entwicklungen, Prototypen und deren Einsatz in der Praxis. Dieser Analyse liegt die systematische Durchsuchung diverser Datenbanken sowie eine ergänzende Freihandsuche zugrunde. Anhand dieses Literaturfundus wurden der Ist-Stand ausgewertet, eine Umweltanalyse mittels des PESTEL-Verfahrens vorgenommen und Makrotrends ermittelt. Eine Akteursbefragung mittels Fokusgruppen erlaubte es zudem, eine Bedarfsanalyse zu erheben und anhand von deren Resultaten sieben Schlüsselfaktoren herauszuarbeiten und zehn Thesen zu formulieren, welche Experten aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Ethik, Technik und Recht im Rahmen eines Workshops anschliessend eingehend diskutierten. Gestützt auf die Erkenntnisse aus Literaturanalyse und Akteursbefragung legt die TA-SWISS-Studie drei Szenarien zu möglichen zukünftigen Entwicklungen des Einsatzes von Robotik in Betreuung und Gesundheitsversorgung vor. Diese Szenarien erlauben es, Chancen und Risiken zu verdeutlichen, Handlungsbedarf und -optionen für Politik, Forschung und Gesundheitswesen aufzuzeigen und schliesslich konkrete Empfehlungen für die verschiedenen Entscheidungsträger zu formulieren. Ergebnisse: Das Gebiet der Robotik zeichnet sich durch die Vielfalt und verschiedene Komplexität der Geräte aus. Die meisten identifizierten Gerätetypen lassen sich nach ihrer Funktion in drei Gruppen einteilen: 1. Trainingsgeräte und Hilfsmittel zur Bewegungsausführung, Mobilität und Selbständigkeit, 2. Geräte, die den Menschen ergänzen, entlasten oder seine physische Anwesenheit ersetzen können sowie 3. Geräte, die den Menschen begleiten und mit ihm interagieren. Die Geräte befinden sich überwiegend in der Entwicklung und Erprobung und stehen nur zum Teil bereits regelmässig im Einsatz. Innovation im Bereich der Technik ist ein wesentlicher Treiber für neue Anwendungen im Gesundheitswesen. Bei der Einführung von Robotik spielen aber nicht nur die technische Machbarkeit und die ökonomische Effizienz eine Rolle. Wichtig ist insbesondere auch die Akzeptanz vonseiten der verschiedenen Akteure, die nicht zuletzt durch deren kulturellen Hintergrund, rechtliche und ethische Aspekte sowie soziale, psychologische und individuelle Faktoren beeinflusst wird. Zu den Chancen des Einsatzes von Robotik im Gesundheitswesen gehört die Entlastung professioneller, aber auch nichtprofessioneller Nutzer, wie zum Beispiel pflegender Angehöriger. Für Patienten und deren Familien können technische Innovationen einen Gewinn an Autonomie und Mobilität darstellen und zu einer verbesserten Integration und Lebensqualität beitragen. Auf institutioneller Ebene bietet Robotik ein Rationalisierungspotenzial im Bereich organisatorischer und logistischer Prozesse. Gesamthaft gesehen dürfte sich, bei einer gleichzeitigen Entlastung der Pflegefachkräfte und Linderung des Fachkräftemangels, die Qualität der Versorgung von Patienten und pflegebedürftigen Personen verbessern lassen. Zu den Risiken zählt, dass durch den Einsatz von Robotern die direkten Kontakte zwischen den Patienten und dem Gesundheitspersonal abnehmen. Das könnte sich negativ auf das Wohlbefinden und den Genesungsprozess der Patienten auswirken oder sogar zu deren Vereinsamung führen. Gleichzeitig würden auch die Pflege- und andere Gesundheitsberufe zunehmend unattraktiver, was den Fachkräftemangel zusätzlich verstärken könnte. Ein weiteres Risiko besteht bei besonders vulnerablen Personen, welche selbst kein Einverständnis zum Einsatz von Robotern geben können. Heikel erscheint auch das Missbrauchspotenzial der von den Geräten gesammelten Daten. Ungeklärt ist weiter, wer bei Schäden haftet, welche (semi-)autonom agierende Roboter verursachen. Auf institutioneller Ebene ist zu befürchten, dass der wirtschaftliche Druck zum bevorzugten Einsatz von Geräten führen könnte, die ökonomisch zwar vorteilhaft sind, aber für die Betroffenen Nachteile wie z.B. Kontaktverlust bringen und möglicherweise zu Arbeitsplätzeabbau führen könnten. Da es kaum Kosten-Nutzen-Analysen für Roboter im Gesundheitswesen gibt, besteht schliesslich das Risiko, dass ihr Einsatz zu einer Kostensteigerung führen könnte. Schlussfolgerungen: Unzureichende Regelungen, z.B. im Haftungsrecht, im Datenschutz und in der Ethik, führen bereits jetzt zu Risiken für Menschen, die mit der Forschung, Erprobung und Anwendung von solchen Geräten zu tun haben. Ein abwartendes und reaktives Vorgehen der Politik würde diese Risiken in Kauf nehmen. Massnahmen, z.B. die Klärung des Haftungsrechts und des Datenschutzes, sind deshalb bereits heute notwendig und können nicht in unbestimmte Zukunft verschoben werden. Eine proaktive und steuernde Politik scheint am besten geeignet, Risiken von Robotik in Betreuung und Gesundheitsversorgung zu mindern und gleichzeitig deren Chancen zu nutzen.

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