Eingabe löschen

Kopfbereich

Hauptnavigation

Angewandte Linguistik

Dolmetsch­wissenschaft

Die Professur Dolmetschwissenschaft beschäftigt sich mit der mündlichen Sprachmittlung. Dazu zählen in erster Linie das Konferenzdolmetschen sowie das Dolmetschen für Behörden, Gerichte und Spitäler (Community Interpreting). Das Dolmetschen, und insbesondere das Konferenzdolmetschen, ist von jeher ein stark technologisierter Beruf: Ohne Dolmetschanlage, Kopfhörer und Mikrofone ist es kaum möglich. Zurzeit unterliegt der Dolmetschberuf und (sprachliche und mehrsprachige) Interaktion im Allgemeinen wiederum einem starken Wandel: Unterschiedliche Technologien wie künstliche Intelligenz und Videokonferenzplattformen verändern das Dolmetschen und führen zu neuen Formen. Dazu gehören zum Beispiel das computergestützte Dolmetschen und die computergestützte Dolmetschausbildung, das Videodolmetschen, aber auch die völlig mit KI automatisierte Sprachmittlung. Die Untersuchung dieser Phänomene hilft, die vielschichtigen Auswirkungen auf Dolmetschende und andere Beteiligte in mehrsprachigen Interaktionen besser zu verstehen und den Wandel mitzugestalten.

Im Fokus

Einsatz von KI als Unterstützung

Durch computergestütztes Dolmetschen wird versucht, Konferenzdolmetschende zu entlasten, indem automatisch generierte Inhalte auf dem Computerbildschirm eingeblendet werden. Die Inhalte können verschiedene Formen annehmen. Ein häufiges Beispiel sind Übersetzungsvorschläge für Fachwörter, Zahlen oder Eigennamen. Während solche Vorschläge durchaus zu einer höheren Genauigkeit bei der Übersetzung von Fachwörtern und Zahlen führen können, können sie auch eine höhere kognitive Belastung sein. Ein anderes Beispiel für KI als Unterstützung ist der Einsatz von KI in der Ausbildung von Dolmetschenden. Mit KI können beispielsweise interaktive Dialoge generiert werden, um das Gesprächsdolmetschen zu üben. 

Sprachmittlung durch KI

Sprachmittlung durch KI geschieht immer dann, wenn Übersetzungsapps genutzt werden oder sogar eine simultane maschinelle Übersetzung zum Zug kommt. Ein Forschungsschwerpunkt ist der Einsatz von KI im Spital zur Kommunikation mit fremdsprachigen Patient:innen. Im Fokus stehen hier situative Faktoren, die für die Entscheidung zwischen maschineller Übersetzung und Dolmetschfachpersonen eine Rolle spielen, aber auch die Auswirkungen auf die Interaktion zwischen Gesundheitsfachperson und Patient:in. Diese Forschung ist wesentlich, um Empfehlungen für den Einsatz von maschineller Übersetzung einerseits und Dolmetschfachpersonen andererseits zu formulieren. Sie zeigt zudem «good practices» für die Verwendung von maschineller Übersetzung auf.

Neue Formen des Ferndolmetschens

Bereits ab den 1970er-Jahren wurden Konferenzdolmetschende per Satellit zu Anlässen an anderen Orten zugeschaltet. Spätestens in den 2020er-Jahren hat sich das Ferndolmetschen sowohl im Konferenzdolmetschen als auch im Community Interpreting fest etabliert. Der Schwerpunkt der Forschungsarbeiten liegt hier einerseits auf Faktoren, die das Ferndolmetschen (positiv oder negativ) beeinflussen, andererseits aber auch auf der Pilotierung von neuen Formaten für das Ferndolmetschen der Zukunft, zum Beispiel durch den Einsatz von Mixed realities.

Forschungsbasierte Lehre

Ausbildung

In der Lehre werden Dolmetschtheorie und -praxis behandelt. Der Bachelor Mehrsprachige Kommunikation geht dabei besonders auf Community Interpreting ein, im Master Language and Communication (Vertiefung Konferenzdolmetschen) wird verstärkt das Konferenzdolmetschen behandelt. Dabei fliessen aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung wie auch neue Trends aus der Berufspraxis ein, um Studierende optimal auf die Zukunft im Bereich Dolmetschen und Sprachmittlung vorzubereiten. Durch den Einsatz von Technologien hat sich die Berufspraxis massgeblich verändert. Remote Simultaneous Interpreting und computer-assisted interpreting sind wichtige Schlagwörter, die innerhalb des Studiums aufgegriffen werden. Das geschieht in der theoretischen Auseinandersetzung in Vorlesungen oder Seminaren, als auch in der Anwendung in Kursen und dolmetschpraktischen Übungen im Master Language and Communication (Vertiefung Konferenzdolmetschen). Ausserdem können diese Themen im Rahmen von Bachelor- oder Masterarbeiten aufgegriffen werden.  

Weiterbildung

Das Weiterbildungsangebot baut auf der langjährigen Erfahrung der Dozierenden auf und umfasst insbesondere berufsbegleitende Kurse zur Qualifizierung von Dolmetschfachpersonen. Dazu gehören:

Die Teilnehmenden erweitern ihre Kompetenzen durch Fachkenntnisse und Techniken. Interaktive und praktische Übungen unterstützen sie bei der Umsetzung der neu erworbenen Kenntnisse in ihrem Berufsalltag.

Die Beratungsangebote umfassen verschiedene massgeschneiderte Angebote zur mündlichen Sprachmittlung in verschiedenen Kontexten. Ein wichtiger Bereich ist die mündliche Sprachmittlung in Spitälern und öffentlichen Institutionen. Mit dem DIZH-geförderten Kooperationsprojekt mit der UZH «Digilinguo» (Leitung Alice Delorme Benites und Sarah Ebling) ist 2025 zusätzlich eine neue Plattform für die Vernetzung und das Testen von verschiedenen Übersetzungstools entstanden.

Team

Prof. Dr. Michaela Albl-Mikasa
Leiterin Professur Dolmetschwissenschaft (bis Juli 2025)