Archiv 2022
Erneuerbare Energien im gesellschaftlichen Spannungsfeld von Akzeptanz und Nutzen
Der Einsatz von erneuerbaren Energien ist ein zentrales Element bei der Umsetzung der Energiestrategie 2050. Neben der technischen Realisierung und den ökonomischen Auswirkungen spielt die gesellschaftliche Akzeptanz für die Umsetzung eine zentrale Rolle. Mit diesem wichtigen Thema wollen wir uns beim aktuellen Energie- und Umweltforum auseinandersetzen.
Referenten
Die Akzeptanz von erneuerbaren Energien und die Macht der Gefühle
Dr. Bernadette Sütterlin, Institut für Nachhaltige Entwicklung, ZHAW School of Engineering
Bei der Beurteilung und Informationsverarbeitung in Zusammenhang mit Energietechnologien lassen sich Menschen stark von Gefühlen leiten. Löst eine Technologie positive Gefühle aus, wird ihr Nutzen hoch und ihr Risiko tief eingeschätzt. Die Akzeptanz von erneuerbaren Energien wird somit wesentlich von Gefühlen bestimmt. Emotionen spielen auch bei Energieinfrastrukturprojekten eine tragende Rolle. Die Opposition gegen Energieinfrastrukturprojekte ist durch die ortsbezogene emotionale Bindung und die in Zusammenhang mit örtlichen Charakteristiken ausgelösten Gefühle bedingt. Gängige Lösungsansätze zur Förderung der Akzeptanz von erneuerbaren Energien sind oft nicht zielführend, weil sie auf der Annahme einer rationalen Entscheidungsfindung basieren und die emotionale Ebene nicht ausreichend berücksichtigen.
Transparenz und Vertrauen – Schlüssel zum Kraftwerksbau
Matthias Czerny, EKZ Renewables AG
Die Industrie ist eingeladen, Kraftwerke zur Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien zu bauen. Wesentlich ist der Umgang mit der betroffenen Bevölkerung, um die für den Bau von grossen Wind- und Solaranlagen benötigte Akzeptanz zu erreichen. Dabei steht in der Praxis weniger die Möglichkeit einer finanziellen Beteiligung der Bürger:innen als der allgemeine Nutzen für die Gesellschaft im Vordergrund: Was ist der Vorteil für die Gemeinde? Ist dadurch die lokale Stromversorgung gesichert? Hat die Anlage für die Energiewende einen systemrelevanten Nutzen, was die Beeinträchtigung der Landschaft rechtfertigt? Hierzu muss der Projektentwickler die betroffene Bevölkerung ehrlich und transparent aufklären. Dies schafft Vertrauen und Kooperationsbereitschaft.
Reine Fakten? Der Einfluss von Informationen auf die Akzeptanz von Erneuerbaren Energieprojekten in der Bevölkerung
Prof. Dr. Ulf Hahnel, Fakultät für Psychologie, Universität Basel
Erneuerbare Energieprojekte, wie die grossangelegte Nutzung von Tiefengeothermie, können nur umgesetzt werden, wenn sie von der Bevölkerung befürwortet werden. Die
Kommunikation von Risiken und Potenzialen spielt hierbei eine bedeutende Rolle. In der vorgestellten Forschung wurde der Einfluss von Informationen auf die Akzeptanz von Erneuerbaren Energieprojekten untersucht. Dabei wurden folgende Forschungsfragen beantwortet: Welches Gewicht haben positive gegenüber negativen Informationen auf dieAkzeptanz in der Bevölkerung? Wie lange erzielen Informationen einen Einfluss auf die Akzeptanz? Welchen Einfluss haben Voreinstellungen zur Technologie auf die
Informationsverarbeitung? Zu welchen Zeitpunkt sind Informationen am effektivsten? Die Relevanz der Studienergebnisse für die Energiewende wird abschliessend diskutiert.