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Architektur, Gestaltung
und Bauingenieurwesen

Spitäler in der Krise

Spitäler in der Krise

Masterthesis Julia Kleeb
Frühlingssemester 2025

Dozierende: Regula Iseli, Stefan Kurath

Koreferent: Rainer Klostermann

Gastkritiker:in: Philippe Jorisch, Rahel Lämmler

Vorwort der Dozierenden

Das Gesundheitswesen in der Schweiz befindet sich in einem Umbruch. Spitalstandorte werden in Frage gestellt. Einige Spitäler stehen bereits leer. Die ersten werden gar abgebrochen. Eine Fehlentwicklung vor dem Hintergrund der Klima- aber auch Wohnungskrise in den Städten. 

Ein Abriss vernichtet unnötig graue Energie und ist damit einer nachhaltigen Entwicklung unserer Welt nicht zuträglich. Gleichzeitig werden mit dem Bestand Strukturen abgerissen, die grosses Potential für kostengünstigen Gewerbe-, Atelier-, Arbeits- und Wohnraum haben. Hinzu kommt, dass die Spitalstandorte gut erschlossen und auch in Stadtquartieren räumlich integriert sind. Als Hoheitsgebiet der öffentlichen Hand findet sich hier ein Steilpass für eine nachhaltige und kostengünstige Quartiersentwicklung.

Vor dieser Ausgangslage befasst sich Julia Kleeb prototypisch mit dem Kinderspital in der Stadt Zürich. In ihrer entwerferischen Untersuchung des Bestandes lotet sie die Vielfalt möglicher Nutzungen in Bezug zur Wertigkeit des Bestandes aus. Die Provisorien und Baracken können direkt und ohne viel Aufwand in bezahlbare Atelier-, Büro-, Gemeinschaftsräume umgenutzt werden. Robuste Bestandesstrukturen wie das Bettenhaus nutzt Julia für vielfältige Wohnungsformen um. Die etwas aufwendigere Aufstockung soll für eine höhere Personendichte im Areal und mit den weiteren Wohnangeboten auch zu einer sozialen Durchmischung beitragen. Die denkmalgeschützten Bauten können trotz Mittelgangerschliessung und kleinkammerigen Raumeinteilungen gut zu Alters- und Studierendenwohnungen umgenutzt werden. Der Freiraum erfährt in der Ausdifferenzierung von öffentlich, gemeinschaftlich und privat eine Klärung. Aufgrund einer Verbesserung der Zugänge ins Areal, bieten die neuen öffentlichen Räume einen Mehrwert für das gesamte Stadtquartier. Mit der Öffnung der Erdgeschosse im einstigen Eingangsbereich des Spitals und der Errichtung eines kleinen Bistros schafft Julia Angebote der Alltagsversorgung und Raum für gemeinschaftliche Aktivitäten im Stadtquartier.

In ihrer ganzen Arbeit zeigt Julia auf allen Ebenen ortsbaulicher Überlegungen akribisch auf, wie sehr sich der Bestand von Spitalbauten für Umnutzungen in eine grosse Vielfalt an Nutzungen eignet, die das Quartierleben bereichern. Die Arbeit zeigt auf, wie sehr es sich lohnt sich ernsthaft mit dem Bauen im und mit Bestand auseinander zu setzen. Im Umgang mit leerstehenden Spitalbauten umso mehr, als dass es die Aufgabe der öffentlichen Hand ist, bei Innenentwicklung, Nachverdichtung, Klimaanpassung, Lösung der Wohnungsnot, Schaffung von Aufenthaltsqualität und Aktivierung eingeschlafener Stadtquartiere mit gutem Beispiel voran zu gehen.